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Dopingrazzien während Nordischer Ski-WM
Neun Festnahmen in Seefeld und Erfurt

Bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld in Österreich hat eine großangelegte Doping-Razzia für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Im Rahmen der „Operation Aderlass“ wurden in Seefeld und zeitgleich in Erfurt mehrere Personen festgenommen - darunter auch fünf Sportler: zwei Esten, ein Kasache und zwei Langläufer aus Österreich.

Von Marcus Augustin | 27.02.2019
Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt und Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz zum Dopingskandal bei der Nordischen Ski-WM.
Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt und Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz zum Dopingskandal bei der Nordischen Ski-WM. (imago)
"Um der Staatsanwaltschaft hier ein Beweismittel zur Verfügung zu stellen, ist es uns hier auch gelungen, einen Sportler auf frischer Tat zu ertappen, der bei der Wohnungsöffnung mit der Bluttransfusion im Arm aufgegriffen wurde und festgenommen wurde", erläuterte Dieter Csefan von österreichischen Bundeskriminalamt.
Arzt aus Erfurt im Zentrum der Ermittlungen
Das österreichische Bundeskriminalamt sprach heute von der Zerschlagung eines "weltweit agierenden Dopingnetzwerks". Die beiden Langläufer aus Österreich waren offenbar Kunden eines Mediziners aus Erfurt. Er soll Kopf einer "kriminellen Gruppierung" sein, die seit mindestens fünf Jahren weltweit agieren soll. Auch der Arzt wurde heute festgenommen. Dazu Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck:
"Es haben sich konkrete Hinweise ergeben, dass dieser Arzt aus Anlass der Nordischen Skiweltmeisterschaften nach Seefeld reisen, hier Quartier nehmen und Sportler auf eine nicht legale Art und Weise behandeln wird."
Johannes Dürr, ehemaliger österreichischer Ski-Langläufer
Johannes Dürr, ehemaliger österreichischer Ski-Langläufer und Kronzeuge im Bereich Doping. (imago sportfotodienst)
Hinweise des früheren österreichischen Langläufers Dürr Ausgangspunkt
Nach Hinweisen des früheren österreichischen Dopingsünders Johannes Dürr veranlasste die Staatsanwaltschaft München die Festnahme des 40-jährigen Mediziners. Auch drei weitere Komplizen wurden, unter anderem bei parallel durchgeführten Untersuchungen in Erfurt, in Gewahrsam genommen.
Dieter Csefan vom österreichischen BKA: "Wir haben als Beweise gefunden das illegale Dopinglabor in Deutschland mit den Blutkonserven dort vor Ort. Und wir haben natürlich sämtliche Dopingvorgänge, die diese Organisation hier in Seefeld durchgeführt hat auch observiert und dokumentiert für die Staatsanwaltschaft."
Deutscher Skiverband nicht betroffen
Der deutsche Skiverband sowie Sportler und Mediziner waren von den polizeilichen Maßnahmen nicht betroffen. Dennoch zeigten sich Mitglieder des DSV-Teams wie Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder bestürzt: "Die gehören maximal bestraft. Nicht nur die Athleten, sondern auch die Mediziner, die dahinter stehen. So wie es die Gesetzeslage hergibt, ist es möglich. Und es ist wichtig. Es muss einen Abschreckungseffekt haben. Sowas darf es nicht mehr geben. Der Sumpf muss ausgetrocknet werden."
Schon bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin hatten österreichische Langläufer im Mittelpunkt von Polizeirazzien gestanden. Ob möglicherweise noch weitere WM-Teilnehmer betroffen sind, wurde bislang nicht bestätigt.