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Eduardo Mendoza: "Das dunkle Ende des Laufstegs"
Das Dunkle hinter den Verheißungen der Großstadt

Der spanische Schriftsteller Eduardo Mendoza hat eine einzigartige Detektivfigur geschaffen: Ein Antiheld, der weder Geld noch Namen hat, dafür jede Menge Phantasie, Humor und einen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn. Nun ist mit "Das dunkle Ende des Laufstegs" der fünfte Roman mit der Figur erschienen.

Von Margrit Klingler-Clavijo | 18.06.2017
    Der spanische Autor Eduardo Mendoza bei einem Besuch im Instituto Cervantes in Krakau in Polen.
    Der spanische Autor Eduardo Mendoza. (picture-alliance / dpa / EPA / Jacek Bednarczyk)
    "Schon seit einiger Zeit arbeitete ich bei einem Chinarestaurant, ein Job, den ich zum einen ergattert hatte, weil ich aus Barcelona kam und die Stadt kannte, wie meine Westentasche, zum anderen, weil ich - für den Fall, dass die Polizei mich anhielt – nachweisen konnte, dass mit meinen Papieren alles in Ordnung war (…) Ursprünglich hatte eine ehrbare Familie das Restaurant in den Räumlichkeiten eröffnet, die vor längerer Zeit einmal mein bescheidenes Geschäft beherbergt hatten, einen im übertragenen wie wörtlichen Sinn lausigen Frisörsalon."
    In diesen Worten stellt sich der Protagonist von "Das dunkle Ende des Laufstegs" zu Beginn des Romans vor. Die Wirtschaftskrise von 2008 traf ihn mit voller Wucht, sein Frisörsalon ging Pleite, und er muss sich daraufhin beruflich neu orientieren und ist heilfroh, dass ihn die große China-Restaurant-Kette übernahm, für die er jetzt Essen in Pappkartons austrägt.
    Eines Tages begegnet er auf der Straße einer Dame mit Hund und erinnert sich, wie er vor gut 20 Jahren versuchte, einen Mord aufzuklären, der mit der Suche nach einem Hund begann. Im Auftrag von Polizeikommissar Flores sollte er "Toby" suchen, das Schoßhündchen der Senora Linier, die aus einer einflussreichen katalanischen Unternehmerfamilie stammt und Hunde weitaus besser als ihr Dienstpersonal behandelt.
    Ein Held ohne Waffe und Geld
    Die Suche nach dem Schoßhündchen war jedoch nur ein Vorwand, um ihm, der gerade erst aus der Irrenanstalt entlassen worden war, den Mord an Senorita Baxter anzuhängen, einer jungen Frau aus der Provinz, die unbedingt Model werden wollte. Die Aufklärung dieses Mordes ist das große Thema des zweiteiligen Romans. Der Detektiv ermittelt in eigener Sache, ein bisschen wie David gegen Goliath. Er hat weder einen eigenen Wagen, noch eine Waffe oder Geld. Barcelona durchquert er zu Fuß oder mit dem Bus. Geistig und körperlich topfit, verschafft er sich trickreich Zugang zu den Geheimzirkeln der Wirtschaftsmagnaten Kataloniens. In einem Interview mit der spanischen Zeitschrift "El Cultural" erklärte Eduardo Mendoza 2015:
    "Meine Romanfiguren sind allesamt Außerirdische. Sie versuchen, sich anzupassen, was ihnen jedoch misslingt, weil sie nicht mal die sozialen Codes kennen, an die sie sich an zupassen versuchen."
    Die Suche nach dem Mörder von Senorita Baxter, die den Detektiv kreuz und quer durch Barcelona führt, ist für Eduardo Mendoza aber auch der ideale Aufhänger, um den beeindruckenden Wandel seiner Heimatstadt zu schildern, die von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Schauplatz seiner Werke ist. Allen voran der weltberühmte, 1986 erschienene Roman "Die Stadt der Wunder", dessen eigentlicher Protagonist das Barcelona des "Fin de sciècle" zwischen den beiden Weltausstellungen von 1888 und 1929 ist. Der Roman, der geradezu mit Preisen überhäuft wurde – Premio Grinzane Cavour, Prix Médicis, et cetera wurde 1999 von Mario Camus verfilmt.
