Trump und Sport
Warum die Wahl von Donald Trump die FIFA freut

Klub-WM, Fußball-WM, Olympia - während Donald Trumps zweiter Präsidentschaft ist der Weltsport zu Gast in den USA. Aus FIFA-Sicht ist die Trump-Wahl eine gute Sache, sagt Journalist Tariq Panja. Doch der US-Präsident könnte jemandem die Show stehlen.

Tariq Panja im Gespräch mit Matthias Friebe |
FIFA-Präsident Gianni Infantino und Donald Trump schütteln sind die Hände.
FIFA-Präsident Gianni Infantino und Donald Trump kamen in dessen erster Amtszeit gut miteinander aus. Doch Trumps Aktionen seien unberechenbar, sagt Tariq Panja von der New York Times. (IMAGO / Gripas Yuri )
Klub-WM 2025, WM 2026, Olympische Spiele 2028: allesamt in den USA. Der Sport wird nicht mehr vorbeikommen an Donald Trump, dem erneuten Präsidenten der USA. Trump wird damit während drei großer Sportgroßereignisse im Amt sein und sich gekonnt in Szene setzen. Doch was bedeutet Trumps Politik für die FIFA und dessen Präsidenten Gianni Infantino? Tariq Panja, sportpolitischer Korrespondent der New York Times äußert sich zu den möglichen Auswirkungen der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump für die Klub-WM und die WM 2026 in den USA und warum die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles für Trump ein schwieriges Pflaster werden könnten.

Das Interview im Wortlaut:

Matthias Friebe: Es gab eine Reaktion von Gianni Infantino direkt nach dem Sieg von Donald Trump. Er sagt, er sei sehr erfreut über den neuen Präsidenten. Was bedeutet das für die FIFA? Warum ist er sehr erfreut über Donald Trump?
Tariq Panja: Ich denke, dass es sowohl aus persönlicher als auch aus institutioneller Perspektive ein Anlass großer Freude für Gianni Infantino ist. Wie wir gesehen haben, ist er gerne in der Nähe von mächtigen Leuten, Weltführern, Milliardären. Und Donald Trump passt in dieses Schema. Er war der US-Präsident zu der Zeit, als die USA zusammen mit Mexiko und Kanada den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2026 erhalten haben.
Und seitdem war es zwischen Gianni Infantino und dem Weißen Haus von Trump fast wie bei einer Drehtür. Er war ziemlich oft dort. Jared Kushner zum Beispiel, Trumps Schwiegersohn, stand Gianni Infantino ziemlich nahe und lud ihn zum Abraham-Abkommen ein, die letztlich nichts mit Infantino oder Fußball zu tun haben. Es war ein diplomatisches Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Da muss man sich schon fragen, warum Gianni Infantino dabei war – aber es zeigt die Nähe.
Vergleichen wir das mit dem, was geschah, als Joe Biden Präsident der USA wurde. Ich glaube, er hat Biden vielleicht einmal getroffen, aber das war am Rande einer G20-Veranstaltung, ein Event, an dem Gianni Infantino gerne teilnimmt, fast so, als wäre er ein Staatsmann.
Aber in das Weiße Haus ging es für Infantino dann nicht mehr. Es gab sogar die Situation, ich glaube bei der Weltmeisterschaft in Katar, als Außenminister Blinken sich weigerte, den FIFA-Präsidenten zu treffen. Das ist der Grund, warum bei der FIFA jetzt gefeiert wird.
Andererseits hat sich Donald Trump eben auch als jemand erwiesen, der weder Zeit noch Geduld hat, sich an Regeln zu halten, um etwas zu erreichen. Wenn er etwas durchsetzen will, wird er es tun, sagt er. Und das ist natürlich Musik in den Ohren einer Organisation wie der FIFA.
Wenn wir an die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien zurückdenken, als Jerome Valcke, der inzwischen in Ungnade gefallene ehemalige Generalsekretär der FIFA, sagte, dass zu viel Demokratie nicht gut sei. In gewisser Weise wollte er damit sagen, dass es viel besser ist, mit Autokraten und Diktatoren umzugehen.
Matthias Friebe: Es ist einfacher...
Es ist viel einfacher, in einem solchen Umfeld zu arbeiten und Dinge zu erreichen. Und Donald Trump hat sich einer Sprache bedient, die darauf schließen lässt, dass auch sein Regierungsstil eher dieser Vorstellung entspricht, auch wenn die USA eine Demokratie sind.

