Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Doktor Spiele

In Leipzig wird zurzeit geschossen und gezockt, was das Zeug hält. Auf der größte Messe für Computer- und Videospiel Europas, der Games Convention, wetteifern rund 300 Aussteller um die Gunst von gut 15.000 Besucher täglich. Dabei spielt aber auch Bildung eine Rolle: Entwickler von Lernspielen zeigen ihre Neuerscheinungen und auch Programme, die von Studierenden an Hochschulen entworfen wurden, können angetestet werden.

20.08.2004
    Spiele gelten als eine nicht nur spannende, sondern auch anspruchsvolle Aufgabe für Informatiker. Das Gros der in Leipzig gezeigten Spiele erschafft virtuelle Welten, die zwar schnelle Reflexe, aber nicht unbedingt viel Nachdenken erfordern. Lernspiele, bei denen auch Grips und Fantasie verlangt ist, haben in Halle 2 der Messe Leipzig einen Platz gefunden. Mit einem Klassiker der Spielgeschichte hat sich Peter Stahlhacke befasst: mit dem Mühlespiel. Der Diplom-Informatiker hat seinen Abschluss an der Universität Kaiserslautern absolviert, wo man viel an Künstlicher Intelligenz forscht. Einen mehr oder weniger intelligenten Gegner im Mühlespiel entwickelt Stahlhacke schon vor einigen Jahren. In Heimarbeit hat sein PC damals sämtliche möglichen Stellungen des Brettspiels durchgerechnet. Darauf aufbauend arbeitet Stahlhacke nun an seiner Doktorarbeit: "Die vollständige Berechnung und die Analyse jeder einzelnen Position ist auch Teil der Doktorarbeit. Dieser Teil ist schon beendet, das heißt, es gibt eine Mühle-Datenbank, in der alle 18 Millionen Stellungen des Spiels gespeichert und bewertet sind. Mit einem Computerprogramm kann man nun eine beliebige Stellung eingeben, dann wird die Datenbank abgefragt und man erhält eine Information darüber, welche Seite besser steht, ob man gewinnen kann und wenn ja, in wie viel Zügen."

    Sein Doktorvater ist Ingo Althöfer vom Institut für Angewandte Mathematik der Uni Jena. Er ist selbst Spielentwickler und hat unter anderem ein Römerspiel mit dem schönen Titel "Hermann und Tusnelda verprügeln die Römer" geschrieben. Für einen Doktortitel in "Computerspiele" interessierten sich vor allem Personen aus dem Ausland, erzählt Althöfer: "In Deutschland ist es nicht einfach, über Spiele zu promovieren. Wer meint, Fähigkeiten und Interesse zu haben, kann mich kontaktieren." Er warnt aber, dass ein Doktortitel auch bei diesem Thema keine Spielerei ist: "Es sieht nach außen so aus, es ist dann aber knallharte Mathematik oder Informatik erforderlich."