"Hallo!"
Gutgelaunt öffnet Vincent van den Hoven die Haustür. Seit 2001 wohnt der Fotograf mit Frau und Tochter in einem Backsteinreihenhäuschen in Voorschoten bei Den Haag. Wie fast 60 Prozent aller Niederländer konnte auch er sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. 200.000 Euro hat sich der 54-Jährige dafür bei der Bank geliehen.
Wie viel an Zinsen das Ehepaar dafür jeden Monat zahlen muss, weiß van den Hoven nicht genau - seine Frau hingegen schon: 960 Euro sind es monatlich. Und diese 960 Euro können sie voll von der Steuer absetzen. Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.
Hypotheekrenteaftrek heißt diese Regelung, Hypothekenzinsabzug. Auf diese Weise wollte die Regierung in Den Haag dafür sorgen, dass sich auch Normalverdiener den Traum vom eigenen Heim erfüllen können. Netto zahlen die van den Hovens durch den Hypotheekrenteaftrek nur 670 Euro monatlich.
"Wenn wir mieten würden, wären wir mehr los."
Sagt Vincents Ehefrau Moniek Hulst.
Gutgelaunt öffnet Vincent van den Hoven die Haustür. Seit 2001 wohnt der Fotograf mit Frau und Tochter in einem Backsteinreihenhäuschen in Voorschoten bei Den Haag. Wie fast 60 Prozent aller Niederländer konnte auch er sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. 200.000 Euro hat sich der 54-Jährige dafür bei der Bank geliehen.
Wie viel an Zinsen das Ehepaar dafür jeden Monat zahlen muss, weiß van den Hoven nicht genau - seine Frau hingegen schon: 960 Euro sind es monatlich. Und diese 960 Euro können sie voll von der Steuer absetzen. Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.
Hypotheekrenteaftrek heißt diese Regelung, Hypothekenzinsabzug. Auf diese Weise wollte die Regierung in Den Haag dafür sorgen, dass sich auch Normalverdiener den Traum vom eigenen Heim erfüllen können. Netto zahlen die van den Hovens durch den Hypotheekrenteaftrek nur 670 Euro monatlich.
"Wenn wir mieten würden, wären wir mehr los."
Sagt Vincents Ehefrau Moniek Hulst.
Kein eigenes Vermögen beim Hauskauf
Ein fester Arbeitsvertrag ist für eine Hypothek die wichtigste Voraussetzung. Wer ein Jahreseinkommen von brutto 50.000 Euro vorweisen kann, bekam bis vor Kurzem noch problemlos eine Hypothek von 240.000 Euro - also fast das Fünffache.
Eigenes Vermögen war nicht nötig, um Hausbesitzer zu werden. In Deutschland gilt die Devise: "Erst sparen, dann leihen", hier ist es genau umgekehrt: "Erst leihen, dann sparen." Wer eine Hypothek aufnimmt, muss jeden Monat einen bestimmten Betrag sparen, um nach Ende der Hypothekenlaufzeit - das sind 30 Jahre - ein Vermögen aufgebaut zu haben, das der Höhe der Schulden entspricht.
Allerdings ist das Theorie, in der Praxis ist die Höhe dieser Sparverträge in den letzten Jahren aber so geschrumpft, dass damit nur noch ein Bruchteil der Schulden beglichen werden kann. Die Schulden noch während der Laufzeit der Hypothek abzubauen, kommt den wenigsten Niederländern in den Sinn: Dann könne man ja nicht mehr maximal vom Hypotheekrenteaftrek profitieren, meint Moniek Hulst. Außerdem fahre sie lieber in den Urlaub, statt diese Schulden zu begleichen.
Wie lange die van den Hovens in ihrem Haus bleiben werden, wissen sie noch nicht. Niederländer leisten sich häufiger ein neues Zuhause als einen neuen Wohnwagen: Drei, vier Eigenheime im Laufe eines Lebens sind ganz normal, wobei das neueste Heim immer größer und besser ausfallen muss als das vorherige. Niederländer machen, wie es heißt, Wohnkarriere.
Bis vor Kurzem konnten sie sich dabei sicher sein, ihr Haus mit Gewinn zu verkaufen. In den Niederlanden stiegen die Immobilienpreise zunächst, dann explodierten sie regelrecht: Mitte der 90er Jahre kostete ein Durchschnittshaus noch 94.000 Euro; 2010 war es gut das zweieinhalbfache: 240.000 Euro.
Eigenes Vermögen war nicht nötig, um Hausbesitzer zu werden. In Deutschland gilt die Devise: "Erst sparen, dann leihen", hier ist es genau umgekehrt: "Erst leihen, dann sparen." Wer eine Hypothek aufnimmt, muss jeden Monat einen bestimmten Betrag sparen, um nach Ende der Hypothekenlaufzeit - das sind 30 Jahre - ein Vermögen aufgebaut zu haben, das der Höhe der Schulden entspricht.
