Dirk-Oliver Heckmann: Barack Obama ist immer wieder mit John F. Kennedy verglichen worden, wir haben es gerade eben auch im Bericht noch einmal gehört. Sie haben ja Kennedys Auftritt 1963 hautnah miterlebt. Haben Sie sich denn gestern das ein oder andere Mal an Kennedy erinnert gefühlt? Wie hat Obama auf Sie gewirkt?
Egon Bahr: Natürlich hat mich das ein bisschen daran erinnert, denn Kennedys Rede hier hat die Krisen um Berlin beendet, und seither gab es keine große Krise mehr. Aber wichtiger ist eigentlich, dass Kennedy der letzte Hoffnungsträger für die Welt war, und im neuen Jahrhundert, mit den Herausforderungen des neuen Jahrhunderts könnte das Obama werden. Jedenfalls hat er hier eine mutige Rede gehalten, mutig erst mal, weil er nicht vor Englisch sprechendem Publikum gesprochen hat, und es war die globale Sicht eines Amerikaners, der Präsident werden will und in einem Monat zum offiziellen Kandidaten gewählt werden will. Dafür muss er sich noch einiges offen halten und etwas mehr sagen, aber auch dann wird er noch nicht alle Einzelheiten seines außenpolitischen Programms verkünden.
Heckmann: Mehr sagen, also Ihnen hat da noch was gefehlt an Klarheit, was die Botschaft von Barack Obama angeht?
Bahr: Nein, hat es mir nicht. Denn ich finde, er hat für das Ansehen seines Landes positiv gewirkt. Er hat einen Empfang bekommen, durch den alle Redereien, Deutschland sei ein anti-amerikanisch eingestelltes Land, Lügen gestraft werden. Das war alles positiv, sondern das Wichtige und Mutige seiner Rede war, dass er die Außenpolitik, die Stellung seines Landes kooperativ sieht und nicht konfrontativ sieht. Und das ist mehr als ein methodischer Wechsel, denn das bedeutet von uns her gesehen, dass er die schreckliche Doktrin des jetzigen Amtsinhabers entweder einmotten wird oder einfrieren wird oder jedenfalls nicht mehr anwenden wird, wonach Amerika sich das Recht herausnimmt und das Recht zuspricht, unilateral auch präventiv - auch ohne Mandat der Vereinten Nationen - zu handeln.
Heckmann: Das heißt, Sie glauben, dass im Fall der Fälle, wenn es wieder zu einer ähnlichen Situation kommen sollte, dass Barack Obama eben darauf verzichtet, das amerikanische Militär in Gang zu setzen, wenn die Zustimmung durch die UNO nicht da ist?
Bahr: Ich gehe davon aus, dass er versuchen wird, kooperativ zu sein, das heißt, auch nicht die Vereinten Nationen zu umgehen, das heißt, auch mit Russland eine vernünftige, kooperative, einvernehmliche Lösung zu finden - was für uns in Europa besonders wichtig ist, solange die Amerikaner, die jetzige Administration, nicht ihre Pläne vollendet hat, in der Mitte Europas eine neue Raketenstationierung vorzunehmen. Und das wäre schon sehr viel und sehr erleichternd.
Heckmann: Kooperation statt Konfrontation, Brücken bauen, das waren wichtige, zentrale Motive in der Rede von Barack Obama gestern. Aber wenn es dann um die konkrete Lastenteilung beispielsweise in Afghanistan oder auch im Irak geht, dann könnte es schnell vorbei sein mit der Wohlfühlrhetorik, sollte Obama erst einmal im Weißen Haus sein. Also, Herr Bahr: Wenn sich Europa weigert, mehr Verantwortung dort zu übernehmen, kann es dann zu einer wirklichen Verbesserung des transatlantischen Verhältnisses kommen?
Bahr: Zunächst mal muss man ja sehen, dass es keinen Wechsel geben wird in einem ganz wichtigen Punkt: Obama hat sich präsentiert als ein sendungsbewusster Amerikaner. Seine Auffassung von der Mission und Verantwortung seines Landes ist unbestreitbar, das ist für zu Hause wichtig, das ist aber auch für uns wichtig als Orientierung, denn selbstverständlich wird er die strategischen Interessen der Amerikaner weiter vertreten, das heißt Mittlerer Osten bis Afghanistan. Und er wird auch Forderungen natürlich richten an uns, insbesondere an die Europäer, und dort natürlich auch an die Deutschen, die ja qua geographischer Lage und Wirtschaftskraft sehr wichtig sind, nicht entscheidend, aber doch sehr wichtig sind. Und er wird selbstverständlich die amerikanischen Interessen umsetzen in Wünsche an die Europäer. Kein Kontinent liegt ihnen näher, kein Kontinent ist in der Lage, mehr wirksame Hilfe zu leisten. Das kann auch unterschiedliche Positionen, sogar Konflikte, jedenfalls Probleme bilden.
Heckmann: "Yes, we can" - das ist der Wahlspruch von Barack Obama. Sein Auftritt in Berlin sollte auch nach Amerika die Botschaft senden: "Yes, he can" - er kann Präsident der USA sein und werden. Aus Ihrer Sicht ganz kurz: Kann er es?
Bahr: Ich habe die Frage nicht verstanden.
Heckmann: "Yes, we can" - das ist ja der Wahlspruch von Barack Obama. "Yes, he can" titeln teilweise die Zeitungen jetzt, ja, er kann es, er kann Präsident der Amerikaner sein, der Vereinigten Staaten. Aus Ihrer Sicht ganz kurz: Kann er es?
