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Ein Kardiologe mit Herz für Musik

Hans-Joachim Trappe ist Kardiologe am Marienhospital Herne und hat das Zeug zum Berufsorganisten. Die Musik ist für ihn mehr als ein Zeitvertreib. Gerade hat er eine neue Benefiz-CD für die Deutsche Herzstiftung zusammengestellt.

Von Ulrike Burgwinkel |
    "Mich hat damals sehr beeinflusst, die erste Herzverpflanzung in Kapstadt durch Christian Barnard. Und das war für mich dann auch die Entscheidung, nicht nur Mediziner, sondern auch Kardiologe zu werden."

    Ein Jahr vor dem Abitur hat sich Hans-Joachim Trappe gegen die Kirchenmusik und für ein Medizinstudium entschieden. Seine zweite Begabung und Leidenschaft hat er darüber nie ad acta gelegt. Mit neun Jahren lernte er Klavierspielen, seine Organistenausbildung erhielt er von den Domorganisten in Duderstadt, Hildesheim und Köln.

    "Ich glaube, dass Musik und Medizin unmittelbar ineinandergreifen, weil man immer mit Menschen zu tun hat. Auf der einen Seite mit den Patienten, denen sie durch ein gutes Wort und natürlich ihre Medizin helfen können. Auf der anderen Seite die Musik, gerade das Orgelspiel in großen Kirchen, wo sie vielen Zuhörern durch ihre Musik ebenfalls Freude bereiten können und auch diesen Menschen mitunter helfen können."

    "Die Orgel übt eine unheimliche Faszination auf die Seele des Menschen aus, gerade in großen Kirchen, großen Kathedralen, schönen Orgeln, ob Sie leise spielen, ob Sie laut spielen, Sie ziehen die Menschen in ihren Bann. Und je schöner die Orgel ist und je transparenter man Dinge spielt, umso mehr faszinieren Sie Menschen und ziehen wirklich die Menschen in den Klang von berühmten Orgeln."

    Hans-Joachim Trappe spielt seit 1969 im Dienste der Dome, er springt ein während des Urlaubs der dort angestellten Organisten im Gottesdienst und gibt Konzerte: alles ohne Zwang, ohne Honorar, rein ehrenamtlich. Sein "Brotberuf" als Kardiologe an der Uniklinik Bochum ermöglicht ihm diese Freiheit und Unabhängigkeit. Der Direktor der Medizinischen Klinik II hat allerdings keinen Beamtenjob mit Gleitzeit von acht bis vier. Sein Publikationsverzeichnis umfasst 210 Seiten, er arbeitet als Gutachter und ist Mitglied in diversen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, wie es sich für einen ordentlichen Professor gehört.

    Um aber fit am Instrument zu bleiben, braucht gerade das Orgelspiel sehr viel Übung. Immerhin gilt die Orgel als die Königin aller Instrumente. Dafür muss man normalerweise eine Kirche in der Nähe, einen guten Draht zum Küster und viel Zeit haben.

    "Das ist alles eine Frage der Disziplin. In der Tat fahre ich morgens um sieben aus dem Haus und komme abends zwischen sechs und sieben wieder nach Hause. Und ich habe zuhause eine Orgel, die vor vielen Jahren mir mein Vater noch geschenkt hat. Ohne diese Orgel wäre ich völlig hilflos, und so habe ich zuhause ein Instrument, an dem ich jeden Tag, abends oder morgens, noch üben kann, und wenn es nur eine Viertelstunde ist. Und da liegen auch viele Geheimnisse meiner Orgelverpflichtungen, die ich neben meiner Tätigkeit als Klinikchef so habe."

    Und das sind eine Menge, an weltberühmten Orgeln wie beispielsweise die Silbermann-Orgel im Freiberger Dom oder die große Arp-Schnitker-Orgel in St. Jacobi in Hamburg. Das Musizieren ist für Hans-Joachim Trappe weit mehr als nur ein Hobby für die Freizeit.

    "Für mich ist die Musik eine wirkliche Ergänzung zu meinem Alltag, wo ich auch neue Kräfte schöpfen kann. Es ist ein Eintauchen in eine gänzlich andere Welt, und ich habe in den vergangenen fast 30 Jahren, wo ich Orgel spiele und quasi im Dienste von Kirchen bin, viele faszinierende Menschen kennengelernt , die ein ganz anderes Umfeld haben als ich in meiner Klinik und habe dadurch viele Kräfte, neue Ideen erhalten, die ich dann meinen Patienten zugute kommen lassen kann."