Allerdings ist das Theorie, in der Praxis ist die Höhe dieser Sparverträge in den letzten Jahren aber so geschrumpft, dass damit nur noch ein Bruchteil der Schulden beglichen werden kann. Die Schulden noch während der Laufzeit der Hypothek abzubauen, kommt den wenigsten Niederländern in den Sinn: Dann könne man ja nicht mehr maximal vom Hypotheekrenteaftrek profitieren, meint Moniek Hulst. Außerdem fahre sie lieber in den Urlaub, statt diese Schulden zu begleichen.
Wie lange die van den Hovens in ihrem Haus bleiben werden, wissen sie noch nicht. Niederländer leisten sich häufiger ein neues Zuhause als einen neuen Wohnwagen: Drei, vier Eigenheime im Laufe eines Lebens sind ganz normal, wobei das neueste Heim immer größer und besser ausfallen muss als das vorherige. Niederländer machen, wie es heißt, Wohnkarriere.
Bis vor Kurzem konnten sie sich dabei sicher sein, ihr Haus mit Gewinn zu verkaufen. In den Niederlanden stiegen die Immobilienpreise zunächst, dann explodierten sie regelrecht: Mitte der 90er Jahre kostete ein Durchschnittshaus noch 94.000 Euro; 2010 war es gut das zweieinhalbfache: 240.000 Euro.
Banken gewährten leichtfertig Kredite
Für diese Preisexplosion gab es mehrere Gründe: Im Gegensatz zu Deutschland stiegen Ende der 90er Jahre in den Niederlanden nicht nur die Einkommen, auch die Bevölkerung wuchs. Die Nachfrage nach Eigenheimen war groß, das Angebot hingegen klein - und Baugrund ist ohnehin knapp: Die Niederlande gehören zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt.
Die Banken hatten nicht nur leichtfertig Kredite gewährt, sie liehen dem stolzen Hausbesitzer auch weitaus mehr Geld, als die Immobilie kostete: Dann waren die Renovierung und die neue Küche gleich mitfinanziert - und manchmal sogar ein neues Auto oder eine Segelyacht. Erstens war das gut für die Wirtschaft, zweitens würde man das Haus ja teurer wieder verkaufen können.
Das stimmt nun nicht mehr. Inzwischen befinden sich die Niederländer in der schwersten Rezession seit 40 Jahren, die Immobilienblase ist geplatzt, die Preise sinken: Seit 2008 haben Immobilien mehr als ein Fünftel an Wert verloren. Auf einmal haben viele Niederländer ein Haus, das weniger wert ist als ihre Schulden bei der Bank. Immer mehr Häuser werden zwangsversteigert, seufzt Moniek Hulst:
"Wir sind froh, dass wir noch rechtzeitig vor der Krise gekauft haben - und dass unsere Hypothek relativ niedrig ist! Sollten wir jemals verkaufen, machen wir zwar keinen Gewinn mehr. Aber wir sind in jedem Falle unsere Schulden los."
Die Regierung hat den Hypotheekrenteaftrek inzwischen eingeschränkt, die Banken mussten die Höhe der Kredite drosseln. Und in Zukunft brauchen auch Niederländer eigenes Vermögen, wenn sie eine Immobilie erwerben wollen. Nach deutschem Vorbild: Erst sparen, dann leihen.
Die Banken hatten nicht nur leichtfertig Kredite gewährt, sie liehen dem stolzen Hausbesitzer auch weitaus mehr Geld, als die Immobilie kostete: Dann waren die Renovierung und die neue Küche gleich mitfinanziert - und manchmal sogar ein neues Auto oder eine Segelyacht. Erstens war das gut für die Wirtschaft, zweitens würde man das Haus ja teurer wieder verkaufen können.
Das stimmt nun nicht mehr. Inzwischen befinden sich die Niederländer in der schwersten Rezession seit 40 Jahren, die Immobilienblase ist geplatzt, die Preise sinken: Seit 2008 haben Immobilien mehr als ein Fünftel an Wert verloren. Auf einmal haben viele Niederländer ein Haus, das weniger wert ist als ihre Schulden bei der Bank. Immer mehr Häuser werden zwangsversteigert, seufzt Moniek Hulst:
"Wir sind froh, dass wir noch rechtzeitig vor der Krise gekauft haben - und dass unsere Hypothek relativ niedrig ist! Sollten wir jemals verkaufen, machen wir zwar keinen Gewinn mehr. Aber wir sind in jedem Falle unsere Schulden los."
Die Regierung hat den Hypotheekrenteaftrek inzwischen eingeschränkt, die Banken mussten die Höhe der Kredite drosseln. Und in Zukunft brauchen auch Niederländer eigenes Vermögen, wenn sie eine Immobilie erwerben wollen. Nach deutschem Vorbild: Erst sparen, dann leihen.