Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Dlf-Sportgespräch
"Die FIFA ist nicht korrupt"

Sepp Blatter, das war die FIFA. Die FIFA, das war Sepp Blatter – doch in letzter Zeit ist es ruhig geworden, um den ehemaligen Präsidenten des Fußballweltverbandes. Blatter hat seinem Verband das fragwürdige Erbe hinterlassen, als Paradebeispiel einer durch und durch verdorbenen Sportorganisation zu gelten.

Sepp Blatter im Gespräch mit Dietrich Karl Mäurer | 01.10.2017
    Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter
    Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter (imago stock & people)
    Ende 2015 wurde Sepp Blatter von der hauseigenen FIFA-Ethikkommission gesperrt - laut Urteil wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Blatter hatte eine verdächtige Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Michel Platini angewiesen, den damaligen Chef des europäischen Verbandes UEFA. Auch Platini wurde suspendiert. Die Sperre Sepp Blatters beträgt sechs Jahre.
    "Ich lebe! Ich lebe gut, mir geht es auch gut", sagte Blatter im Deutschlandfunk-Sportgespräch. Der aber zugab in letzter Zeit einige gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. Mittlerweile laufe er aber wieder "mit seinen eigenen Füßen und Beinen".
    Der 81-Jährige kündigte auch an nach der WM 2018 in Russland eine Autobiographie über sein Leben veröffentlichen zu wollen. Eventuell könnte daraus auch ein Film entstehen.
    "Politischer Druck bei WM-Vergabe"
    Angesprochen auf die Korruptionsfälle entgegnete Blatter vehement: "In der FIFA gibt es keine Korruption, die FIFA ist nicht korrupt." Es seien nur Leute in der FIFA gewesen, die sich jetzt den Richtern stellen müssen. Die Korruption sei aber in den jeweiligen Konföderationen abgelaufen.
    Auch zu den möglichen gekauften Vergaben der Fußball-WM an bestimmte Ländern, bezog der Schweizer Stellung. "Die FIFA-WM wurde nicht gekauft. Die FIFA-WM wurde durch politischen Empfehlungen, um nicht zu sagen, politischen Druck vergeben."
    Blatter verwies auf den Garcia-Report, des ehemaligen FIFA-Chefermittlers Michael Garcia, der keine Stimmenvergabe habe belegen können. Blatter erklärte, dass es bei der WM-Vergabe 2022 an Katar, Druck des damaligen französischen Präsidenten Sarkozy auf den damaligen FIFA-Vizepräsidenten Michel Platini gegeben habe. Platini hat nachweislich für das Emirat gestimmt.
    Da England und die USA als Verlierer aus der WM-Vergabe hervorgegangen waren, hätten die USA und das FBI Ermittlungen aufgenommen.
    Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter (li.) mit dem ARD-Korrespondent der Schweiz, Dietrich Karl Mäurer.
    Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter (li.) mit dem ARD-Korrespondent der Schweiz, Dietrich Karl Mäurer. (deutschlandradio / Dietrich Karl Mäurer)
    "Es wurde unter der Gürtellinie gespielt"
    Der Schweizer betonte auch noch einmal, dass er nach seiner Wiederwahl als FIFA-Präsident nicht züruckgetreten sei, sondern sein Mandat zur Verfügung gestellt habe.
    Blatter griff im Deutschlandfunk auch die Medien an und erwähnte speziell die deutschen Medien: "Wenn man in einer solchen Position ist, musst Du mit solchen Sachen rechnen, aber es wurde dann unter der Gürtellinie gespielt und das ist dann nicht schön."
    Der Walliser legte auch Wert darauf, dass bei seiner Sperre durch die FIFA-Ethikkommission festgestellt worden sei, dass es keine Korruption und keine Bestechung gewesen sei, sondern nur eine "unvorsichtige Handlung." In diesem Fall sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.
    "Fußball darf sein menschliches Gesicht nicht verlieren"
    Die Geschehnisse rund um die FIFA beobachte er aktuell nur aus der Distanz, den Fußball als Spiel verfolge er weiterhin sehr intensiv. "Es wird heutzutage sehr attraktiver Fußball gespielt, man muss jetzt nur aufpassen, dass er sein menschliches Gesicht nicht verliert."
    Damit meinte er vor allem die Verwendung von immer mehr Technik im Spiel, wie den Videoschiedsrichter.
    Auch zur Ausweitung des WM-Teilnehmerfeldes auf 48 Mannschaften zur WM 2026 zeigte sich der Schweizer skeptisch. "32 Mannschaften ist das beste Feld, das man zusammensetzen kann." Mehr Mannschaften würden aber nicht automatisch mehr Qualität bedeuten.
    Auch zum Frauenfußball äußerte er sich. Auch wenn er den Frauenfußball fördere und gefördert habe, werde dieser nie das Niveau des Männerfußballs erreichen. "Der Fußball ist ein Spiel für Männer."
    Als seine größten Verdienste während seiner Zeit beim Fußball-Weltverband nannte er die Entwicklungshilfe und die Vermarktung des Spiels durch Fernsehen und Sponsoren. "Die Hochzeit vom Fußball mit dem Fernsehen, hat den Fußball salonfähig gemacht".
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.