Bahr: Ja, ich habe keinen Zweifel, insbesondere wenn die Amerikaner wie bisher meistens nach wirtschaftlichen Interessen entscheiden, haben die Republikaner wenig Chancen.
Egon Bahr: Natürlich hat mich das ein bisschen daran erinnert, denn Kennedys Rede hier hat die Krisen um Berlin beendet, und seither gab es keine große Krise mehr. Aber wichtiger ist eigentlich, dass Kennedy der letzte Hoffnungsträger für die Welt war, und im neuen Jahrhundert, mit den Herausforderungen des neuen Jahrhunderts könnte das Obama werden. Jedenfalls hat er hier eine mutige Rede gehalten, mutig erst mal, weil er nicht vor Englisch sprechendem Publikum gesprochen hat, und es war die globale Sicht eines Amerikaners, der Präsident werden will und in einem Monat zum offiziellen Kandidaten gewählt werden will. Dafür muss er sich noch einiges offen halten und etwas mehr sagen, aber auch dann wird er noch nicht alle Einzelheiten seines außenpolitischen Programms verkünden.
Heckmann: Mehr sagen, also Ihnen hat da noch was gefehlt an Klarheit, was die Botschaft von Barack Obama angeht?
Bahr: Nein, hat es mir nicht. Denn ich finde, er hat für das Ansehen seines Landes positiv gewirkt. Er hat einen Empfang bekommen, durch den alle Redereien, Deutschland sei ein anti-amerikanisch eingestelltes Land, Lügen gestraft werden. Das war alles positiv, sondern das Wichtige und Mutige seiner Rede war, dass er die Außenpolitik, die Stellung seines Landes kooperativ sieht und nicht konfrontativ sieht. Und das ist mehr als ein methodischer Wechsel, denn das bedeutet von uns her gesehen, dass er die schreckliche Doktrin des jetzigen Amtsinhabers entweder einmotten wird oder einfrieren wird oder jedenfalls nicht mehr anwenden wird, wonach Amerika sich das Recht herausnimmt und das Recht zuspricht, unilateral auch präventiv - auch ohne Mandat der Vereinten Nationen - zu handeln.
Heckmann: Das heißt, Sie glauben, dass im Fall der Fälle, wenn es wieder zu einer ähnlichen Situation kommen sollte, dass Barack Obama eben darauf verzichtet, das amerikanische Militär in Gang zu setzen, wenn die Zustimmung durch die UNO nicht da ist?
Bahr: Ich gehe davon aus, dass er versuchen wird, kooperativ zu sein, das heißt, auch nicht die Vereinten Nationen zu umgehen, das heißt, auch mit Russland eine vernünftige, kooperative, einvernehmliche Lösung zu finden - was für uns in Europa besonders wichtig ist, solange die Amerikaner, die jetzige Administration, nicht ihre Pläne vollendet hat, in der Mitte Europas eine neue Raketenstationierung vorzunehmen. Und das wäre schon sehr viel und sehr erleichternd.
Heckmann: Kooperation statt Konfrontation, Brücken bauen, das waren wichtige, zentrale Motive in der Rede von Barack Obama gestern. Aber wenn es dann um die konkrete Lastenteilung beispielsweise in Afghanistan oder auch im Irak geht, dann könnte es schnell vorbei sein mit der Wohlfühlrhetorik, sollte Obama erst einmal im Weißen Haus sein. Also, Herr Bahr: Wenn sich Europa weigert, mehr Verantwortung dort zu übernehmen, kann es dann zu einer wirklichen Verbesserung des transatlantischen Verhältnisses kommen?
Bahr: Zunächst mal muss man ja sehen, dass es keinen Wechsel geben wird in einem ganz wichtigen Punkt: Obama hat sich präsentiert als ein sendungsbewusster Amerikaner. Seine Auffassung von der Mission und Verantwortung seines Landes ist unbestreitbar, das ist für zu Hause wichtig, das ist aber auch für uns wichtig als Orientierung, denn selbstverständlich wird er die strategischen Interessen der Amerikaner weiter vertreten, das heißt Mittlerer Osten bis Afghanistan. Und er wird auch Forderungen natürlich richten an uns, insbesondere an die Europäer, und dort natürlich auch an die Deutschen, die ja qua geographischer Lage und Wirtschaftskraft sehr wichtig sind, nicht entscheidend, aber doch sehr wichtig sind. Und er wird selbstverständlich die amerikanischen Interessen umsetzen in Wünsche an die Europäer. Kein Kontinent liegt ihnen näher, kein Kontinent ist in der Lage, mehr wirksame Hilfe zu leisten. Das kann auch unterschiedliche Positionen, sogar Konflikte, jedenfalls Probleme bilden.
Heckmann: "Yes, we can" - das ist der Wahlspruch von Barack Obama. Sein Auftritt in Berlin sollte auch nach Amerika die Botschaft senden: "Yes, he can" - er kann Präsident der USA sein und werden. Aus Ihrer Sicht ganz kurz: Kann er es?
Bahr: Ich habe die Frage nicht verstanden.
Heckmann: "Yes, we can" - das ist ja der Wahlspruch von Barack Obama. "Yes, he can" titeln teilweise die Zeitungen jetzt, ja, er kann es, er kann Präsident der Amerikaner sein, der Vereinigten Staaten. Aus Ihrer Sicht ganz kurz: Kann er es?
Bahr: Ja, ich habe keinen Zweifel, insbesondere wenn die Amerikaner wie bisher meistens nach wirtschaftlichen Interessen entscheiden, haben die Republikaner wenig Chancen.