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Doping
Harte Strafe für Russland nicht mehr ausgeschlossen

Russland und das Staatsdoping. Es scheint eine unendliche Geschichte zu sein. Der aktuelle Vorwurf: Die Manipulation tausender Labordaten. Deswegen kann Russland auch nicht mehr mit Nachsicht der Welt-Anti-Doping-Agentur rechnen. Dies machte der Chef des unabhängigen WADA-Prüfkomitees deutlich.

Von Josef Opfermann | 15.11.2019
Eine Frau hält eine russische Fahne vor dem IOC-Gebäude in Lausanne.
Russland kann nicht mehr auf Nachsicht und Kompromissbereitschaft der Welt-Anti-Doping-Agentur rechnen. (dpa-Bildfunk / AP / KEYSTONE / Christophe Bott)
Jonathan Taylor und seine Kollegen stehen mehr denn je im Fokus des Weltsports. Taylor leitet das sogenannte Compliance Review Committee der Welt-Anti-Doping-Agentur. Es ist dafür zuständig Empfehlungen auszusprechen, wie es mit dem russischen Sport nach der mutmaßlichen Manipulation tausender Labordaten weitergehen soll.
Experten vermuten Manipulation tausender Daten
Zum aktuellen Stand sagt Taylor: "Die Russen wurden darüber informiert, dass die Experten sich die zur Verfügung gestellten Daten angeschaut haben, und dass sie auf der Grundlage ihrer Analyse feststellten, dass die Daten nicht authentisch und nicht vollständig sind. Es wurden einige Änderungen vorgenommen."
Die Labordaten mutmaßlicher Dopingfälle hatten die Russen zur Überprüfung an die WADA gegeben, sie sollten das Ausmaß des staatlichen Dopingprogramms von 2012 bis 2015 belegen. Das dürfte sich nach der mutmaßlichen Manipulation nun kaum noch nachvollziehen lassen.
Jonathan Taylor sagt, WADA-Experten würden jetzt mit russischen Experten zusammentreffen. Danach gehe ein Bericht an ihn und seine Kollegen.
Doping - Russland streitet Daten-Manipulation ab
Russland hat eine Manipulation von Doping-Proben in einem Moskauer Labor ausgeschlossen. Der russische Sportminister Pawel Kolobkow räumte technische Problme mit dem Computersystem ein, betonte aber, dass in den Datensätzen keine Einträge gelöscht oder geändert worden sein.
Mögliche Konsequenzen für Russland
Er skizziert die möglichen Sanktionen für Russland: "Es kann alles sein, vom Entzug der Akkreditierung für Events der WADA, ggf. über die Suspendierung von Aktivitäten der NADA, über das Verbot der Ausrichtung von Events im entsprechenden Land, über die Nicht-Teilnahme von Funktionären und schließlich von Athleten an internationalen Events."
Heißt: ein Olympia-Ausschluss ist möglich. Von Seiten des Compliance Review Committees schloss er eine milde Reaktion aus. Taylor sagt: "der Zweck der Konsequenzen darin besteht, die Menschen dazu zu zwingen, den Standard einzuhalten, und die Menschen abzuschrecken, die mit dem Gedanken spielen, den Standard nicht einzuhalten. Und der Standard muss hart genug sein, um Menschen abzuschrecken."
Test für die Tauglichkeit des Anti-Doping-Systems
Im Fall Russland sieht Taylor auch eine Art Test für die Tauglichkeit des Anti-Doping-Systems.
"Wenn die Fakten für sich sprechen, dann erwarte ich, dass die Empfehlung schwerwiegend sein wird. Ich erwarte, dass das Exekutivkomitee der WADA sie befürworten wird. Wenn es Streitigkeiten geben wird, erwarte ich, dass der CAS diese Regeln aufrechterhalten wird."
Am kommenden Sonntag berät das Compliance Review Committee um Jonathan Taylor seine Empfehlungen an das WADA-Exekutivkomitee. Fest steht: die mutmaßlichen Manipulationen russischer Labordaten dürften nicht das letzte Kapitel in der Causa russisches Staatsdoping sein.