Freitag, 19. April 2024

Archiv

Elbphilharmonie
Hamburg feiert seinen neuen Vorzeigebau

In zwei Monaten findet das erste Konzert statt, schon jetzt wurde die Aussichts- und Besucherplattform der neuen Elbphilharmonie eingeweiht. Dass sich die Kosten im Lauf der Bauphase fast verzehnfacht haben? Geschenkt! Hamburg ist zufrieden.

Von Axel Schröder | 04.11.2016
    Der Blick aus der Elbphilharmonie auf den Hafen
    Der Zugang zur Plaza der Elbphilharmonie ist kostenfrei. (Axel Schröder / Deutschlandfunk)
    Selten hat man Olaf Scholz in so prächtiger Laune erlebt. Heute, nach dem ersten offiziellen Presserundgang durch die Elbphilharmonie saß Hamburgs Erster Bürgermeister auf der Bühne im großen Konzertsaal und erklärte den 300 Journalisten aus dem In- und Ausland, warum ihm die heutige Eröffnung der sogenannten Plaza, der auch ohne Konzertticket zugänglichen Plattform zwischen dem alten Kaispeicher und dem modernen, gläsernen Aufbau so am Herzen liegt: "Das ist ja ein demokratischer Platz. Unzählige können ihn jeden Tag besuchen, und es wird es bisschen so sein wie das ganze Gebäude. Schon die Größe dieses Konzertsaals, schon die Tatsache, dass man auf jedem Platz genauso gut die Musik hören kann, für die die unten sind und die, die ganz oben sind, wird dazu beitragen, dass das ein Ort für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt ist. Und für die vielen Musikbegeisterten aus aller Welt, die hierher kommen. Wir freuen uns richtig!"
    1.200 Menschen finden Platz auf der Plaza. Erreichbar ist dieser Ort über die sogenannte Tube, eine 80 Meter lange, nicht gerade, sondern in einem Bogen verlaufende Rolltreppe. Heute Morgen führte Melanie Kämpermann, die Pressechefin der Elbphilharmonie über die Plaza in 37 Meter Höhe: "Bei schlechtem Wetter ist natürlich der Aufenthaltsbereich hier drinnen. Ansonsten gibt es aber vor allem einen kompletten Umlauf einmal um das ganze Haus, zu dem man eben durch verschiedene Stellen austreten kann."
    Der Zugang zur Plaza ist kostenfrei, nur wer Karten vorbestellen will, muss dafür zwei Euro zahlen. Melanie Kämpermann führte auch in das Herzstück des Hauses, in den großen Konzertsaal, ein weites, organisch anmutendes Rund. "Das ist in diesem Saal auch nochmal deutlich extremer als zum Beispiel in Berlin in der Philharmonie, dass die Bühne wirklich fast mittig ist im Raum. Dass man sehr viele Plätze auch hinter dem Orchester hat und an den Seiten. Das ist sicherlich noch mal ein ganz besonderes Klangerlebnis!"
    Scholz betont den Wert von Planungskosten
    Die Kosten der Elbphilharmonie waren heute kein Thema. Ursprünglich sollte das Konzerthaus die Steuerzahler rund 80 Millionen Euro kosten und 2011 eröffnet werden. Diese Summe hat sich fast verzehnfacht, auf 789 Millionen Euro. Vor vier Jahren waren die Verträge mit der Baufirma Hochtief neu verhandelt worden. Die Stadt Hamburg willigte ein, einen letzte Aufschlag von 200 Millionen zu zahlen, Hochtief sicherte vertraglich zu, dass danach entstehende Mehrkosten vom Konzern getragen werden. Olaf Scholz riet den Verantwortlichen anderer Großprojekte, lieber im Vorfeld teure Planungskosten in Kauf zu nehmen, als später von Kostensteigerungen überrascht zu werden wie in der Frühphase der Elbphilharmonie-Baus: "Und das heißt also zum Beispiel in diesem Fall, mehrere zehn Millionen Planungskosten auszugeben, bevor man sich entscheidet zu bauen. Und das ist auch das, was ich allen anderen in Deutschland und anderswo empfehle: 'Habt diesen Mut! Wenn ihr den nicht habt, dürft ihr euch über die Folgen nicht beklagen!'"
    Viele Hamburger waren heute schon zur Elbphilharmonie gekommen. Jetzt, zwei Monate vor dem Eröffnungskonzert am 11. Januar scheinen einige von ihnen schon ihren Frieden mit dem Projekt zu machen. "Ich finde das schön! Muss ich sagen! Gut, hat lange gedauert, ist auch sehr teuer geworden, aber wenn man woanders hinguckt, ist es das Gleiche. - Wir kommen aus Hamburg und das ist aber super hier das Ding! Alles andere wollen wir vergessen!"