Seit einigen Jahren gibt es wieder völlig verblüffende Entdeckungen, erklärt Wendy Freedman, Astronomin an den Carnegie Observatories im kalifornischen Pasadena:
Da ist die Dunkle Energie, die das Universum immer schneller auseinander treibt. Diese Dunkle Energie gibt es zusätzlich zur Dunklen Materie, die nicht leuchtet, sich aber durch ihre Anziehung auf sichtbare Objekte verrät. Wir dachten lange Zeit, die gegenseitige Anziehung der Materie würde das Universum allmählich abbremsen. Jetzt aber zeigen Beobachtungen ferner Sternexplosionen, daß sich das Weltall immer schneller ausdehnt. Die Theorien kommen da nicht ganz mit - im Moment wird die Astronomie sehr stark von Beobachtungen voran gebracht.
Die Zwischenbilanz der Astronomen ist ernüchternd: Das Universum besteht zu etwa 25 Prozent aus unbekannter Dunkler Materie. Noch rätselhafter sind die 70 Prozent Dunkle Energie, einer Art Materie mit abstoßendem Charakter. Sie treibt den Kosmos immer schneller auseinander. Die "normale" Materie, aus der wir Menschen und alles um uns herum bestehen, schafft nicht einmal die kosmische 5-Prozent-Hürde.
Diese Beobachtungen haben uns gezeigt, daß wir einen Großteil des Universums nicht verstehen. Aber das ist eine riesige Chance! Wenn das Weltall wirklich überwiegend aus Dunkler Energie besteht, dann revolutioniert das wieder einmal die ganze Astronomie. Die große Frage ist, woraus diese Dunkle Energie besteht - bisher haben wir keine Ahnung, aber wir brauchen sicher ganz neue Physik dafür. Es ist ebenso erschreckend und herausfordernd wie äußerst aufregend!
Die vielen neuen Großteleskope, die seit Mitte der 90er Jahre in Chile und auf Hawaii gebaut wurden, haben den Astronomen die momentane Konfusion eingebrockt. Schlagartig sehen die Astronomen Dinge, von denen sie früher kaum zu träumen gewagt hätten. Allerdings haben die neuen Daten aus den Tiefen des Kosmos manch liebgewonnene Theorie zum Einsturz gebracht, räumt Wendy Freedman ein.
Vor 40 Jahren reichten zwei Messungen, um die Entwicklung des Weltalls zu beschreiben. Man hat die Ausdehnung des Universums und die Materiemenge im Kosmos beobachtet. Jetzt wissen wir, daß wir in einem viel komplizierteren Universum leben. Unsere Theorien müssen sehr viel mehr Daten unter einen Hut bringen. So müssen wir erklären, wie überhaupt die Strukturen im Kosmos entstanden sind - kurz nach dem Urknall war das Universum fast ein Einheitsbrei, heute ist es stark strukturiert. Wie ist das passiert? Wir brauchen jetzt 15 oder 16 Größen, um die Entwicklung des Universums zu beschreiben.
Angesichts der immer unübersichtlicher werdenden Theorien zweifeln manche Experten schon an diesem "absurden" Universum. Vielleicht brauchen die Astronomen nach den überraschenden Beobachtungen der vergangenen Jahre jetzt schlicht ganz ungewöhnliche Ideen, um die rätselhaften Befunde in einem großen Bild zu vereinen. Nicht wenige wähnen die Astronomie vor einem neuen großen Umbruch.
von Dirk Lorenzen
Links:
Carnegie-Sternwarte
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Da ist die Dunkle Energie, die das Universum immer schneller auseinander treibt. Diese Dunkle Energie gibt es zusätzlich zur Dunklen Materie, die nicht leuchtet, sich aber durch ihre Anziehung auf sichtbare Objekte verrät. Wir dachten lange Zeit, die gegenseitige Anziehung der Materie würde das Universum allmählich abbremsen. Jetzt aber zeigen Beobachtungen ferner Sternexplosionen, daß sich das Weltall immer schneller ausdehnt. Die Theorien kommen da nicht ganz mit - im Moment wird die Astronomie sehr stark von Beobachtungen voran gebracht.
Die Zwischenbilanz der Astronomen ist ernüchternd: Das Universum besteht zu etwa 25 Prozent aus unbekannter Dunkler Materie. Noch rätselhafter sind die 70 Prozent Dunkle Energie, einer Art Materie mit abstoßendem Charakter. Sie treibt den Kosmos immer schneller auseinander. Die "normale" Materie, aus der wir Menschen und alles um uns herum bestehen, schafft nicht einmal die kosmische 5-Prozent-Hürde.
Diese Beobachtungen haben uns gezeigt, daß wir einen Großteil des Universums nicht verstehen. Aber das ist eine riesige Chance! Wenn das Weltall wirklich überwiegend aus Dunkler Energie besteht, dann revolutioniert das wieder einmal die ganze Astronomie. Die große Frage ist, woraus diese Dunkle Energie besteht - bisher haben wir keine Ahnung, aber wir brauchen sicher ganz neue Physik dafür. Es ist ebenso erschreckend und herausfordernd wie äußerst aufregend!
Die vielen neuen Großteleskope, die seit Mitte der 90er Jahre in Chile und auf Hawaii gebaut wurden, haben den Astronomen die momentane Konfusion eingebrockt. Schlagartig sehen die Astronomen Dinge, von denen sie früher kaum zu träumen gewagt hätten. Allerdings haben die neuen Daten aus den Tiefen des Kosmos manch liebgewonnene Theorie zum Einsturz gebracht, räumt Wendy Freedman ein.
Vor 40 Jahren reichten zwei Messungen, um die Entwicklung des Weltalls zu beschreiben. Man hat die Ausdehnung des Universums und die Materiemenge im Kosmos beobachtet. Jetzt wissen wir, daß wir in einem viel komplizierteren Universum leben. Unsere Theorien müssen sehr viel mehr Daten unter einen Hut bringen. So müssen wir erklären, wie überhaupt die Strukturen im Kosmos entstanden sind - kurz nach dem Urknall war das Universum fast ein Einheitsbrei, heute ist es stark strukturiert. Wie ist das passiert? Wir brauchen jetzt 15 oder 16 Größen, um die Entwicklung des Universums zu beschreiben.
Angesichts der immer unübersichtlicher werdenden Theorien zweifeln manche Experten schon an diesem "absurden" Universum. Vielleicht brauchen die Astronomen nach den überraschenden Beobachtungen der vergangenen Jahre jetzt schlicht ganz ungewöhnliche Ideen, um die rätselhaften Befunde in einem großen Bild zu vereinen. Nicht wenige wähnen die Astronomie vor einem neuen großen Umbruch.
von Dirk Lorenzen
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