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El Paso vor dem Trump-Besuch
Kühler Empfang für den Präsidenten

Der Attentäter von El Paso hatte mit Gewissheit rassistische Motive. Nun will US-Präsident Donald Trump die Stadt besuchen, die er in früheren Reden als gefährliches Zentrum der Rechtlosigkeit beschrieben hatte. Dort ist er auch deshalb keinesfalls willkommen.

Von Thilo Kößler | 07.08.2019
Hinter weißen Holzkreuzen sieht man eine trauernde Frau mit gesenktem Blick und geschlossenen Augen.
Trauernde Frau in El Paso: Trump wird sich bei dem Besuch hier wohl im Hintergrund halten (Imago / Xinhua / Wang Ying)
Bob Moore war Chefredakteur der "El Paso Times". Er ist heute Autor der "Washington Post". Und er ist Reporter geblieben, ein wacher Beobachter, mit einem feinen Gespür für Menschen, Stimmungen, Gefühlslagen. Bob Moore kam gerade von der kleinen Gedenkstätte zurück, die Bürger von El Paso hinter dem Wal Mart errichtet haben, wo der Attentäter am Samstagmorgen 22 Menschen erschoss. Eine amerikanische Fahne wehe im Wind und eine mexikanische, beschreibt Bob Moore. Und irgendjemand habe auch eine deutsche Fahne aufgezogen, weil auch ein Deutscher ums Leben kam.
Gedenkstelle für die Opfer des Attentats von El Paso; auch ein Deutscher kam hier ums Leben
Gedenkstelle für die Opfer des Attentats von El Paso; auch ein Deutscher kam hier ums Leben (Deutschlandfunk / Thilo Kößler)
"Jetzt kommt der Präsident in diese Stadt direkt an der Grenze zu Mexiko, eine Stadt, die immer noch unter Schock steht." Aber es sei dort nicht vergessen worden, erzählt Bob Moore, dass Donald Trump El Paso und die Zwillingsstadt Ciudad Juarez auf der anderen Seite der Grenze immer wieder zur symbolischen Frontstadt erklärt hatte in seinem Kampf gegen die "Invasion der Einwanderer", wie Trump sagte. Diesen Hintergrund müsse man kennen, meint Bob Moore, um zu verstehen, weshalb Trumps Besuch heute als Störung der kollektiven Trauer erlebt werde.
El Paso hat 700.000 Einwohner, über 80 Prozent von ihnen sind mexikanischen Ursprungs. Zwischen beiden Ländern herrscht ein permanentes Kommen und Gehen. Zweieinhalb Millionen Menschen leben in den beiden Städten, die sich als ein gemeinsamer, lebendiger zweisprachiger Großraum verstehen. El Paso gilt als einer der sichersten Städte der Vereinigten Staaten.
Trump wetterte in der Vergangenheit massiv gegen El Paso
Doch Trump erklärte sie kurzerhand zum gefährlichen Zentrum illegaler Einwanderer, Drogenhändler und Verbrecher, in der ein beklagenswerter Zustand der Rechtlosigkeit herrsche. Darauf angesprochen, platzte dem Bürgermeister von El Paso unlängst im Deutschlandfunk-Interview der Kragen: Dee Margo ist Republikaner wie Donald Trump. Aber die Äußerungen seines Präsidenten über El Paso nannte er völlig fehl am Platze und schlichtweg falsch.
Das alles gehört auch zur Vorgeschichte der Äußerungen von Veronica Escobar, der demokratischen Abgeordneten von El Paso, die gestern für Schlagzeilen sorgten. Gegenüber dem Fernsehsender "MSNBC" erklärte sie den Präsidenten zur unerwünschten Person: Trump sei in El Paso nicht willkommen.
Veronica Escobar legte dem Beraterteam Trumps nahe, dem Präsidenten eine Phase der Selbstreflexion zu empfehlen. Das traf den Nerv der Menschen in El Paso. Bob Moore sprach an der Gedenkstätte hinter dem Wall Mart mit einer Frau, die dem Präsidenten empfahl, zuzuhören. Und nicht zu reden. El Paso habe dem Präsidenten eine ganze Menge mitzuteilen.
Bis zuletzt blieb offen, wie sich der Besuch des Präsidenten in El Paso heute gestalten und was das Weiße Haus für den Aufenthalt Donald Trumps plant. Eines indes galt als sicher: Donald Trump wird in El Paso nicht öffentlich sprechen. Er wird sich eher im Hintergrund halten.