    Barcelona im Wandel
    Der Roman "Das dunkle Ende des Laufstegs" gliedert sich in zwei Teile, die in verschiedenen Zeiten spielen. Im ersten Teil geht es um das Barcelona der 1980er- und 199Oer-Jahre, die turbulente "transición" den Übergang von der Diktatur zur Demokratie – wo in der kurzen Zeit des euphorischen Aufbruchs alles möglich zu sein scheint, bis im Vorfeld der Olympiade von 1992 die Modernisierer anrücken und aus der provinziellen Hafenstadt eine glamouröse Tourismusmetropole machen. Der zweite Teil des Romans spielt im heutigen Barcelona, das, wie Mendoza schreibt, "zu einer Stadt der Billigprodukte und Idiotie" zu verkommen droht, was eher an der Peripherie, als im Stadtzentrum sichtbar wird.
    Der Bauboom im Vorfeld der Olympiade, die Modernisierung des Stadtzentrums und die Immobilienspekulation sind die Vorreiter der Sozial-und Wirtschaftskrise von 2008, die drastische Veränderungen der Arbeitswelt nach sich zieht: Massenarbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, Pleiten, permanente Überforderung und chronische Unterbezahlung. Eduardo Mendoza beschreibt die Modernisierung Barcelonas und die Prekarisierung der Arbeitswelt wie ein unbestechlicher Chronist, der sich nichts vormachen lässt. Er schaut hinter die Fassaden, kennt die Villenviertel der Bourgeoisie ebenso gut wie die Mietshäuser der Mittelschicht, die Betonklötze der Peripherie. Seine Romanfiguren, die überwiegend aus der Mittel- und Unterschicht kommen, müssen sich in einer urbanen Chaoswelt behaupten. Ihre ursprünglichen Träume von Karriere und Wohlstand erweisen sich gemeinhin als Luftschlösser, weshalb sie sich mit dem begnügen, was ihnen zufällt, ahnen sie doch dunkel, dass sie dem Scheitern näher sind, als ihnen lieb ist. Senorita Baxter erlag den Erfolgsverheißungen der Großstadt und wollte in Barcelona eine Karriere als Model starten, kann jedoch schon bald die Miete für ihre kleine Wohnung nicht mehr aufbringen. Der Portier des großen Mietshauses in der Calle Sant Hilari, in dem sich ihre Wohnung befindet, ist froh, überhaupt einen Job zu haben.
    "Wohlhabende Leute? Mein Vater besaß ein paar Felder, die er von seinem Vater geerbt hatte. Sie warfen nur wenig ab. Als der Bauboom begann, verkaufte er seine Ländereien für einen Riesenbatzen an eine Immobilienfirma, aber er hat nie auch nur einen Centavo zu Gesicht bekommen. Die Firma meldete Konkurs an, noch bevor der erste Grundstein für das Neubauviertel gelegt war, und die Banken beschlagnahmten das gesamte Vermögen, einschließlich der Ländereien meines Vaters. Da er ein alter Sturkopf war, prozessierte er jahrelang, bis er pleite war. Ich ging in die Stadt. Zwar war ich noch ein halbes Kind, aber es war schon abzusehen, dass ich niemals zu etwas taugen würde. Zum Glück fand ich diesen Job hier."
