Als ich jung war, vor 40, 50 Jahren, da waren die Hügel rund um unser Dorf Pimpalgaon dicht bewaldet. Aber innerhalb von 20 Jahren wurde alles abgeholzt, und wir merkten bald, dass wir einen Riesenfehler begangen hatten. Wir erlitten mehrere Missernten hintereinander. Schließlich verpfändeten wir unser Land, um Getreide kaufen zu können, und als sich die Lage immer noch nicht besserte, mussten viele das Dorf verlassen und auswärts nach Arbeit suchen.
Was der Bauer Dhaulat Wable in seiner Jugend erlitt, gehört zur Erfahrung vieler indischer Landbewohner. Wieder einmal sind in Zentralindien Millionen Menschen von einer schweren Dürre betroffen, der Dritten in Folge. Pressemeldungen zufolge starben seit Beginn des Jahres allein im südlichen Rajasthan mindestens 19 Menschen an den Folgen anhaltender Trockenheit. Inzwischen belagern dort hungrige Dorfbewohner die zum Bersten gefüllten staatlichen Getreidespeicher. In Maharashtra drohen durstige Bauern einen Staudamm zu stürmen und die Schleusen zu öffnen. In Orissa hacken verzweifelte Hausfrauen Löcher in Wasserleitungen, um Wasser abzuzapfen. Und auf der Halbinsel Kutch im Unionsstaat Gujarat, die im Januar von einem Erdbeben verwüstet wurde, fliehen viele Überlebende nun vor der Dürre. Erst wenn im Juni der Monsunregen einsetzt, wird die Not der Menschen gelindert werden. Eine Kette menschengemachter Umstände ist für die Katastrophe verantwortlich: Entwaldung, massenhaftes Brunnenbohren, Korruption und Missmanagement in den Behörden sowie Klimaveränderungen.
Veera Hona lebt mir seiner fünfköpfigen Familie in einer Lehmhütte im Wüstenstaat Rajasthan. Im vergangenen Jahr hatte der Monsun hier nur halb soviel Regen gebracht wie sonst. Schon im Dezember waren die Getreidevorräte der Familie Hona aufgebraucht. Im Januar machte sich Vater Veera auf in den Nachbarstaat Gujarat, um dort Geld als Tagelöhner zu verdienen. Vergebens. Mittellos musste Veera den 70 km langen Heimweg zu Fuß zurücklegen.
Seine Frau hatte versucht, sich und die drei Kinder mit dem Sammeln und dem Verkauf ölhaltiger Samen durchzubringen. Nur jeden zweiten Tag konnte sie der Familie ein Essen servieren - eine wässrige Suppe aus zerstampften Maiskörnern. Veera Hona wandte sich hilferufend an die Behörden. Doch wer hört schon auf Leute wie ihn, einen Adivasi, einen Angehörigen des Stammesvolkes der Gamar? Als dann der Geldverleiher vor seiner Haustür stand und auf die Rückzahlung einer alten Schuld pochte, sah Veera keinen Ausweg mehr. Mit einem Schluck hochgiftiger Pestizide nahm sich der 29-jährige das Leben. In der Sterbeurkunde gab der Dorfvorsteher Altersschwäche als Todesursache an. Damit wollte er verhindern, dass es zu einer Untersuchung kommt.
Millionen Menschen dürsten und hungern, wandern Arbeit suchend übers Land. Die Regierung setzt Lastwagen und Eisenbahnzüge in Bewegung, um tausende von Dörfern mit Trinkwasser zu versorgen. Hilfswerke fordern zusätzlich sogenannte "Food-for-Work"-Programme, die Bedürftige etwa im Straßenbau beschäftigen und mit Getreide entlohnen. Doch viele Beamte bleiben untätig und verstecken sich schulterzuckend hinter Paragrafen. Die Regierung von Gujarat nutzt die Not gar, um das umstrittene Staudammprojekt am Narmada-Fluss durchzupeitschen und macht den Widerstand gegen das Vorhaben für die Wasserknappheit verantwortlich. Doch Medha Patkar, die die Proteste seit 15 Jahren organisiert, hält Großstaudämme wegen der massenhaften Vertreibung der Landbevölkerung für sozial und ökologisch schädlich. Namhafte Experten wie der Direktor des Zentrums für Wissenschaft und Umwelt in Neu Delhi, Anil Agarwal, geben ihr Recht.
Wir glauben, die Naturressourcen können am Besten durch die Bevölkerung gemanagt werden. Das sogenannte Wasserernten ist technisch simpel, daher kann es von Dorfgemeinschaften und Familien durchgeführt werden. Dies ist eine alte, bewährte Tradition in unserem Land. Daher lautet unsere Botschaft an die Regierung: haltet Euch zurück, lasst die Menschen selbst entscheiden!
Mit Wasserernten meint der streitbare Wissenschaftler das Anlegen von niedrigen Erdwällen an Hängen, den Bau kleiner Staumauern in Bächen und Flussläufen sowie das Pflanzen von Bäumen im Einzugsgebiet der Wasserläufe. So werden unterirdische Wasserspeicher wieder aufgefüllt, in den Brunnen steigt der Pegel. In vielen Dürregebieten konnten so ganze Täler wieder begrünt, sogar versiegte Flüsse wieder zum Leben erweckt werden. Auch Dhaulat Wable und seine Nachbarn haben mithilfe des Wassererntens die Dürre besiegt:
Heute hat hier jede Familie ein Auskommen. Die meisten Felder werfen zwei Ernten pro Jahr ab. Nun können wir sogar Viehfutter anpflanzen und mit dem Verkauf frischer Milch gutes Geld verdienen. Wassertanker haben wir seit Jahren nicht mehr rufen müssen!
