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Elektromobilität
Eine Million Ladepunkte geplant

Kurz vor dem Autogipfel im Kanzleramt hat die Bundesregierung ein hohes Ziel ausgegeben: Sie möchte eine Million öffentliche Ladepunkte für Elektroautos bis 2030 erreichen. Die Autokonzerne unterstützen das Vorhaben, die Energiewirtschaft bremst jedoch.

Von Sina Fröhndrich | 04.11.2019
Ein blaues Elektroauto lädt an einer Ladesäule.
Die Bundesregierung forciert den Ausbau der Ladeinfrastruktur, denn es gibt immer noch zu wenig Lademöglichkeiten (Eyeem / Andrius Aleksandravičius)
Die Ladeinfrastruktur soll massiv ausgebaut werden, zurzeit gibt es gerade mal etwas über 20.000 Ladepunkte. Das mag im Moment statistisch gesehen reichen, denn es fahren nur 84.000 reine E-Autos umher. Aber: Wenn das Ziel bis zu zehn Millionen E-Autos im Jahr 2030 sein soll braucht es mehr Lademöglichkeiten. Und da setzt die Bundesregierung unter anderem auf einfache Systeme: Wer heute lädt, der braucht mal eine App, mal eine Karte - die Abrechnung an den Säulen unterscheidet sich. Dieses Chaos soll enden. Und es soll mehrere Schnellladepunkte geben, Ladesäulen an Supermärkten und an Tankstellen. Den Autobauern gefällt das: Vor allem VW unterstützt das Ziel eine Million Ladesäulen. Der Konzern setzt auf die E-Mobilität, heute beginnt in Zwickau die Serienproduktion des ID.3, dafür braucht es die Ladeinfrastruktur. Und auch die Autoindustrie verpflichtet sich dazu, Ladepunkte unter anderem im Handel zu bauen.
Energiewirtschaft sieht den Ausbauplan kritisch
Der Kommentar von Eon-Chef Teyssen lautet: Unrealistisch. Denn das Geschäft lohnt sich noch nicht wirklich, trotz staatlichem Zuschuss. Eon argumentiert: Eine Ladesäule müsste mindestens zwei bis vier Stunden voll genutzt werden, um überhaupt die Betriebskosten einzuspielen, das sei derzeit sehr selten der Fall. Noch ein Problem: In Städten würden manchmal Ladesäulen blockiert, weil der Ladepunkt dann noch als Parkplatz genutzt werde. Und mehr Ladesäulen in den Städten heißt Flächenkonkurrenz – und das wobei inzwischen vielfach die Frage gestellt wird, wie viel Platz Autos überhaupt noch bekommen sollen in der Stadt, egal welcher Antrieb. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW sagt auf jeden Fall, 350.000 statt einer Million Ladepunkte täten es auch. Und ein wesentliches Argument dafür ist, dass vielfach gar nicht öffentlich geladen werde, sondern zu Hause oder am Arbeitsplatz.
Umfrage: Viele wollen eher zu Hause laden
Denn mit den meisten Autos wird gar keine lange Strecke zurückgelegt, die durchschnittliche Pendelstrecke liegt bei unter 20 Kilometern am Tag. Sprich, das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz liegt nahe, warum sollte man unterwegs laden? Und das zeigt auch eine Umfrage aus diesem Jahr vom BDEW: Da sagte die Mehrheit, sie würde am liebsten zu Hause laden, 65 Prozent nämlich. Und nur 15 Prozent würden die öffentlichen Ladesäulen nutzen wollen. Immerhin: Auch die Bundesregierung legt den Fokus auch auf die heimische Lademöglichkeit. Denn dort gibt es einige Hürden - für jeden mit Eigenheim ist das nicht so schwer. Allerdings hat Deutschland eine relativ hohe Mietquote, und der Vermieter kann den Bau eines Ladepunktes verweigern. Hier soll es Erleichterungen geben.
Bundesregierung will auch private Ladepunkte fördern
Und: Zwei Drittel der Deutschen wohnen in Mehrfamilienhäusern. Wenn dort in der Tiefgarage, so vorhanden, ein Ladepunkt gebaut werden soll, müssen alle mitziehen. Und das kann schon mal schwierig werden. Immerhin auch hier soll sich etwas ändern, das Laden zu Hause soll erleichtert und unterstützt werden mit 50 Millionen Euro Förderung. Jedoch verglichen mit den drei Milliarden für die öffentliche Ladeinfrastruktur ist das vergleichsweise wenig. Es sieht schon so aus, als läge der Fokus auf dem öffentlichen Netz. Und es gibt Skeptiker die meinen: So ein dichtes Lade-Netz brauche es nur aus psychologischen Gründen. So wisse jeder, er bleibe auf keinen Fall liegen und Autofahren bliebe damit bequem.