    Die Machenschaften der distinguierten Herren
    Die geheimen Drahtzieher der Macht scheuen die Öffentlichkeit und führen ein zurückgezogenes Leben in ihren Villen in Pedralbes. Die alteingesessenen Unternehmerfamilien Barcelonas wie die Liniers, der die eingangs erwähnte Dame mit dem Hund angehört, der Korsettmacher Munoz, der Jahrzehnte lang der bevorzugte Hoflieferant der spanischen Aristokratie war und andere Familien mit Geld und Einfluss scheren sich nicht um das Wohl und Weh ihrer Stadt. Sie gründeten in den 1960er-Jahren zur Wahrung ihrer Interessen den Geheimbund AFMIDF und gelobten sich gegenseitige Unterstützung. Nach dem Ende der Franco-Diktatur wollen sie ihr Geld nicht in Katalonien investieren, sondern auf Schweizer Konten deponieren. Sie wollen kein Risiko eingehen angesichts der drohenden Öffnung des Marktes und den Forderungen der Arbeitnehmer. Ein erfahrener Finanzexperte soll den massiven Kapitaltransfer verschleiern. Die Wahl fällt auf den ebenso effizienten wie diskreten Señor Magin. Irgendwann fliegt der illegale Kapitaltransfer auf und der distinguierte Señor wird über Nacht zum Paria. Kein Job, kein Kredit, geschweige denn ein Lächeln. Dem wie die Pest gemiedenen Finanzexperten bleibt nichts anderes übrig, als unter anderem Namen – er nennt sich jetzt Larramendi – ein neues Leben anzufangen und zwar als Koch in der "Casa Cecillia", einem Restaurant mit Spezialitäten aus Rioja, das der Betreiberin zufolge nicht mehr rentabel ist.
    "Weil ich kein Geld habe, um einen Koch zu bezahlen, gehe ich manchmal zum Arbeitsamt, und die schicken mir dann innerhalb kürzester Zeit ein paar echte Prachtexemplare. Derzeit stehen ein einheimischer Nichtsnutz und ein Asiate in der Küche, der nichts weiter kochen kann als Basmatireis und frittierte Tintenfischringe. Und jetzt sagen sie mir mal, was daran eine "Spezialität aus Rioja" sein soll. (…) Aber solange ich die beiden unter Vertrag habe, kassiere ich staatliche Zuschüsse, und davon lebe ich. Wie lange ich mich noch so durchmogeln kann? Das weiß Gott allein."
    Ein Roman mit vielen Lesarten
    Eduardo Mendozas Roman "Das dunkle Ende des Laufstegs" lässt viele Lesarten zu: Sozialsatire über die Modernisierung Barcelonas, Detektivroman, der die feudalen, beziehungsweise Mafia ähnlichen Machtstrukturen seiner risikoscheuen Familienunternehmen aufdeckt, surrealer Roman mit Digressionen und Einschüben, die die Spannung erhöhen oder reduzieren, vor allem jedoch das Absurde und Abwegige ins Blickfeld rücken, das Groteske, Schräge und Skurrile, das sich anhand kleiner, aber signifikanter Details offenbart, wie der Visitenkarte des Dottore Arcimboldo, auf der er seine Heilkünste anpreist:
    "Bringt Idioten wieder zur Vernunft
    Lässt Zwerge wachsen
    Und die Toten auferstehen
    Preis nach Vereinbarung"
    Einige mutmaßliche Mörder
    Der Detektiv ermittelt in alle Richtungen, ohne dass sich ein Tatverdächtiger herauskristallisiert. Was ist mit diesem distinguierten Señor, der wie Senorita Baxter In dem Mietshaus in der Calle Sant Hilari wohnt und spätnachts von einer dunklen Limousine nach Hause gebracht wird? Was ist mit diesen selbstgefälligen, gut gekleideten Herrn mittleren Alters, die sich auf den Vorstandssitzungen der AFMIDF tummeln? Auf einer ihrer Vorstandssitzungen, die der namen- und mittellose Detektiv heimlich aus einem Nebenzimmer des Sitzungssaals mitverfolgte, erörterten sie cool und sachlich die Pros und Kontras eines Mordes. Sollte man diesen Señor Magín nicht vorsichtshalber umbringen, weil er sich aus dem Geheimbund zurückzog und viel zu viel Insiderwissen hat? Einer der anwesenden Herrn stellt unmissverständlich klar:
    "Wir bringen niemanden um. Wir lassen ihn höchstens umbringen. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied."
    Engagierte der Geheimbund den maskierten Ninja, der Señor Larramendis Überreste in einem Plastiksack aus dem Mietshaus in der Calle Sant Hilari wegtrug? Und wenn der Mörder aus dem Umfeld der "International School of Modelling" käme, in der Senorita Baxter ihre Ausbildung zum Model absolvierte? Llewelyn de Paris, ihr großspuriger Gründer und dynamische Schulleiter hatte jedenfalls den richtigen Riecher, als er das Kloster Santa Clara zu einer Model-Schule umfunktionierte und zu einer einträglichen Goldgrube machte.
