Donnerstag, 25. April 2024

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Eingeschlossene syrische Journalisten
"Es besteht die große Gefahr, dass sie erschossen werden"

Laut Reporter Ohne Grenzen sitzen 69 syrische Journalisten in der Grenzregion Quneitra im Südwesten Syriens fest. "Wir hören, dass sie tatsächlich Angst um ihr Leben haben, wenn sie in die Hände syrischer Truppen fallen", sagte Christian Mihr von Reporter Ohne Grenzen im Dlf.

Christian Mihr im Gespräch mit Christoph Sterz | 23.07.2018
    Syrische Soldaten sitzen auf Militärfahrzeugen nahe der Stadt Al-Mal in Südsyrien.
    Die syrische Armee rückt weiter Richtung Quneitra vor, wo 69 Journalisten eingekesselt sind. (Xu Dezhi / imago)
    Eingekesselt von der syrischen Armee hätten die einheimischen Journalistinnen und Journalisten laut Reporter Ohne Grenzen keine Möglichkeit, einen sicheren Zufluchtsort zu erreichen - die Grenze zu Israel sei geschlossen, Jordanien nehme keine syrischen Flüchtlinge mehr auf und der jordanische Grenzübergang stehe seit Juli unter Kontrolle der syrischen Armee.
    Seine Organisation habe täglich Kontakt zu einigen der 69 Journalisten, sagte Christian Mihr von Reporter Ohne Grenzen im Gespräch mit @mediasres. "Wir hören, dass sie tatsächlich Angst um ihr Leben haben, denn wenn sie einmal in die Hände syrischer Truppen fallen, besteht einfach die große Gefahr, dass sie entweder erschossen werden, ermordet werden im Krieg oder ins Gefängnis kommen."
    Regime brandmarkt kritische Medienvertreter als "Opposition"
    Die Eingeschlossenen seien größtenteils Medienvertreter, die vom syrischen Regime als "oppositionell" gebrandmarkt seien - nicht, weil sie in Opposition zum Regime stehen würden, sondern weil sie unabhängig berichteten, so Mihr. Das mache sie aus Sicht des Regimes automatisch zur Opposition.
    Dass am Wochenende mehrere hundert Mitglieder der syrischen Hilfsorganisation Weißhelme und ihre Familien aus derselben Region evakuiert worden sind, ist für Mihr ein positives Zeichen. Gleichzeitig appellierte er daran, den eingeschlossenen Journalisten den gleichen Schutz zukommen zu lassen wie den Mitarbeitern der Hilfsorganisation.
    "Die machen eine genau so wichtige Arbeit wie die Weißhelme - sie helfen dabei, dass wir über den Krieg erfahren, sie kämpfen gegen das Vergessen."
    Reporter Ohne Grenzen sei im Gespräch mit verschiedenen Regierungen, um die syrischen Journalistinnen und Journalisten aus der Region zu evakuieren und Drittstaaten zu finden, die die Eingeschlossenen im Anschluß aufnehmen würden.
    Die Syrische Regierung geht seit Jahren mit großer Härte gegen kritische Journalisten vor. Seit Beginn des Bürgerkriegs sind bislang mehr als 130 Medienschaffende gestorben, die meisten von ihnen syrische Bürgerjournalisten.