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Elefantenschreck

Botanik.- Elefanten fressen mit großer Begeisterung - gerne auch ganze Bäume. Savannen könnten von einer Herde der Dickhäuter in eine spröde Graslandschaft verwandelt werden. Allerdings: Es gibt Bäume, um die die Rüsseltiere einen großen Bogen machen.

Von Marieke Degen |
    Das Laikipia-Plateau in Kenia ist ein beliebter Rückzugsort für Elefanten. Immer mehr Dickhäuter ziehen in das Naturschutzgebiet, auf der Flucht vor Wilderern und politischen Unruhen. Doch kaum sind sie in Sicherheit, werden die Elefanten selbst zur Gefahr: zur Gefahr für das Ökosystem. Das Laikipia-Plateau liegt mitten in der kenianischen Savanne. Hier herrscht ein empfindliches Gleichgewicht von Gräsern und Bäumen. Und genau das können die Elefanten zerstören.

    "Elefanten können Bäume regelrecht vernichten. Einfach, weil sie so groß sind. Sie brechen Äste ab, trampeln die Bäume nieder oder entwurzeln sie, wodurch die Bäume sterben."

    Jake Goheen ist Biologe an der Universität von Wyoming, er erforscht, wie sich Savannen im Laufe der Zeit verändern. Zusammen mit seinen Kollegen hat er Satellitenbilder vom Laikipia-Plateau analysiert. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2003 und 2008.

    "In der Zwischenzeit hatte sich die Zahl der Elefanten verdreifacht. Und in einigen Gebieten haben die Baumbestände deutlich abgenommen. Das ist ganz typisch: Je mehr Elefanten es gibt, desto stärker gehen die Bäume zurück. Aber wir haben auf den Bildern auch einige Bereiche gesehen, in denen die Bäume nicht zurückgegangen sind. Das waren die Bereiche, in denen Ameisenpflanzen wachsen."

    Ameisenpflanzen sind Bäume, die symbiotisch mit Ameisen zusammenleben. In dem Fall eine bestimmte Akazienart mit aufgequollenen Dornen, die aussehen wie schwarze Tischtennisbälle. Die Ameisen leben in diesen Dornen, und sie ernähren sich vom süßen Nektar, den die Akazie produziert. Im Gegenzug attackieren sie jeden, der ihrem Baum zu nahe kommt.

    "Da haben wir uns gedacht: wäre doch interessant, wenn diese drei Milligramm schweren Ameisen tatsächlich in der Lage sind, die Pflanzen vor den drei Tonnen schweren Elefanten zu schützen."

    Aber sind es wirklich die Ameisen, die die Elefanten in die Flucht schlagen? Oder schmecken die Akazien einfach nicht gut genug? Das wollten Jake Goheen und seine Kollegen genau wissen.

    "In unserem ersten Experiment haben wir die Ameisen einfach aus den Bäumen vertrieben. Das kann man mit einem Büschel brennendem Gras machen; sobald Ameisen den Rauch wahrnehmen, flüchten sie. Und kaum waren sie verschwunden, haben die Elefanten von den Akazien gefressen. Was uns gezeigt hat: Ohne Ameisen hat ihnen der Baum vorzüglich geschmeckt."

    Die Biologen haben das Ganze noch einmal überprüft, an den Zöglingen einer Elefantenaufzuchtstation. Sie haben die Tiere mit präparierten Zweigen gefüttert. Einmal Zweige von einem beliebten Futterbaum, auf die sie aber vorher Ameisen gesetzt hatten. Die Elefanten haben die Zweige nicht angerührt. Doch sobald die Zweige ameisenfrei waren, haben sich die Elefanten begeistert darüber hergemacht und auch Zweige der Ameisen-Akazie verspeist.

    "Durch die Ameisen konnten wir leckere Bäume in eklige Bäume verwandeln. Und die ekligen Bäume waren plötzlich wieder lecker, wenn die Ameisen weg waren."

    Die Schwachstelle der Elefanten, sagt Jake Goheen, ist der Rüssel. Eher gesagt: die empfindlichen Nasenlöcher am Rüsselende.

    "Wenn die Elefanten nach den Zweigen greifen, stecken sie ihre Nasenlöcher direkt in den Baum hinein. Die Ameisen krabbeln durch die Nasenlöcher in den Elefantenrüssel und beißen einfach zu."

    Und so helfen die Ameisen dabei, die Savanne langfrisitg zu schützen. Auch wenn die Zahl der Elefanten steigt. Übrigens: Antilopen und Giraffen, die ebenfalls an den Akazien knabbern, lassen die Ameisen-Attacken kalt, sagt Jake Goheen:

    Giraffen wischen sich die Ameisen einfach mit ihrer Zunge von der Nase.