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Eigenversorgung schwer gemacht

Viele Schulen würden gerne wieder im eigenen Haus kochen. Eine Schulküche neu einzurichten und eine Köchin anzustellen, ist aber ein kostspieliges Kunststück. Je nach Größe der Schule müssen 90- bis 120.000 Euro investiert werden. Doch oft gibt es weder vom Land noch vom Landkreis oder den Trägern ein Budget für Küchenpersonal und Koch-Equipment.

Von Blanka Weber | 11.10.2012
    83 Essen teilt Gabriele Majonek-Fischer jeden Tag aus.

    "Heute ist süßer Tag, gibt's Milchreis, Apfelmus und Vorsuppe."

    Die 48-Jährige kocht seit 20 Jahren in der Schule. Das Essen kostet pro Kind zwei Euro am Tag. Personal außer ihr gibt es nicht.

    "Ich schäle die Kartoffeln noch selber, das Gemüse, also die Saisonware, das mache ich alles selber und es schmeckt ja ganz anders, wenn man das heute schält, wie zu Hause. Ich habe mir das genau durchgerechnet von der Zeit."

    Gabriele Majonek-Fischer steht im roten Polohemd mit langer weißer Schürze in der kleinen Essensausgabe. Max wirft gerade seine vorher geholte zweite Portion weg. Schade, sagt die Schulköchin, denn Wegwerfen muss nicht sein.

    Resonanz bekommt sie sofort. Und das ist auch gut so, sagt sie:

    "Damit ich das gleich verbessern kann. Wenn ich merke, das war nicht in Ordnung, da kann ich das sofort ändern. Wenn kein Ansprechpartner da ist, das geht verloren auf der Strecke. Das kommt beim Chef nicht an."

    In der kleinen Grundschule in Golmsdorf ist nicht nur das anders. Die Chefin kauft am Morgen selbst im Großmarkt ein - leider - sagt sie - nicht beim Bauern nebenan:

    "Würde ich gerne machen, darf ich aber nicht, die müssen sich zertifizieren, wenn es Bioqualität wäre, dann besteht die Gefahr, dann könnte was dran sein, das verwerte ich nicht. Ich kaufe im Handel ein."

    Dann möglichst regionale Ware, erzählt sie. Nach dem Einkauf schält sie Gemüse, schnippelt Obst für das vom Land mitfinanzierte Schulobstprogramm und versucht, alles frisch zu verarbeiten, selbst die Äpfel für das Mus.

    Wenn die ersten Kinder gegessen haben, steht sie im schmalen Raum der Ausgabe und spült die Teller, eine Maschine gibt es nur unten in der großen Küche. Alles kein Problem, sagt die humorvolle Frau - und - klar - zum Geld verdienen ist das nichts. Sie organisiert das Mittagessen, zahlt eine kleine Pacht für die Räume und kümmert sich auch um die Abrechnung und den Zahlungseingang von den Eltern.

    Schulen im Saale-Holzlandkreis würden gerne mehr auf private, kleine Essenversorgung setzen und wieder im eigenen Haus kochen. Doch - es gibt weder vom Land, noch vom Landkreis oder den Trägern ein Budget für Küchenpersonal und Koch-Equipment, bedauert die Direktorin der Golmsdorfer Grundschule. Denn Kalkulationen für Schulküchen und Personal werden derzeit noch mehr diskutiert:

    "Ungefähr über den Daumen gepeilt sprechen wir je nach Größe der Schule, was in der Küche alles sein müsste nach den neuen Hygienevorschriften und den Sicherheitsvorschriften, sprechen wir von 90- bis 120.000 Euro."

    Plus die Personalkosten, sagt Jana Kilian.

    Im gesamten Landkreis mit 50 Schulen wird lediglich in zweien selbst gekocht.

    "Die Eltern wünschen sich natürlich Frische, sind aber in der Zwickmühle, mehr als 2 Euro - 2,50 Euro sind die wenigsten bereit für das Mittagessen ihrer Kinder auszugeben."

    Das ist auch der Knackpunkt, wenn Produkte der Bauern oder gar Bio auf den Tisch kommen soll, sagt die Schulköchin. Dann wäre dieser Preis nicht mehr zu halten.

    Ihren Stundenlohn verrät sie nicht, nur so viel: Geld würde ja auch nicht glücklich machen.