"Niemals hatte ich irgendwelche Projekte. Auch jetzt habe ich sie nicht. Eine Idee habe ich erst dann, wenn ich beschließe, eine Idee zu haben. Im Vorhinein habe ich noch nie irgendeine Idee gehabt."
Die Logik des Absurden prägte das literarische Werk von Slawomir Mrozek. Aber auch in der Öffentlichkeit, hier bei einem Interview im Jahr 2000, wählte der polnische Erzähler und Dramatiker diese Form mit Vorliebe.
"Warum sollte ich die Unwahrheit sagen? Ich wüsste nicht, wozu. Sie wissen es auch nicht! Und da wir beide nicht wissen, wozu, sage ich wohl die Wahrheit."
Slawomir Mrozek war lange Zeit, vor allem in den 60er Jahren, einer der international meist gespielten polnischen Theaterautoren. Zum Theater fand er auf Umwegen. 1930 in Borzêcin unweit von Krakau geboren, debütierte MroZek 1950 zunächst als Zeichner. Anschließend betätigte er sich, beseelt von der sozialistischen Utopie, als Journalist.
"Die Aussage "Ich war Journalist" im Blick auf die Stalinära ergibt überhaupt keinen Sinn. Denn niemand war damals Journalist, alle waren Mitarbeiter der Propaganda, auch ich, und selbstverständlich war ich überzeugt davon, dass das gut sei. Mein literarisches Debüt fällt erst in das Jahr 1954. Da reichte ich meinen "Rücktritt" ein, war nicht mehr Pseudojournalist, sondern "Freelancer"."
In kurzen satirischen Geschichten – oft sind sie in der polnischen Provinz angesiedelt – skizzierte MroZek fortan die Weltlage. Vor allem aber avancierte er alsbald zu den Meistern des absurden Theaters mit Stücken wie "Polizei", "Auf hoher See" oder "Striptease". Den großen internationalen Durchbruch als Bühnenautor erzielte Mrozek mit "Tango". 1964 in Polen, 1966 in Deutschland uraufgeführt, durchleuchtet "Tango" Eigenheiten der absoluten Freiheit. Das Bemühen der Protagonisten, Konventionen und traditionelle Werte über Bord zu werfen, gerät zur blutrünstigen Groteske; im Rhythmus des Tangos tanzt man sich in eine totalitäre, mörderische Zukunft. Bereits vor "Tango" hatte MroZek Polen verlassen, lebte in Italien, Frankreich und Deutschland, später auch in den USA und Mexiko. Zu seinem zweiten großen internationalen Erfolg wurde "Emigranten". Der Einakter zeigt die von Abneigung und notgedrungener Nähe bestimmte Beziehung zweier Ausländer in einer namenlosen westeuropäischen Stadt. In einem Souterrain stoßen die grundverschiedenen Landsleute zusammen, ein Intellektueller mit abstrakten Idealen und ein Arbeiter auf der Suche nach einer soliden Existenz.
Mrozeks Aufenthalt als Gastkünstler im Ausland wandelte sich 1968 in ein politisches Exil ohne Rückkehrrecht, nachdem der Autor gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag protestiert hatte und ihm daraufhin sein polnischer Pass entzogen worden war. Erst lange nach der Wende, 1996, ließ sich MroZek wieder in Krakau nieder.
"Wenn man 33 Jahre außerhalb Polens gelebt hat und dann zurückkehrt, ist es unmöglich, keine Distanz zu haben. Ich sehe die Relativität dessen, was den Menschen, die immer an diesem Ort leben, absolut vorkommt, was ihnen emotional wertvoll und bedeutend erscheint."
In Polen lebte Slawomir MroZek seither im Schatten seiner eigenen literarischen Legende aus vergangenen Jahrzehnten und schrieb gleichwohl weiter: Stücke, Feuilletons für die polnische Presse und skurrile Geschichten aus dem Alltag. 2002 erlitt er einen Gehirnschlag, der sein Sprachvermögen stark beeinträchtigte. Mrozek überwand die Folgen dieses Schlags, indem er an seiner Autobiografie arbeitete. Mit seinem unter dem Titel "Balthasar" veröffentlichten Lebensbericht fand er noch einmal internationale Beachtung. Es folgten Tagebücher und Briefwechsel, Veröffentlichungen, die einmal mehr die große Zeit dieses bedeutenden Autors in Erinnerung riefen, von der Kritik aber als teilweise zu leichtgewichtig eingestuft wurden.
2008 verließ Mrozek abermals Polen und ließ sich dauerhaft in Nizza nieder, diesmal nicht aus politischen Gründen, sondern, wie er selbst erklärte, des Klimas und der Gesundheit wegen. Als Meister des Absurden und als einer der Großen des europäischen Theaters der Nachkriegszeit wird er im Gedächtnis bleiben.