Was der Bauer Dhaulat Wable in seiner Jugend erlitt, gehört zur Erfahrung vieler indischer Landbewohner. Wieder einmal sind in Zentralindien Millionen Menschen von einer schweren Dürre betroffen, der Dritten in Folge. Pressemeldungen zufolge starben seit Beginn des Jahres allein im südlichen Rajasthan mindestens 19 Menschen an den Folgen anhaltender Trockenheit. Inzwischen belagern dort hungrige Dorfbewohner die zum Bersten gefüllten staatlichen Getreidespeicher. In Maharashtra drohen durstige Bauern einen Staudamm zu stürmen und die Schleusen zu öffnen. In Orissa hacken verzweifelte Hausfrauen Löcher in Wasserleitungen, um Wasser abzuzapfen. Und auf der Halbinsel Kutch im Unionsstaat Gujarat, die im Januar von einem Erdbeben verwüstet wurde, fliehen viele Überlebende nun vor der Dürre. Erst wenn im Juni der Monsunregen einsetzt, wird die Not der Menschen gelindert werden. Eine Kette menschengemachter Umstände ist für die Katastrophe verantwortlich: Entwaldung, massenhaftes Brunnenbohren, Korruption und Missmanagement in den Behörden sowie Klimaveränderungen.
Veera Hona lebt mir seiner fünfköpfigen Familie in einer Lehmhütte im Wüstenstaat Rajasthan. Im vergangenen Jahr hatte der Monsun hier nur halb soviel Regen gebracht wie sonst. Schon im Dezember waren die Getreidevorräte der Familie Hona aufgebraucht. Im Januar machte sich Vater Veera auf in den Nachbarstaat Gujarat, um dort Geld als Tagelöhner zu verdienen. Vergebens. Mittellos musste Veera den 70 km langen Heimweg zu Fuß zurücklegen.
Seine Frau hatte versucht, sich und die drei Kinder mit dem Sammeln und dem Verkauf ölhaltiger Samen durchzubringen. Nur jeden zweiten Tag konnte sie der Familie ein Essen servieren - eine wässrige Suppe aus zerstampften Maiskörnern. Veera Hona wandte sich hilferufend an die Behörden. Doch wer hört schon auf Leute wie ihn, einen Adivasi, einen Angehörigen des Stammesvolkes der Gamar? Als dann der Geldverleiher vor seiner Haustür stand und auf die Rückzahlung einer alten Schuld pochte, sah Veera keinen Ausweg mehr. Mit einem Schluck hochgiftiger Pestizide nahm sich der 29-jährige das Leben. In der Sterbeurkunde gab der Dorfvorsteher Altersschwäche als Todesursache an. Damit wollte er verhindern, dass es zu einer Untersuchung kommt.
Millionen Menschen dürsten und hungern, wandern Arbeit suchend übers Land. Die Regierung setzt Lastwagen und Eisenbahnzüge in Bewegung, um tausende von Dörfern mit Trinkwasser zu versorgen. Hilfswerke fordern zusätzlich sogenannte "Food-for-Work"-Programme, die Bedürftige etwa im Straßenbau beschäftigen und mit Getreide entlohnen. Doch viele Beamte bleiben untätig und verstecken sich schulterzuckend hinter Paragrafen. Die Regierung von Gujarat nutzt die Not gar, um das umstrittene Staudammprojekt am Narmada-Fluss durchzupeitschen und macht den Widerstand gegen das Vorhaben für die Wasserknappheit verantwortlich. Doch Medha Patkar, die die Proteste seit 15 Jahren organisiert, hält Großstaudämme wegen der massenhaften Vertreibung der Landbevölkerung für sozial und ökologisch schädlich. Namhafte Experten wie der Direktor des Zentrums für Wissenschaft und Umwelt in Neu Delhi, Anil Agarwal, geben ihr Recht.
Wir glauben, die Naturressourcen können am Besten durch die Bevölkerung gemanagt werden. Das sogenannte Wasserernten ist technisch simpel, daher kann es von Dorfgemeinschaften und Familien durchgeführt werden. Dies ist eine alte, bewährte Tradition in unserem Land. Daher lautet unsere Botschaft an die Regierung: haltet Euch zurück, lasst die Menschen selbst entscheiden!
Mit Wasserernten meint der streitbare Wissenschaftler das Anlegen von niedrigen Erdwällen an Hängen, den Bau kleiner Staumauern in Bächen und Flussläufen sowie das Pflanzen von Bäumen im Einzugsgebiet der Wasserläufe. So werden unterirdische Wasserspeicher wieder aufgefüllt, in den Brunnen steigt der Pegel. In vielen Dürregebieten konnten so ganze Täler wieder begrünt, sogar versiegte Flüsse wieder zum Leben erweckt werden. Auch Dhaulat Wable und seine Nachbarn haben mithilfe des Wassererntens die Dürre besiegt:
Heute hat hier jede Familie ein Auskommen. Die meisten Felder werfen zwei Ernten pro Jahr ab. Nun können wir sogar Viehfutter anpflanzen und mit dem Verkauf frischer Milch gutes Geld verdienen. Wassertanker haben wir seit Jahren nicht mehr rufen müssen!