Es wäre beinahe euphemistisch, die Meldung vom Suizid Robert Enkes im November letzten Jahres als erschütternd zu bezeichnen. Sie löste viel mehr aus als nur Irritation und Ratlosigkeit, denn einen Sinn wollte niemand erkennen im Freitod des Torhüters, der in der Nähe seines Hauses in Eilvese bei Hannover den Tod auf den Bahngleisen suchte. Depressionen waren das Motiv des deutschen Nationalkeepers, sie wurden zum Thema von ein paar Wochen, die Krankheit schien das Land befallen zu haben, doch nur wenig später verschwand die Aufgeregtheit und auch die Erinnerungen an Robert Enke vergilbten. Vor ein paar Wochen vergab sein alter Klub Hannover 96 seine Rückennummer erneut - wo man doch gelobt hatte, sie nie wieder einem anderen Torhüter zu geben.
In diesen Tagen erscheint eine Biografie Enkes. Sie heißt: "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben." Ronald Reng, ein renommierter deutscher Sportjournalist, der über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu Enke entwickelte, hat sie geschrieben, und er hat es nicht allein getan: Teresa Enke, die Witwe, hat ihm Einblick gewährt, in ihre Erinnerungen, und auch das Tagebuch des Ehemannes hat sie Reng zugänglich gemacht. Intimer geht es kaum, und so ist das Ergebnis ein zutiefst intimes Buch, dessen größte Stärke zugleich manchmal auch eine Schwäche ist: Eine solche Nähe vermögen nur wenige Biografen zu entwickeln - Reng gelingt es scheinbar ohne Mühe.
Er stellt Fragen:
"Welche Kraft muss diese Krankheit besitzen, wenn sie einen wie ihn in den Trugschluss lockt, der Tod sei eine Losung?"
Und schon bald erfährt der Leser, dass Enke durchaus Pläne hatte, die weiterreichten, dass er das Versteckspiel wegen der Krankheit irgendwann beenden wollte:
"Wie lebt es sich mit Depressionen oder nur mit der Ahnung, sie konnten jeden Moment wiederkommen? Mit der Angst vor der Angst? Die Antworten wollte Robert Enke gerne selber geben. Er wollte dieses Buch schreiben, nicht ich."
Reng hat es getan, ohne viel Zeit zu verlieren. In nicht einmal zehn Monaten entstanden diese 432 Seiten, die das Leben eines der begabtesten Keeper seiner Generation bündeln. Es lässt den Leser teilhaben an der Entwicklung des Junioren-Keepers in Jena, an seinen Spielen in Mönchengladbach, den Weg über Lissabon nach Barcelona, wo Enke erstmals einen schweren Rückschlag erlitt, als ihn Barca-Coach Louis van Gaal auf die Ersatzbank setzte. Der Zweifel nagte. Und er wurde stärker.
Reng schildert mit viel Sensibilität den Tod von Enkes zweijähriger Tochter Lara, die an einem angeborenen Herzfehler verstarb. So entsteht weniger die Biografie eines Spitzensportlers als die Beschreibung einer Verkettung von Schicksalsschlägen.
Enke versucht sie mithilfe des Kölner Psychotherapeuten Valentin Markser zu überwinden - anfänglich scheint es ihm zu gelingen, der Depression zu trotzen. Doch die Krankheit ist stärker. Am 6. September 2009 notiert Enke in sein Tagebuch:
"Am Abend Sitzung bei Valentin. Bin nicht ehrlich zu ihm."
Reng konstatiert:
"Er hatte versucht, sein Leiden vor dem Psychiater herunterzuspielen. Er war nicht mehr aus seiner Rolle herausgekommen, er glaubte unbewusst, selbst vor dem Mann, der ihm helfen sollte, die Lüge aufrecht erhalten zu müssen, es ginge schon. Warum, verstand er selbst nicht."
Minutiös zeichnet Reng das Abgleiten Enkes in die Krankheit nach, und so ist "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben" tatsächlich mehr als bloß die Biografie eines Torhüters, der dem Leben entfloh. In ihren stärksten Momenten ist es die Dokumentation eines seelischen Verfalls, der sich kaum ein Leser entziehen kann.
In diesen Tagen erscheint eine Biografie Enkes. Sie heißt: "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben." Ronald Reng, ein renommierter deutscher Sportjournalist, der über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu Enke entwickelte, hat sie geschrieben, und er hat es nicht allein getan: Teresa Enke, die Witwe, hat ihm Einblick gewährt, in ihre Erinnerungen, und auch das Tagebuch des Ehemannes hat sie Reng zugänglich gemacht. Intimer geht es kaum, und so ist das Ergebnis ein zutiefst intimes Buch, dessen größte Stärke zugleich manchmal auch eine Schwäche ist: Eine solche Nähe vermögen nur wenige Biografen zu entwickeln - Reng gelingt es scheinbar ohne Mühe.
Er stellt Fragen:
"Welche Kraft muss diese Krankheit besitzen, wenn sie einen wie ihn in den Trugschluss lockt, der Tod sei eine Losung?"
Und schon bald erfährt der Leser, dass Enke durchaus Pläne hatte, die weiterreichten, dass er das Versteckspiel wegen der Krankheit irgendwann beenden wollte:
"Wie lebt es sich mit Depressionen oder nur mit der Ahnung, sie konnten jeden Moment wiederkommen? Mit der Angst vor der Angst? Die Antworten wollte Robert Enke gerne selber geben. Er wollte dieses Buch schreiben, nicht ich."
Reng hat es getan, ohne viel Zeit zu verlieren. In nicht einmal zehn Monaten entstanden diese 432 Seiten, die das Leben eines der begabtesten Keeper seiner Generation bündeln. Es lässt den Leser teilhaben an der Entwicklung des Junioren-Keepers in Jena, an seinen Spielen in Mönchengladbach, den Weg über Lissabon nach Barcelona, wo Enke erstmals einen schweren Rückschlag erlitt, als ihn Barca-Coach Louis van Gaal auf die Ersatzbank setzte. Der Zweifel nagte. Und er wurde stärker.
Reng schildert mit viel Sensibilität den Tod von Enkes zweijähriger Tochter Lara, die an einem angeborenen Herzfehler verstarb. So entsteht weniger die Biografie eines Spitzensportlers als die Beschreibung einer Verkettung von Schicksalsschlägen.
Enke versucht sie mithilfe des Kölner Psychotherapeuten Valentin Markser zu überwinden - anfänglich scheint es ihm zu gelingen, der Depression zu trotzen. Doch die Krankheit ist stärker. Am 6. September 2009 notiert Enke in sein Tagebuch:
"Am Abend Sitzung bei Valentin. Bin nicht ehrlich zu ihm."
Reng konstatiert:
"Er hatte versucht, sein Leiden vor dem Psychiater herunterzuspielen. Er war nicht mehr aus seiner Rolle herausgekommen, er glaubte unbewusst, selbst vor dem Mann, der ihm helfen sollte, die Lüge aufrecht erhalten zu müssen, es ginge schon. Warum, verstand er selbst nicht."
Minutiös zeichnet Reng das Abgleiten Enkes in die Krankheit nach, und so ist "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben" tatsächlich mehr als bloß die Biografie eines Torhüters, der dem Leben entfloh. In ihren stärksten Momenten ist es die Dokumentation eines seelischen Verfalls, der sich kaum ein Leser entziehen kann.