"Im Geiste ähneln sich beide in gewisser Weise"

Matthias Friebe: In einem deutschen Zeitungskommentar hieß es, Trump und Infantino seien Brüder im Geiste. Stimmen Sie dem zu?
Tariq Panja: Ich weiß es nicht. Ich meine – Ich habe Donald Trump nie kennengelernt, aber von dem, was ich gesehen habe, ist er ein Mann, der sich selbst für sehr wichtig hält. Er genießt es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und mit anderen Menschen zusammen zu sein, die ihm das Gefühl geben, wichtig zu sein.
Wenn man sich aber die Entwicklung von Gianni Infantino anschaut, von dem UEFA-Verwalter, den die Öffentlichkeit wahrscheinlich als den Typ mit den Bällen bei der Auslosung kannte, der neben Michel Platini stand. Und plötzlich wurde er in das größte Amt im Fußball gestoßen. Er scheint wiederum sehr, sehr besessen von seinem eigenen Image zu sein.
Daher all die Instagram-Posts, in denen er WM-Auslosungen und Turniere ankündigt, und sogar diese Trophäe für die Klub-WM mit ihm selbst in der Mitte. Also im Geiste ähneln sich beide in gewisser Weise. Aber im Hinblick auf ihren jeweiligen Karriereweg unterscheiden sie sich schon.

"Und im Fall von Donald Trump heißt das: Alle Augen auf mich"

Matthias Friebe: Wenn Sie also sagen, dass Trump es mag, wenn die Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind: Ist es dann der perfekte Zeitpunkt für seine Präsidentschaft, wenn die FIFA-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele in die Amtszeit fallen?
Tariq Panja: Ja – das ist schwer bei Seite zu schieben. Wir haben immer wieder gesehen, was Weltmeisterschaften und Olympische Spiele den austragenden Ländern bieten. Die Welt steht einen Monat lang still, bei Olympischen Spielen drei Wochen lang. Alle Augen sind auf Ihr Land gerichtet.
Und im Fall von Donald Trump heißt das: Alle Augen auf mich. Es ist eine großartige Gelegenheit, sich in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit zu stellen. Er muss sich natürlich nie sonderlich anstrengen, um sich zum Mittelpunkt der Welt zu machen. Er ist ein Magnet für Schlagzeilen. Und jetzt gibt es diese Riesen-Veranstaltungen, die das nur noch verstärken werden. Es ist schwer vorstellbar, dass sich nicht alles um ihn drehen wird.
Ich sehe nur einen Haken aus seiner Perspektive: Was Olympia betrifft, kann ich mir kein weniger gastfreundliches Umfeld als Kalifornien und Los Angeles vorstellen für Donald Trump. Das ist ein sehr liberaler Bundesstaat, in dem er größtenteils extrem unbeliebt ist und in dem es viele Menschen gibt, gegen die er normalerweise wettert. Ich glaube der Bürgermeister von Los Angeles hat Donald Trump in der Vergangenheit als Rassisten bezeichnet. Es wird also interessant sein, die Dynamik zwischen den Persönlichkeiten, der gastgebenden Region dort und Donald Trump zu beobachten.
Matthias Friebe: Wenn das olympische Feuer in Los Angeles entzündet wird, befinden wir uns mitten im Wahlkampf der nächsten Präsidentschaft. Vielleicht ist das spekulativ, aber glauben Sie, dass das einen Einfluss auf die Olympischen Spiele in LA haben wird?
Tariq Panja: Das ist eine wirklich gute Frage. Ich glaube nicht, dass wir einen Einfluss auf die Wahlabsichten und die Art und Weise, wie diese ausfallen, haben werden. Das werden wir abwarten müssen. Aber was die Agenda des Amtsinhabers angeht, so ist es doch ein großartiges Programm, nicht wahr? Sie sind das Zentrum der Welt. In einem Moment wie den Olympischen Spielen kann man sehr mächtig wirken. Wir haben das zum Beispiel bei Putin in Sotschi oder in China 2008 gesehen. Das sind riesige Plattformen. Also, was das angeht, ja.
Aber hat das einen großen Einfluss darauf, wer ins Weiße Haus einziehen wird? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich denke, dass die Polarisierung in der US-Politik im Moment so groß ist, dass sie wohl auch in Zukunft bestehen bleiben wird. Aber ob die Olympischen Spiele ein entscheidender Faktor sein werden? Das glaube ich nicht.

