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Duftende Netze

Verhaltensforschung. - Um den richtigen Fortpflanzungspartner zu finden, setzen viele Tierarten Sexuallockstoffe, die so genannten Pheromone ein. Von Spinnen war bislang kaum bekannt, dass sie das andere Geschlecht mit Düften anlocken. Forscher der Universität Braunschweig haben entdeckt, dass Gerüche eine bedeutende Rolle bei den Achtbeinern spielen.

01.02.2001
    Die Pheromone werden bei Spinnen nicht von den weiblichen Tieren abgegeben, sondern entströmen dem Netz. Beim Spinnen arbeiten die Weibchen die Lockstoffe direkt in das Gewebe ein, so dass ein Männchen, das dieselbe Pflanze betritt, sofort über die Duftspur stolpert. "Das hat den Vorteil, dass sie das Pheromon nicht aktive abgeben müssen, sondern dass eben dauernd ein Lockstoff in der Luft ist und die Tiere andere Sachen machen können, Beute fangen zum Beispiel", erklärt Professor Stefan Schulz vom Institut für Organische Chemie. Selbst Jagdspinnen, die keine Netze bauen, setzen auf die effiziente Lockmethode. Sie nehmen ihren Sicherheitsfaden, mit dem sie sich während der Jagd vor Abstürzen schützen. "Wenn das Männchen auf den Faden eines Weibchens trifft, kann es erkennen, dass dieses paarungswillig ist, und fängt mit einem speziellen Trommelverhalten an", erzählt Schulz. Die Signale nimmt das Weibchen wahr und beantwortet sie, so dass sich beide Partner in kurzer Zeit finden.

    Spinnen, die Netze bewohnen, müssen da manchmal drastischere Vorgehensweisen hinnehmen. Das Männchen der Baldachinspinne zerstört zunächst das Netz des paarungswilligen Weibchens, bevor es zur Begattung kommt. Der Grund: Das Netz strömt einen derart starken Pheromon-Duft aus, dass es auch dann noch Rivalen anlockt, wenn das Weibchen schon vergeben ist. Und eine Störung während der rund fünf Stunden dauernden Paarung will das Männchen auf jeden Fall verhindern.

    [Quelle: Jo Schilling]