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Elite-Uni konkret

Die Berliner Humboldt Universität ist von der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zur Elite-Uni benannt worden. Für Spitzenforschung, Nachwuchsförderung und eine Verwaltungsreform stehen in den nächsten fünf Jahren 150 Millionen Euro zur Verfügung. Die Uni stellt ihr Exzellenzkonzept zur Diskussion.

Von Verena Kemna | 28.11.2012
    Bildung durch Wissenschaft, so steht es auf einem blauen Banner vor den Toren der Humboldt Universität. Mit ihrem Zukunftskonzept wollen die Berliner in den nächsten fünf Jahren punkten. 150 Millionen Euro stehen bereit für Spitzenforschung, Nachwuchsförderung und eine umfassende Verwaltungsreform. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Berliner Humboldt-Universität betont den Service-Charakter einer zukünftigen Verwaltung, so wie sie in fünf Jahren aussehen soll.

    "Das fängt an bei simplen Dienstreisen. Das betrifft das ganze Drittmittelmanagement, also wie wird ein Drittmittelantrag gestellt. Wann bekommt man rechtzeitig den Hinweis auf ein neues Programm, das gerade aufgelegt worden ist. Da erwarte ich auch pro aktiven Service. Dass also unsere Forschungsabteilung, die jetzt ganz bewusst Service-Zentrum Forschung heißt, die Entwicklung auf diesem Markt beobachtet."

    Integrative Forschungsinstitute heißen die Flagschiffe der Spitzenforschung. Kooperationen der Berliner Universitäten untereinander sowie gemeinsame Projekte mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen sollen den Weg in die Zukunft weisen. Spätestens in fünf Jahren müssen die angeschobenen Initiativen ohne Fördergelder weiter bestehen. Auf Nachhaltigkeit bedacht und beispielhaft ist das Exzellenzcluster NeuroCure. Dort arbeiten seit Jahren Wissenschaftler von Humboldt-Universität und Freier Universität mit Forschern außeruniversitärer Institute wie Max-Delbrück Zentrum und Leibniz Institut zusammen, um verschiedenste Funktionen des Nervensystems zu erforschen. In einer ersten Förderphase konnten namhafte Wissenschaftler nach Berlin geholt werden. Nun gilt es die Kooperation auszubauen, erklärt der renommierte Tierphysiologe Michael Brecht vom Vorstand von NeuroCure.

    "Also wir erforschen räumliches Gedächtnis, da haben wir eine Kooperation angefangen mit Neuropathologen an der Charité, die sich gestörte Gedächtnisprozesse im Menschen anschauen. Das ist etwas, was uns ungeheure Möglichkeiten bietet und was tatsächlich so ohne weiteres nicht möglich wäre, wenn ich jetzt nicht in Berlin wäre."

    Das zweite magische Wort der Exzellenzinitiative lautet Vernetzung. So entsteht auf dem Campus Nord ein mit Bundesmitteln gefördertes Projekt zur Gesundheitsforschung zwischen Max-Delbrück Zentrum und der Berliner Charite. Gleichzeitig plant die Berliner Humboldt-Universität dort mit Biologen, Medizinern und Neurowissenschaftlern das fakultätsübergreifende Institut für Lebenswissenschaften, Hochschulpräsident Jan-Hendrik Olbertz.

    "Es liegt so nahe, die Biologie als naturwissenschaftliche Leitdisziplin für diesen Bereich dort mit einzubringen und natürlich auch strukturell stark aufzustellen mit einem eigenen Dekan, einer eigenen Fakultät, damit wir dort als Dritte im Bunde partizipieren können an den Forschungsmöglichkeiten, aber auch umgekehrt, dass das Gesamtprojekt auch glückt, damit unsere wissenschaftlichen Potenziale in der Systembiologie beispielsweise oder von der FU in der Bioinformatik dort von vornherein eingebaut werden."

    Spitzenforschung ist ohne Nachwuchsförderung undenkbar. Die Humboldt-Universität bietet deswegen differenzierte Förderprogramme, etwa für die Zeit zwischen Masterstudium und dem Beginn einer Promotion. Für die Hochschulforscherin Dagmar Simon stellt sich immer wieder die gleiche Frage. Welche Projekte werden am Ende der Exzellenzinitiative erfolgreich sein und Bestand haben ? Einen positiven Effekt kann Dagmar Simon bereits erkennen. Die Hochschule hat so etwas wie einen gemeinsamen Geist entwickelt. Wenn allerdings die Förderperiode in fünf Jahren ausläuft, wird auch die Berliner Humboldt-Universität wieder mit knappen Geldern haushalten müssen.

    "Wir haben dann vielleicht eine sehr, sehr gute Forschung, aber wenn sie nicht unmittelbar einen Effekt hat auf die Lehre, auf die Ausbildung von jungen Studierenden oder Promovierenden, ist das für das Hochschulsystem dann schon ein problematisches Ergebnis."