    Plötzlich ein Geständnis
    "Ich bin Llewelyn de Paris. (…) Natürlich heiße ich nicht wirklich Llewelyn, sondern Pedro Portusachs. Ursprünglich war ich in der Werbung tätig, aber dann hat mich die Krise in diesem Sektor voll erwischt, und ich bin pleitegegangen. Immerhin habe ich in dieser kurzen Zeit erkannt, dass auf dem Markt eine große Nachfrage nach Models herrscht und unser Land über ein breites Angebot an wohlgenährten jungen Mädchen mit geschmeidiger Haut, guten Zähnen und schönem Haar verfügt, schlank, hochgewachsen und europäisch wirkend. Schönheit, Potential und Eifer. Ganz das Gegenteil unserer Mütter, wenn ich das bei allem gebotenen Respekt mal so sagen darf. Also habe ich diese Schule hier eröffnet, und das Geschäft läuft wie geschmiert. Da ich gut aussehe und ständig von Tussen umgeben bin, halten manche mich für schwul und andere für einen Lebemann, der seine geschäftlichen Kontakte ausnutzt, um sich die Mädchen zu angeln. Doch weder das eine noch das andere entspricht der Wahrheit mein Freund. Mein Motto lautet: Bei der Arbeit bin ich seriös. Und Sie?"
    Nachdem Eduardo Mendoza wie eine Spinne sein feines Netz aus Verdächtigungen und Vermutungen gesponnen hat, man schon überlegt, ob nicht die Stadt mit ihren Verlockungen und Verheißungen den Tod des Models mitverursacht haben könnte, nimmt der erste Teil des Romans eine völlig überraschendes Ende: Llewelyn de Paris geht zur Polizei und gesteht, er hätte Senorita Baxter ermordet. Tatmotiv: Eifersucht.
    Einblicke in den Wandel Barcelonas
    Wozu nach diesem Überraschungscoup noch einen zweiten Teil? Um nach knapp 30 Jahren zu den früheren Handlungsschauplätzen und Romanfiguren zurückkehren, mit dem Essensausträger statt mit dem namen-und mittellosen Detektiv? Um die "Modernisierungsverlierer" ins Blickfeld zu rücken und die Stadt-Chronik auf den neuesten Stand zu bringen? Um mit einem Anflug von Nostalgie den Abgesang auf ein Barcelona hinauszuzögern, das unwiederbringlich der Vergangenheit angehört?
    Cándida, die Schwester des Essensausträgers war Prostituierte im Raval, dem legendären Vergnügungsviertel von Barcelona, das in der Romanwelt von Juan Goytisolo, Manuel Vásquez-Montealbán, Juan Marsé, et cetera eine wichtige Rolle spielt. Nach seiner Modernisierung konnte sie aufgrund der stark gestiegenen Mieten nicht mehr dort bleiben und musste an die Peripherie umziehen.
    "Aber ihre furchtlose Unbekümmertheit war wie weggeblasen, als die Einwohner Barcelonas sich durch den Wandel der Stadt im letzten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts gezwungen sahen, aus den ungesunden, schäbigen Vierteln der Altstadt in neu gebaute, bestens ausgestattete Quartiere zu ziehen. Cándida lebte nun in einer dreißig Quadratmeter großen Wohnung mit Außenfenster, fließendem Wasser, Strom und den wichtigsten sanitären Einrichtungen im achten Stock eines Wohnblocks an der Kreuzung Calle del Pedagogo Carrasca und Calle del Vampiro Llopart im Neubauviertel Santa Perpetua Bondadosa, im Volksmund besser bekannt als die Junkie Gardens, einem Ort, der unvergleichlich besser war; doch selbst mit der Zeit hatte Cándida sich nicht an die neue Umgebung gewöhnen können."