Die Logik des Absurden prägte das literarische Werk von Slawomir Mrozek. Aber auch in der Öffentlichkeit, hier bei einem Interview im Jahr 2000, wählte der polnische Erzähler und Dramatiker diese Form mit Vorliebe.
"Warum sollte ich die Unwahrheit sagen? Ich wüsste nicht, wozu. Sie wissen es auch nicht! Und da wir beide nicht wissen, wozu, sage ich wohl die Wahrheit."
Slawomir Mrozek war lange Zeit, vor allem in den 60er Jahren, einer der international meist gespielten polnischen Theaterautoren. Zum Theater fand er auf Umwegen. 1930 in Borzêcin unweit von Krakau geboren, debütierte MroZek 1950 zunächst als Zeichner. Anschließend betätigte er sich, beseelt von der sozialistischen Utopie, als Journalist.
"Die Aussage "Ich war Journalist" im Blick auf die Stalinära ergibt überhaupt keinen Sinn. Denn niemand war damals Journalist, alle waren Mitarbeiter der Propaganda, auch ich, und selbstverständlich war ich überzeugt davon, dass das gut sei. Mein literarisches Debüt fällt erst in das Jahr 1954. Da reichte ich meinen "Rücktritt" ein, war nicht mehr Pseudojournalist, sondern "Freelancer"."
In kurzen satirischen Geschichten – oft sind sie in der polnischen Provinz angesiedelt – skizzierte MroZek fortan die Weltlage. Vor allem aber avancierte er alsbald zu den Meistern des absurden Theaters mit Stücken wie "Polizei", "Auf hoher See" oder "Striptease". Den großen internationalen Durchbruch als Bühnenautor erzielte Mrozek mit "Tango". 1964 in Polen, 1966 in Deutschland uraufgeführt, durchleuchtet "Tango" Eigenheiten der absoluten Freiheit. Das Bemühen der Protagonisten, Konventionen und traditionelle Werte über Bord zu werfen, gerät zur blutrünstigen Groteske; im Rhythmus des Tangos tanzt man sich in eine totalitäre, mörderische Zukunft. Bereits vor "Tango" hatte MroZek Polen verlassen, lebte in Italien, Frankreich und Deutschland, später auch in den USA und Mexiko. Zu seinem zweiten großen internationalen Erfolg wurde "Emigranten". Der Einakter zeigt die von Abneigung und notgedrungener Nähe bestimmte Beziehung zweier Ausländer in einer namenlosen westeuropäischen Stadt. In einem Souterrain stoßen die grundverschiedenen Landsleute zusammen, ein Intellektueller mit abstrakten Idealen und ein Arbeiter auf der Suche nach einer soliden Existenz.
Mrozeks Aufenthalt als Gastkünstler im Ausland wandelte sich 1968 in ein politisches Exil ohne Rückkehrrecht, nachdem der Autor gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag protestiert hatte und ihm daraufhin sein polnischer Pass entzogen worden war. Erst lange nach der Wende, 1996, ließ sich MroZek wieder in Krakau nieder.
"Wenn man 33 Jahre außerhalb Polens gelebt hat und dann zurückkehrt, ist es unmöglich, keine Distanz zu haben. Ich sehe die Relativität dessen, was den Menschen, die immer an diesem Ort leben, absolut vorkommt, was ihnen emotional wertvoll und bedeutend erscheint."
In Polen lebte Slawomir MroZek seither im Schatten seiner eigenen literarischen Legende aus vergangenen Jahrzehnten und schrieb gleichwohl weiter: Stücke, Feuilletons für die polnische Presse und skurrile Geschichten aus dem Alltag. 2002 erlitt er einen Gehirnschlag, der sein Sprachvermögen stark beeinträchtigte. Mrozek überwand die Folgen dieses Schlags, indem er an seiner Autobiografie arbeitete. Mit seinem unter dem Titel "Balthasar" veröffentlichten Lebensbericht fand er noch einmal internationale Beachtung. Es folgten Tagebücher und Briefwechsel, Veröffentlichungen, die einmal mehr die große Zeit dieses bedeutenden Autors in Erinnerung riefen, von der Kritik aber als teilweise zu leichtgewichtig eingestuft wurden.
2008 verließ Mrozek abermals Polen und ließ sich dauerhaft in Nizza nieder, diesmal nicht aus politischen Gründen, sondern, wie er selbst erklärte, des Klimas und der Gesundheit wegen. Als Meister des Absurden und als einer der Großen des europäischen Theaters der Nachkriegszeit wird er im Gedächtnis bleiben.