Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

DOSB
Krisensitzung zur Leistungssportreform

Der Deutsche Olympische Sportbund könnte deutlich weniger zusätzliches Geld von der Bundesregierung erhalten, als erhofft. Statt 70 bis 100 Millionen mehr im Jahr könnten es nur 30 Millionen zusätzlich sein. Grund genug, eine Krisensitzung einzuberufen, auch wenn sie nicht so heißen darf.

Von Sebastian Trepper | 06.05.2018
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann spricht am 20.05.2016 beim Festakt zum 10. Geburtstag des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in der Paulskirche in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Beim Deutschen Olympischen Sportbund DOSB hat es in dieser Woche gleich doppelt unangenehme Nachrichten gegeben: Der Bundesrechnungshof stellt dem Dachverband ein schlechtes Zeugnis aus und die Bundesregierung will deutlich weniger zusätzliches Geld für die Leistungssportreform geben.
    Offiziell lädt Alfons Hörmann die Spitzenfunktionäre der einzelnen Sportverbände und Landessportbünde deshalb zu einem Informations- und Meinungsaustausch ein. Im Einladungsschreiben klingt es dann aber deutlich dringlicher.
    "Ein Scheitern der Reform wäre keine Niederlage eines einzelnen Partners, sondern aller Beteiligten. Auf dieser Basis lassen sich die Bedingungen für Athletinnen und Athleten sowie Trainerinnen und Trainer nicht verbessern", schrieb Hörmann: "Daher ist es aus unserer Sicht völlig eindeutig, dass ein substanzieller und nachhaltiger Aufwuchs der Mittel eine unumgängliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Reform ist", schreibt Hörmann.
    Unvorbereitet erwischt
    Die Nachricht über die relativ geringen zusätzlichen Mittel scheinen den DOSB unvorbereitet erwischt zu haben. Die Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker, die die Einladung zur Sitzung neben Hörmann unterzeichnet hat, hatte sich in der vergangenen Woche im Deutschlandfunk-Sportgespräch noch optimistisch geäußert:
    "Wir gehen schwer davon aus, dass durch die feststehende Regierung jetzt noch mal ein positiver Schub gemacht wird, und wir noch mal einen ganzen Schritt weiterkommen, bei der Umsetzung der Reform."
    Mehr Fördermittel, wenn die Reform umgesetzt wird
    Doch dann kam der vernichtende Bericht des Bundesrechnungshofs. Der attestierte dem DOSB laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eine mangelnde Umsetzung der Vorgaben für die Spitzensportreform und riet:
    "Um falsche Anreize zu vermeiden, sollte eine Erhöhung der Fördermittel grundsätzlich davon abhängig gemacht werden, dass das Konzept der Reform in allen wesentlichen Punkten umgesetzt wird."
    "Gewaltiger Rückschlag"
    Wohl auch daraufhin schrieb der Bund eine deutlich geringere Steigerung der Geldbezüge für den DOSB in den Haushaltsplan. Im Deutschlandfunk-Interview wollte Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes darin aber noch nicht das Aus für die Leistungssportreform sehen.
    Er sagte: "Ich würde nicht das Wort Scheitern in den Mund nehmen. Aber ich glaube, die Reform hat, wenn es denn bei dieser Summe bleibt, einen gewaltigen Rückschlag erlitten. Und wir müssen dann neu diskutieren, wie wir damit umgehen können."
    "Haben einige Fehler gemacht"
    Zunächst hofft Konietzko aber noch auf eine Erhöhung der Zusagen vor den endgültigen Haushaltsbeschlüssen. Einen Grund für die geringen Mittel sieht er aber auch im DOSB: "Natürlich haben wir es als Deutscher Sport in der Gesamtheit offensichtlich versäumt, das entsprechende Vertrauen bei den handelnden Personen, bei der Politik, zu finden. Und sicherlich haben wir da auch einige Fehler in der Vergangenheit gemacht."
    Ob das nur die Vergangenheit ist, bleibt offen. DOSB-Präsident Hörmann gibt sich in seinem Einladungsschreiben offensiv, reklamiert Klarstellungen durch die Bundesregierung und erinnert an Zusagen zur Umsetzung der Leistungssportreform. Vielleicht wäre es hilfreich, stattdessen die eigenen Fehler und Versäumnisse bei der Vorbereitung und Umsetzung der Leistungssportreform in den Mittelpunkt zu stellen.
    Den vollständigen Beitrag können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.