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Ein Bankkonto für jedermann

Weil Selbstverpflichtungen der Banken aus ihrer Sicht kaum Fortschritte gebracht haben, will die Europäische Kommission die Branche nun zu einem kundenfreundlicheren Angebot zwingen. Demnach soll jeder EU-Bürger ein Recht auf ein eigenes Bankkonto bekommen.

Von Jörg Münchenberg |
    Die EU-Kommission will ernst machen. Weil die bisherigen Selbstverpflichtungen der Banken aus ihrer Sicht kaum Fortschritte gebracht haben, will Brüssel die Branche nun per Richtlinie zu einem kundenfreundlicheren Angebot zwingen. Demnach soll jeder EU-Bürger ein Recht auf ein eigenes Bankkonto bekommen, unabhängig vom jeweiligen Schuldenstand oder Einkommen, erklärte heute EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier:

    "Jede Regierung muss mindestens eine Bank bestimmen, die die Auflage erhält, sei es gratis, was wir empfehlen, oder für eine sehr geringe Gebühr für jeden ein Konto zu eröffnen, der seinen Wohnsitz in einem Land der EU hat."

    Laut Kommission verfügen derzeit 58 Millionen Europäer nicht über ein eigenes Bankkonto. Damit aber würden die Betroffenen von wichtigen Dienstleistungen wie etwa Gehaltsauszahlungen oder das bequeme Bezahlen von Rechnungen ausgeschlossen.

    Zudem will die Kommission auch den Kontowechsel merklich vereinfachen und für mehr Transparenz bei den anfallenden Gebühren sorgen. So soll es künftig genügen, der neuen Bank einen Auftrag zur Abwicklung des alten Kontos zu erteilen. Der neue Anbieter müsse dann zeitnah und kostengünstig den Wechsel umsetzen. Zudem will Brüssel die Branche dazu verpflichten, ihre Kunden regelmäßig über anfallende Gebühren zu informieren – und zwar nach einem einheitlichen und damit vergleichbaren Standard. Die Europäische Verbraucherschutzorganisation Beuc begrüßte heute die geplanten Maßnahmen. Sprecher Johannes Kleis:

    "Dieser Vorschlag ist in jedem Fall eine Art Meilenstein. Es hat in der Vergangenheit zaghafte Versuche gegeben, auch durch Selbstverpflichtungen der Banken hier etwas zu machen. Und ich glaube, die Europäische Kommission hat jetzt erkannt, das geht nur mit einem Gesetz, das dann in den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. Dass man dadurch etwas erreichen kann. Das ist ein erster Schritt."

    Beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband hieß es dagegen, in Deutschland gebe es bereits komplette Transparenz über Entgelte und Gebühren für die Kontoführung. Zudem biete die Branche auf freiwilliger Basis bereits ein Grundkonto an. Dem Vorschlag der Kommission für einen besseren Service der Banken müssen noch die Mitgliedsländer und das Europäische Parlament zustimmen.