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Eine vergessene Disziplin
Kein Nobelpreis für Astronomie

Heute erhalten in Stockholm die drei Gravitationswellenforscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne den Physik-Nobelpreis. Ihre Messanlage LIGO hat das Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher in den Tiefen des Kosmos registriert.

Von Dirk Lorenzen | 10.12.2017
    Für die Erforschung der Pulsare gab es Nobelpreise: 1974 und 1993
    Für die Erforschung der Pulsare gab es Nobelpreise: 1974 und 1993 (MPIfR)
    Zuletzt hatte der Preis vor sechs Jahren klaren Bezug zur Astronomie: Da ging es um die beschleunigte Ausdehnung des Universums. Im Testament Alfred Nobels kommt die Astronomie als eigene Kategorie nicht vor, ebenso wie die Mathematik. Vielleicht glaubte Nobel in diesen Disziplinen nicht an "Entdeckungen zum Nutzen der Menschheit", wie es in der Auslobung des Preises heißt.
    So blieben astronomische Arbeiten beim Nobelpreis über ein halbes Jahrhundert lang unberücksichtigt: Edwin Hubble hat zwar entdeckt, dass die Milchstraße nur eine von Myriaden Galaxien im Kosmos ist – und dass dieser sich als Folge des Urknalls ausdehnt. Aber Nobelpreisträger ist er nicht.
    Erst 1967 wurde Hans Bethe für seine theoretischen Arbeiten über die Energieproduktion in Sternen ausgezeichnet. Sieben Jahre später ging der Preis für die Erforschung der Pulsare und die Entwicklung von Radioteleskopen an Antony Hewish und Martin Ryle – nicht aber an Jocelyn Bell, die als Doktorandin die Pulsare entdeckt hatte.
    Dafür hat das Nobelkomitee viel Kritik einstecken müssen. 1993 wurde die Beobachtung eines Doppelpulsars ausgezeichnet, der durch Abstrahlung von Gravitationswellen Energie verliert. Da ging der Preis dann an Joseph Taylor – und seinen Doktoranden Russell Hulse.