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Doppelte Staatsbürgerschaft
Ein Geständnis mit Folgen

Er habe zwei Mal gewählt, gestand "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo am Abend nach der Europawahl freimütig in der Talksendung von Günter Jauch. Ausgelöst hat er damit eine Riesen-Diskussion.

Von Anke Petermann | 03.06.2014
    Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur "Die Zeit", aufgenommen am 25.05.2014 während der ARD-Talksendung "Günther Jauch" zum Thema: "Die Denkzettel-Wahl - Abrechnung mit Europa?" im Studio des Berlin Gasometer.
    Hat zwei Mal gewählt: Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur "Die Zeit", bei der ARD-Talksendung "Günther Jauch" zum Thema: "Die Denkzettel-Wahl - Abrechnung mit Europa?" (dpa / Karlheinz Schindler)
    Das öffentliche Bekenntnis von "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zur doppelten Stimmabgabe am Tag der Europawahl löste eine Riesen-Diskussion aus. In der Talksendung schalteten sich sogleich Gastgeber Günter Jauch und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, CDU, ein:
    Di Lorenzo: "Ich habe in Deutschland gewählt, allerdings zweimal, einmal gestern im italienischen Konsulat und einmal heute in einer Hamburger Grundschule."

    Jauch: "Sie dürfen zweimal wählen?"

    Di Lorenzo: "Ich darf zwei Mal wählen, weil ich zwei Pässe habe."

    Jauch: "Herr di Lorenzo, jetzt wird's eng für Sie! Warum?"
    Schäuble: "Es kann bei einer Wahl jeder Wahlberechtigte beim Parlament nur einmal wählen, sonst wählen die einen dreimal und die anderen nur einmal. Das ist natürlich gegen das Gebot der Gleichheit der Wahl."
    Ob man es mit dem Rüffel des Bundesinnenministers und der späten Reue des "Zeit"-Chefredakteurs bewenden lassen sollte oder die Gültigkeit der Europawahl in Zweifel ziehen muss – darüber sind Wähler geteilter Meinung. Stichprobe in Frankfurt am Main:
    "Ich denke mal, dass ihm das vielleicht wirklich gar nicht aufgefallen ist. Man geht ja immer vom Positiven aus, aber dass es nicht unbedingt in Ordnung ist, dass man zweimal wählen gehen kann."
    "Ganz korrekt finde ich's nicht, aber ich denke, die Wahl ist in Ordnung gewesen. Also, man sollte das nächste Mal mehr darauf achten, dass jeder nur einmal das Stimmrecht hat."
    "Dass er sagt, er wüsste das nicht, das halte ich für ne Ente – so'n Mann in so'ner Position wusste das natürlich, vielleicht wollte der das ins Bewusstsein der Leute rücken, dass es diese Möglichkeit des Missbrauchs gibt. Ich find' das völlig daneben."