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Ehemaliger US-Teamarzt Larry Nassar
"Er hat das Vertrauen der Sportlerinnen furchtbar missbraucht"

Der ehemalige Teamarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, muss sich wegen sexuellen Missbrauchs seiner Athletinnen verantworten. 140 Sportlerinnen haben Anzeige erstattet. Dlf-Journalistin Andrea Schültke verfolgt den emotionalen Prozess in den USA und erklärte im Dlf, warum sich die Urteilsverkündung weiter verzögert.

Andrea Schültke im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    Der ehemalige Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, steht wegen sexuellem Missbrauch und anderen Delikten vor Gericht.
    Der ehemalige Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, steht wegen sexuellem Missbrauch und anderen Delikten vor Gericht. (AFP/Geoff Robins)
    Der ehemalige Teamarzt war bereits Ende vergangenen Jahres wegen Besitzes kinderpornografischer Schriften zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil wegen sexuellen Missbrauchs seiner Athletinnen steht allerdings noch aus. Man habe allen betroffenen Frauen die Chance geben wollen, sich zu äußern, erklärte Dlf-Journalistin Andrea Schültke. Diese Chance hätten mehr Frauen und Familienangehörige als erwartet wahrgenommen, das Urteil habe sich deshalb verzögert.
    Die Staatsanwaltschaft habe ein Strafmaß von 40 bis 125 Jahren gefordert. Richterin Rosemarie Aquilina werde mit den Worten zitiert: "Der nächste Richter, vor dem Sie sich verantworten müssen, wird Gott sein."
    Den Betroffenen eine Stimme geben
    In den Anhörungen, die man via Livestream verfolgen könne, berichteten die Betroffenen, wie Nassar ihr Vertrauen missbraucht habe. Viele seien bei Beginn der "Behandlungen" erst 12 Jahre alt gewesen und hätten nicht gewusst, was mit ihnen passiert. Durch diese Last seien ganze Familien zerrüttet worden.
    Richterin Aquilina wolle mit den ausführlichen Anhörungen den Betroffenen eine Stimme geben - und so etwas wie Genugtuung, sagte Schültke. Die Betroffenen führten ihm vor Augen: 'Du hast uns jahrzehntelang ein Gefängnis beschert in unserem Leben und jetzt sitzt Du da und wirst nie wieder frei kommen'. Für die Richterin sei das auch wichtig, um über das Strafmaß zu entscheiden.