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Doping-Affäre-Arzt Fuentes
Blutbeutel sollen herausgegeben werden

Einer der größten Dopingskandale der Sportgeschichte wird womöglich doch noch vollständig aufgeklärt. Ein Gericht in Madrid hat entschieden, dass die vor etwa zehn Jahren bei dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes gefundenen Blutbeutel nicht zerstört, sondern herausgegeben werden müssen.

Von Sebastian Krause | 14.06.2016
    Eine Filmmitschnitt des spanischen Innenministeriums zeigt einen gekühlten Blutbeutel während der Razzia der "Operacion Puerto"
    Eine Filmmitschnitt des spanischen Innenministeriums zeigt einen gekühlten Blutbeutel während der Razzia der "Operacion Puerto" (picture-alliance / dpa / dpawe)
    Spektakuläre Wende in der Doping-Affäre um den spanischen Arzt Fuentes. Dass vor allem Radstars wie Jan Ullrich zu seinen Kunden gehört haben, war bald klar, nachdem der Skandal im Jahr 2006 an die Öffentlichkeit gekommen war. Doch Fuentes hatte keinen Hehl daraus gemacht, auch andere Sportler behandelt zu haben: Tennisspieler, Leichtathleten und Fußballprofis, offenbar sogar Stars des FC Barcelona und von Real Madrid.
    Das hätte schon längst geklärt werden können, indem die rund 200 Blutbeutel, die damals bei Fuentes sichergestellt worden waren, geöffnet und den jeweiligen Sportlern zugeordnet worden wären. Doch davon wollte die Richterin nichts wissen, als Fuentes 2013 in Madrid vor Gericht stand. Sie verfügte, die Blutbeutel zu vernichten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und der Radsport-Weltverband UCI legten Einspruch ein.
    Unklar, ob Dopingsperren möglich sind
    Und der Richter am Berufungsgericht gab ihnen jetzt Recht. Er ordnete an, dass die Blutproben, die immer noch in Barcelona lagern, unter anderem an die WADA und den Radsport-Weltverband ausgehändigt werden müssen. Ob gegen betroffene Sportler dann im Nachhinein noch Strafen und Dopingsperren ausgesprochen werden können, ist wegen der Verjährungsfrist von zehn Jahren noch offen.
    Fuentes war 2013 übrigens zu einer Bewährungsstrafe und einem vierjährigen Berufsverbot als Sportarzt verurteilt worden. Auch diese Entscheidung hat das Berufungsgericht jetzt widerrufen und Fuentes freigesprochen. Mit der Begründung: Das Blut, das er damals für Transfusionen benutzt habe, sei keine Medizin und der Fall damit nicht durch das betreffende Gesetz gedeckt.