    Die Peripherie ist eine Welt des Mangels
    Sarkastisch beschreibt Eduardo Mendoza die unwirtlichen Betonklötze an der Peripherie, die in der "Straße der Henkerpädagogen", der "Straße des Llopart Vampirs" stehen. Die Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Namen des Stadtviertels "Heilige von der Ewigen Güte" und den Junkie Gardens bedarf keiner weiteren Erklärung. Die Peripherie ist eine Welt des Mangels: wenig soziale Kontakte, das gilt vor allem für die Neuhinzugekommenen aus dem Stadtzentrum, geringe Toleranz gegenüber scheinbar Andersartigen – Ausländer, Homosexuelle, Transvestiten – kaum Arbeitsplätze, dafür faschistoide, gewaltbereite Jugendbanden. Senorita Westinghouse, eine attraktive Transvestitin, die in den 80er-Jahren im Raval bei Cándida wohnte und später als Oberst Westinghouse Karriere machte, lebt wie Cándida an der Peripherie und fühlt sich fremd in der Stadt, in der sie immer gelebt hat.
    "Diese Stadt (…) ist nicht mehr meine Stadt (…) Heute ist Barcelona eine lebendige, prosperierende, glamouröse Stadt, das Mekka des internationalen Tourismus – außer für die Islamisten, die ihr eigenes Mekka haben. Aber es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mir ein Barcelona vorgestellt, und sie haben ein anderes draus gemacht. (…) Dort, wo früher die Korsett-Macherei Munoz war, kann man jetzt Barca-Trikots, Plastikfächer und Handys zweifelhafter Herkunft kaufen. (…) Barcelona hat sich verändert, wie ich vorhergesehen habe, aber es ist zur Hauptstadt der Billigprodukte und der Idiotie geworden. In diesem Barcelona haben wir nichts mehr verloren."
    Dass Eduardo Mendoza noch einmal auf den Mord an Senorita Baxter zurückkommen würde, war zu erwarten. Dass die AFMIDF ihre Finger im Spiel hätte, ebenfalls. Dass die Ermordung von Senorita Baxter eine geniale Täuschung und ein perfekt inszeniertes Ablenkungsmanöver war, gehört zu den Überraschungscoups, die sich der Autor für den Schluss aufhebt. Der Essensausträger kommt mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der sich als Llewelyn de Paris zu erkennen gibt. Der hatte den Mord an Senorita Baxter vorgetäuscht, um dem mörderischen Druck der AFMIDF zu entgehen. Er sollte im Auftrag des Geheimbundes Senorita Baxter umlegen, die in ihrer Geldnot versuchte, Kapital aus dem Insiderwissen zu schlagen, das Señor Larramendi ihr anvertraut hatte. Um den Killern der AFMIDF zuvorzukommen, gibt sich Lllewelyn de Paris bei der Polizei als Mörder des Models aus und landet im Gefängnis. Nach der Entlassung fängt er mit Senorita Baxter ein neues Leben an.
    Nur der ehemalige Detektiv ist zufrieden
    In Eduardo Mendozas Roman "Das dunkle Ende des Laufstegs" kommt niemand ungeschoren davon. Sogar die traditionellen Unternehmerfamilien wie die Liniers müssen sich wegen Geldwäsche vor Gericht verantworten. Nur der ehemalige Detektiv, der nach der Wirtschaftskrise von 2008 Essen in Pappkartons austrägt, ist mit seinem Leben zufrieden:
    "Ich hatte einen festen Job, der so mies und so schlecht bezahlt war, dass ich niemals Gefahr lief, einer Entlassungswelle oder einem Spar – oder Rationalisierungsprogramm zu Opfer zu fallen; auch besaß ich eine Wohnung, die aus dem gleichen Grund von der Spekulation verschont bleiben würde, und war schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit der Obrigkeit in Konflikt geraten."
    Der schelmische Detektiv hält uns wie ein Narr den Spiegel vor und zeigt, wie sich hinter den Verheißungen der Großstadt "Das dunkle Ende des Laufstegs" auftut, wie die Modernisierung der Stadt und die Präkarisierung der Arbeitswelt das Großstadtleben verändern. Mit viel Ironie, Sarkasmus und schwarzem Humor, so dass wir laut lachen über Dinge, die nicht zum Lachen sind.
    Eduardo Mendoza: "Das dunkle Ende des Laufstegs", Nagel& Kimche im Carl Hanser Verlag, München 2017, 23 Euro