"Aber ich glaube, Trump versteht die Macht des Sports"

Matthias Friebe: Während seiner ersten Präsidentschaft gab es die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft, das haben Sie erwähnt. Aber die Beziehung zwischen Donald Trump und Sport und Athleten allgemein war nicht die beste. Hat er überhaupt eine Affinität zum Sport, abgesehen vom Golf?
Tariq Panja: Ja, er ist natürlich ein großer Golf-Fan. In der Vergangenheit hat er versucht, die NFL-Franchise der Buffalo Bills zu kaufen, was aber gescheitert ist. Aber ich glaube, er versteht die Macht des Sports. Er versteht die Plattform des Sports. Ich glaube nicht, dass er ein begeisterter Fan dieser Sportarten ist, abgesehen von seiner Besessenheit für Golf. Aber ich denke, er versteht die Macht des Sports und die Plattform, die er bietet.
US-Präsident Donald Trump beim Golf.
Donald Trumps Passion ist das Golf. (imago images / ZUMA Press)
Matthias Friebe: Was ist Ihre Meinung: Wird die Trump-Administration irgendetwas an den Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele ändern?
Tariq Panja: Im Hinblick auf die Olympischen Spiele glaube ich das nicht, aber mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft müssen wir abwarten. Das ist ein sehr komplexes Projekt. Es sind so viele Städte involviert. Und die FIFA hinkt in vielen Dingen hinterher. Vergessen Sie nicht, dass wir auch noch die Klub-Weltmeisterschaft haben, die nur sehr langsam in Gang gekommen ist.
Matthias Friebe: Im nächsten Sommer.
Tariq Panja: Ja, im nächsten Sommer, 2025. Es gibt immer noch keinen TV-Vertrag. Das wird noch passieren. Die Ankündigung der Stadien kam sehr spät. Aber Trump hat diese Beziehungen zu den großen Geschäftsleuten in den USA, zum Beispiel zu Robert Kraft, dem großen Sportteambesitzer in Massachusetts und noch anderen. Könnte er vielleicht diese Leute auf eine Weise zusammenbringen, wie es einer anderen Regierung vielleicht nicht möglich wäre? Und wenn es darum geht, Dinge zu erledigen, wird er zum Beispiel das große Thema der Visa und der Einreise in die Vereinigten Staaten angehen?
Es gibt für bestimmte Länder Wartezeiten von mehr als 600 Tagen. Das bedeutet, dass es fast schon zu spät ist, um ein Visum für die Weltmeisterschaft zu beantragen. Ich habe eine Geschichte gesehen, die sich auf Ghana bezog und in der der Öffentlichkeit gesagt wurde, dass man jetzt ein US-Visum beantragen muss.
Da gibt es zwei Möglichkeiten, wie das Ganze ablaufen kann. Wir haben die Haltung der Trump-Administration in Bezug auf die Einwanderung gesehen, die in vielerlei Hinsicht ziemlich feindselig ist. Wenn er jedoch in Bezug auf die WM sagt: Nein, ich brauche das. Ich möchte, dass ich die Fußball-WM erfolgreich zelebrieren kann, damit ich Gastgeber des größten Zirkus der Welt sein kann. Die WM soll ein bleibendes Vermächtnis im Sinne von „Das war die beste aller Zeiten“ hinterlassen. Könnten wir uns vorstellen, dass er versucht, im Eiltempo Gesetze durchzubringen, um einige dieser Probleme zu lösen? Möglicherweise.
Und da kommen wir zurück zu Ihrer ersten Frage: Aus Sicht der FIFA ist es wahrscheinlich gut, jemanden zu haben, der die Dinge zu Ende bringen kann. Andererseits kann man sich auch nie sicher sein, denn er ist sehr unberechenbar. Es könnten auch eine Reihe von Gesetzen auf den Weg gebracht werden, die es noch schwieriger machen, wenn man bedenkt, was in den Wochen nach der Wahl mit den Ernennungen passiert ist. Man weiß einfach nicht, was von Stunde zu Stunde passieren wird.
Und wenn man versucht, ein Ereignis von der Größenordnung Olympias oder einer Fußballweltmeisterschaft zu organisieren, so muss dieser Mangel an Gewissheit ziemlich beunruhigend sein.

"Infantino wird jetzt die zweite Geige spielen müssen"

Matthias Friebe: Wenn ich Sie bitten würde, eine Schlagzeile zu formulieren, würden Sie sagen, dass die FIFA und Trump eine Ehe aus Geld und Liebe sein könnten?
Tariq Panja: Es könnte eine Ehe aus Geld und Liebe sein, ja. Aber die Schlagzeige lautet für mich: Ist da genug Platz für zwei Stars? Ich denke, Gianni Infantino wird jetzt die zweite Geige spielen müssen.
Er hat sich in den letzten Jahren bei allem, was die FIFA getan hat, in den Vordergrund gestellt. Ich denke, Donald Trump wird sagen: Entschuldigung, das ist jetzt meine Bühne. Bitte gehen Sie zur Seite. Die Schlagzeile lautet: Es ist nur Platz für einen Star.