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Echtzeit-"Tatort" von Dani Levy
Hohe Schule der TV-Krimikunst

Der Echtzeit-Tatort von Regisseur Dani Levy erfülle die Regeln des Formats, sagte die Fernsehkritikerin Klaudia Wick im Dlf. Er beantworte die gängigen Fragen: Was ist passiert? und Wie wird das Verbrechen gelöst? Formale Experimente wie dieses seien es, die die Marke Tatort lebendig hielten, so Wick.

Klaudia Wick im Gespräch mit Mascha Drost |
    Kommissarin Ritschard (Delia Mayer) ist fassungslos: Ein Giftanschlag im Kultur- und Kongresszentrum Luzern und ihr Kollege Flückiger ist nicht erreichbar.
    Kommissarin Ritschard (Delia Mayer) ist fassungslos: Ein Giftanschlag im Kultur- und Kongresszentrum Luzern und ihr Kollege Flückiger ist nicht erreichbar. (ARD Degeto/SRF/Hugofilm)
    Klaudia Wick von der Deutschen Kinemathek hat den "Tatort" von Regisseur Dani Levy unter dem Titel "Die Musik stirbt zuletzt" mit Genuss gesehen. Der 90 minütige Echtzeitkrimi sei formal gewagt, habe die Spielregeln eingehalten und beantworte die Fragen: Was ist passiert, wann kommt das Verbrechen und wie wird es gelöst? Das Experiment dieses "Tatorts" finde auf formaler Ebene statt. Es sei alles in einem einzigen Take gedreht worden.
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    Der Regisseur Dani Levy in Hamburg. (picture alliance / dpa / Georg Wendt)
    "Die Musik stirbt zuletzt" drehe sich um Schweizer Reichtum und Wirtschaftskriminalität. Wick sieht es dagegen weniger als Gesellschaftssatire über NS-Profiteure. Bei der filmischen Umsetzung des klassischen Ermittlerkrimis habe man etwas Neues ausprobiert. Darum schauten wir jeden Sonntag zu, weil sich der "Tatort" genau solche Experimente traue. Zuschauer könnten prima über die Sendung reden, auch über Abweichungen von der Regel, und dürften das auch schlecht finden. Die Marke bleibe lebendig.
    Die Form trage wesentlich dazu bei "wach" zu bleiben. Wenn das, was der Krimifan suche - nämlich das Mitraten und Grübeln - in eine Form gegossen werde, sei es hohe Schule. Als Beispiel nennt Wick, wenn es eben nicht der erwartbare Kommissar mit weißen Haaren sei, der frage: 'Wo waren sie denn gestern Abend um 18 Uhr?', sondern wenn das sich anders gestalte.