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Einzelhandel
Metro trennt sich von Real

Metro will sich künftig ganz auf den Großhandel konzentrieren und darum die Tochter Real verkaufen. Wegen kartellrechtlicher Bedenken kommen aber deutsche Konkurrenten wie Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka als Käufer nicht infrage. Das Rätseln über den neuen Eigentümer hat begonnen.

Von Jörg Marksteiner | 14.09.2018
    Frau schaut sich abgepackte Wurst- und Fleischprodukte in einem Kühlregal an, Lebensmittelabteilung, Selbstbedienung, Supermarkt, Deutschland, Europa
    Käuferin in einem Supermarkt (picture alliance / dpa / imageBROKER)
    Es ist heute das große Thema in den Läden: Bei den 34.000 Mitarbeitern an den Kassen, an den Bedien-Theke, beim Regal-Einräumen: Alle fragen sich, was aus ihrer Filiale wird, wenn demnächst ein neuer Eigentümer das Sagen hat. Wer das sein könnte, ist noch völlig offen, versicherte heute Metro-Chef Olaf Koch. Die 282 Märkte sind sozusagen erstmal in Schaufenster gestellt.
    "Was die Interessenten angeht und möglichen Käufer, würde ich momentan gar niemanden ausschließen, der es gut meint mit Real." Sagte der Metrochef in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz.
    "Und ich erwarte ehrlicherweise, dass sich auch nur die melden, die es mit Real gut meinen. Insofern: Alles anderes ist momentan aus meiner Sicht viel zu früh."
    Keine Zerschlagung von Real - Metro will Verkauf im Paket
    Immerhin verriet er, dass sich erste Interessenten in der Vergangenheit schon gemeldet hätten. Er sagte aber nicht, ob das Finanzinvestoren waren, Immobilienfirmen, ausländische Händler oder womöglich sogar der Handelsriese Amazon, der in den USA bereits eine Lebensmittelkette gekauft hat. Eine Rolle könnte spielen, dass mit Real auch 65 Immobilien zum Verkaufspaket gehören. Besonders wichtig für die besorgten Mitarbeiter ist deshalb noch diese Aussage von Metrochef Olaf Koch:
    "Also das Ziel ist ja, wir wollen Real als Ganzes in die Zukunft führen. Und damit damit die Integrität des Geschäftsmodells absichern."
    Das bedeutet zum einen, dass Real erst einmal keine Zerschlagung droht, bei der die guten Standorte verkauft und die schlechten geschlossen werden. Zum anderen ist mit der Vorgabe "Komplettverkauf" auch klar, dass die deutschen Lebensmittelriesen Aldi und Lidl, Edeka und Rewe als Käufer wohl ausscheiden – sie bekämen sonst Probleme mit dem Kartellamt. Also bleibt es beim Rätseln über den neuen Eigentümer – und das noch eine ganze Weile, sagt Koch.
    "Die Zeitleiste für einen solchen Prozess liegt irgendwo zwischen sechs und acht Monaten. Also insofern reden wir nicht von einer Vollzugsmeldung im laufenden Kalenderjahr. Sondern eher im Frühjahr 2019."
    Metro will sich künftig ganz auf den Großhandel konzentrieren
    Bei der Metro gilt Real galt schon länger als Problemfall. Bereits 2012 wurden alle osteuropäischen Filialen verkauft. Hierzulande kämpfen die Märkte mit ihren großen Verkaufsflächen mit Umsatzrückgängen. 30 Standorte wurden modernisiert, gleichzeitig setzte das Unternehmen gegen heftigen Protest der Gewerkschaft durch, dass Real aus dem Tarifvertrag aussteigt. Begründung: Die Personalkosten seien 30 Prozent höher als bei Wettbewerbern – so habe man keine Chance. Seit Juni verdienen 2000 neu eingestellte Mitarbeiter deshalb weniger:
    "Damit haben wir den letzten großen Baustein für die Zukunftsfähigkeit von real wirksam werden sehen. Da kommt dann auch der Zeitpunkt, wo der Weg in die Eigenständigkeit nachvollziehbar ist."
    Die Metro dagegen will sich künftig ganz auf den Großhandel konzentrieren. Die Trennung von Real ist dabei nur der letzte Schritt. Die Düsseldorfer haben schon eine ganze Reihe von Marken abgegeben: die Warenhauskette Kaufhof etwa, die Praktiker-Baumärkte, die Modeläden von Adler, MediaMarkt und Saturn oder die Extra-Supermärkte – sie waren einmal Teil von Deutschlands ehemals größtem Handelskonzern.