
Ein Sprecher der ECOWAS-Staaten teilte zu der geplanten Eingreiftruppe mit, noch sei unklar, wie groß sie werden solle und welche der 15 Mitgliedsstaaten sich in welchem Umfang daran beteiligten. Morgen sei in der Sache auch ein Treffen der ECOWAS-Militärchefs in Ghana anberaumt, hieß es.
Der Präsident der Elfenbeinküste, Ouattara, erklärte bereits, ein Bataillon - etwa 850 Soldaten - zur Bereitschaftstruppe abzukommandieren. Auch Senegal will sich beteiligen. Gambias und Liberias Regierungen teilten mit, sie hätten noch keine Entscheidung über die Entsendung von Soldaten getroffen.
Afrikanische Union trägt Beschlüsse mit
Gestern hatten die ECOWAS-Staaten beschlossen, zwar die Eingreiftruppe zusammenzustellen, allerdings auch weiter mit Nachdruck auf Diplomatie zu setzen. Die Afrikanische Union stellte sich heute hinter die Beschlüsse. Der Vorsitzende der AU-Kommission, Faki, teilte mit, es sei gut, dass sich die westafrikanische Staatengemeinschaft auf verschiedene Szenarien einstelle.
Die deutsche Außenministerin Baerbock begrüßte die Geschlossenheit von ECOWAS und AU. Sie betonte, die Bundesregierung erkenne an, dass die Staaten der Region dabei alle diplomatischen Mittel ausschöpfen wollten.
Afrika-Experte Lierl: Militärintervention wäre "hochriskant"
Der Afrika-Experte Malte Lierl vom GIGA-Institut in Hamburg sagte im Deutschlandfunk, eine Militärintervention zum jetzigen Zeitpunkt wäre "hochriskant". Weder die ECOWAS noch das nigrische Militär hätten ein Interesse daran, leichtfertig einen Krieg vom Zaun zu brechen.
Lierl betonte zudem, es sei ganz unklar, welchen Rückhalt eine Intervention in der Gesellschaft im Niger finden würde. Ein militärisches Eingreifen der ECOWAS würde es den Putschisten unter Umständen ermöglichen, sich als Opfer statt als Täter darzustellen und die Menschen mit nationalistischen Tönen zu mobilisieren und gegen die Demokratie aufzuhetzen.
In Niamey, der nigrischen Hauptstadt demonstrierten nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP erneut tausende Menschen für die Putschisten. Sie versammelten sich nahe dem Stützpunkt des französischen Militärs und skandierten Parolen gegen Frankreich und die ECOWAS.
Der Niger hat etwa 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Nach UNO-Angaben sind etwa 4,3 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.
Weiterführende Informationen
Niger - ECOWAS stellt Eingreiftruppe auf
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Diese Nachricht wurde am 11.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.