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Ein Sponsor "sponsert ja nicht Funktionäre"

Uli Hoeneß bleibt trotz Steueraffäre im Amt. Der FC Bayern München steht hinter ihm. Auf Sponsorenseite könne ein solcher Fall zu Konsequenzen führen, einen Automatismus gebe es dafür aber nicht, meint Josef Stadtfeld, Vorsitzender des Sponsoren-Vereins S20.

Josef Stadtfeld im Gespräch mit Christiane Kaess | 07.05.2013
    Christiane Kaess: Informationen von Florian Scholbeck, und am Telefon ist jetzt Josef Stadtfeld. Er ist Geschäftsführer des Vereins S20, einer Interessensvertretung von Sponsoren. Guten Morgen!

    Josef Stadtfeld: Schönen guten Morgen, Frau Kaess!

    Kaess: Herr Stadtfeld, wie viel Einfluss können Sponsoren denn generell auf die Entscheidung in Sportvereinen nehmen?

    Stadtfeld: Ja, grundsätzlich so, wie die Verträge auch zwischen Sponsoren und den jeweiligen gesponserten Partnern halt gestaltet sind. Es gibt bestimmte Möglichkeiten, da Einfluss zu nehmen beziehungsweise innerhalb der Verträge sich zu bewegen, aber das immer nur im Hinblick auf das, was der Sponsor dann auch mit seinen Engagements halt erreichen möchte.

    Kaess: Also das ist von Fall zu Fall unterschiedlich?

    Stadtfeld: Durchaus, ja.

    Kaess: Wie eng sprechen Sponsoren und Vereine normalerweise wichtige, zum Beispiel personelle Entscheidungen ab?

    Stadtfeld: Personelle Entscheidungen im sportlichen Bereich, oder was meinen Sie da?

    Kaess: Ja.

    Stadtfeld: Na, überhaupt nicht.

    Kaess: Gar nicht?

    Stadtfeld: Nein.

    Kaess: Und ist es üblich, dass man als Sponsor versucht, da ein bisschen Einfluss zu nehmen?

    Stadtfeld: Das kann ich mir als Sponsor nicht vorstellen, weil man grundsätzlich bestimmte Ziele mit seinem Sponsoring erreichen möchte, und diese Ziele werden im Vorfeld natürlich innerhalb der jeweiligen Unternehmen sehr genau abgesteckt. Das heißt, das, was man als Unternehmen erreichen möchte, wird im Vorfeld bereits geklärt, und dann entscheidet man erst, was, wen [wer] und in welcher Art und Weise gesponsert wird. Es gibt jede Menge von Sponsoring-Engagements, von klein bis groß, und das wird in Unternehmen immer im Vorfeld abgesteckt, was man da machen möchte.

    Kaess: Was für ein Ziel könnte das im sportlichen Bereich zum Beispiel sein?

    Stadtfeld: Bei Sportunterstützungen oder -Sponsorings ist es in der Regel sicherlich, sind es Imagethemen, es sind aber auch Themen, die in Richtung Breitensport gehen, also Unterstützung im weitesten Sinne, es sind Themen, die die Unternehmen selbst betreffen, wie ist ein Unternehmen aufgestellt – ich gebe da mal ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen in den Motorsport zum Beispiel investiert, dann muss es auch bestimmte Werte des Motorsportes innerhalb seines Unternehmens abbilden, sei es Schnelligkeit, sei es in bestimmter Form Präzision oder sonstige Werte.

    Kaess: Gibt es Regeln oder Kriterien für Sponsoren, wann man abspringt von einem Sponsoring?

    Stadtfeld: Ja, Abspringen, das ist so endgültig, das hört sich so an, als wäre man auf einem fahrenden Zug und es ist Gefahr im Verzug, und man muss da schnell runter. Also abspringen von Sponsoring ist in der Regel nicht das Ziel. Man hat bestimmte Laufzeiten, die Verträge sind auf bestimmte Laufzeiten ausgerichtet, und daran hält man sich. Es gibt allerdings Standards, die einen Sponsor natürlich dazu bewegen, über die Weiterführung des Sponsorings nachzudenken, beziehungsweise auch Sanktionen da einzubauen, in die Verträge allerdings. Ein Beispiel ist Doping, das ist etwas, was viele Sponsoren, die im Sportsponsoring unterwegs sind, betrifft, das ist etwas, was wir zum Beispiel bei S20 bereits in unseren Mitgliedsunternehmen als Klausel vorsehen, in den Verträgen vorsehen, und in der Regel halten sich die meisten dann da auch daran und führen solche Klauseln ein.

    Kaess: Wer bestimmt diese Standards?

    Stadtfeld: Die Standards werden zwischen den Partnern selbst bestimmt. Das heißt also, wenn ich einen Leichtathleten oder einen … ja, Leichtathleten, bleiben wir mal dabei, weil das sehr virulent ist, sponsere, und der Leichtathlet sich nicht an die Regel hält, dass wir also eine Dopingklausel vereinbart haben und er dopt, oder sie, dann gibt es dort Sanktionsmöglichkeiten, und dann kann man aussteigen. Man kann sogar Regress fordern, also das ist auch möglich.

    Kaess: Die Fälle aus dem Radsport, die Sie jetzt genannt haben, das Sponsoring wird zurückgezogen, wenn der Fahrer gedopt hat, das scheint relativ einfach zu sein, das zu entscheiden. Wie ist das bei moralischen Fehlern oder auch möglicherweise Straftaten wie eben möglicherweise im Fall Hoeneß oder auch davor beim Drogenkonsum von Christoph Daum, dem Ex-Trainer von Bayer Leverkusen? Wie schwierig wird es da für einen Sponsoren zu entscheiden?

    Stadtfeld: Na ja, also der Fall Hoeneß, ein ganz aktueller Fall, ist ein Fall, der sicherlich von den jeweiligen Partnern bewertet wird. Von uns, von unserer Seite als Vertreter der Sponsoren geben wir da natürlich keine Bewertung ab – das steht uns auch gar nicht zu, weil wir ja nicht mit Hoeneß oder in dem Fall Daum in ähnlicher Art und Weise in Kontakt stehen. Wenn es solche Fälle gibt, im Fall Daum war es ja auch etwas, dass ein Drogenkonsum dahinter stand, dann unterhält man sich sicherlich darüber, ob das für den gesponserten Verein oder für die gesponserte Einheit – in dem Fall eine Fußballmannschaft, ich glaube, er war damals Trainer bei Leverkusen –, ob das dann für die Firma Bayer einen Schaden nach sich zieht. Aber das ist etwas, was dann zwischen den Partnern besprochen wird. Ich kann mir vorstellen, dass das dann auch zu weiteren Konsequenzen führen kann, aber es gibt da keinen Automatismus.

    Kaess: Wir haben über die Standards gesprochen. Wissen Sie, ob die Standards für die Sponsoren des FC Bayern gelten?

    Stadtfeld: Die Standards, also was Doping angeht, oder … ?

    Kaess: Nein, überhaupt, wann man sich vom Sponsoring zurückzieht oder wie viel Druck man ausübt.
    Stadtfeld: Also die Sponsoren, glaube ich nicht, dass da … also die Sponsoren des FC Bayern, dass da in irgendeiner Form das Thema Druck eine Rolle spielt. Man wird sich an die geschlossenen Verträge halten und wird darüber sprechen, und dann sicherlich zu Entscheidungen kommen.

    Kaess: Sie sagen, Sie glauben nicht, dass da besonders großer Druck herrscht, aber hängt der Ruf von Sponsoren nicht auch ab vom Verhalten derjenigen, die gesponsert werden. Wie groß ist denn die Sorge, ein schlechtes Image auch dadurch zu bekommen?

    Stadtfeld: Na ja, also ein Sponsor sponsert einen Sportler oder eine Mannschaft. Der sponsert ja nicht Funktionäre. Also man muss das immer sehr fein …

    Kaess: Aber dennoch spielen die eine prominente Rolle in dem Verein.

    Stadtfeld: Die Funktionäre?

    Kaess: Ja.

    Stadtfeld: Ja, das mag zwar sein, dass also dort eine Rolle des Vereins auch dahinter ist, aber letztlich, das Sponsoring geht ja in Richtung der Außenwirkung eines Vereins, eines Sportlers, eines Motorsportlers, eines Radfahrers, eines Leichtathleten, und da möchte ich ja die Ziele erreichen, die ich mit meinem Sponsoring erreichen möchte. Und die Funktionärsriege, die ist – ich sage es mal – ja nicht beeinflussbar von dem Sponsor, es wird ja keine Entscheidung innerhalb der Funktionen getroffen, die der Sponsor da mitentscheidet. Das gilt für alle Sportbereiche.

    Kaess: Im Fall Uli Hoeneß heißt es auch – oder zumindest liest man –, dass die Fans vor dem Champions-League-Finale, die wollte man nicht verärgern. Welche Rolle spielen denn die Fans bei Beschlüssen von Sponsoren?

    Stadtfeld: Die Fans selbst haben eine ganz wichtige Rolle dafür, dass wir also, ich sage mal, einen … dass der Sponsor ein Sponsoring eingeht, was auch eine Außenwirkung hat, ja? Die Außenwirkung ist immer breit aufgestellt – dazu gehören sicherlich auch die Gruppe der Fans, also der Fans von Mannschaften und Einzelsportlern und so weiter, aber die Außenwirkung ist natürlich weit darüber hinausgehend. Das sind Unternehmenswerte, die da eine Rolle spielen, und die Fans spielen eine wichtige Rolle, aber es ist nicht so, dass jetzt der Sponsor sein Sponsoring ausrichtet auf das Wohlverhalten oder auf die Stimmungslage innerhalb der Fans. Also das ist ein Teil davon, aber es ist nicht der wichtigste Teil.

    Kaess: Herr Stadtfeld, zum Schluss noch: Ist es in Ordnung, wenn Sponsoren im Aufsichtsrat sitzen?

    Stadtfeld: Das ist eine Frage, die ich Ihnen auch nicht beantworten kann. Die Sponsoren sind dann jeweils die Vertreter der Partner, und wenn ein Aufsichtsrat sich aus den Geschäftspartnern zusammensetzt, dann ist das auch eine Entscheidung des jeweiligen Gremiums, also …

    Kaess: Aber generell sehen Sie da nichts Anrüchiges darin?

    Stadtfeld: Ich sehe da, wenn ich selbst Betroffener wäre, würde ich mein Aufsichtsratsmandat so wahrnehmen, wie man es von mir erwartet, und würde in keinster Weise da etwas Anrüchiges daran sehen, also in keinster Weise, nein.

    Kaess: Sagt Josef Stadtfeld. Er ist Geschäftsführer des Vereins S20, das ist eine Interessensvertretung von Sponsoren. Danke für das Gespräch heute Morgen, Herr Stadtfeld!

    Stadtfeld: Bitte schön!


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.