Dienstag, 16. April 2024

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Endlich mal erklärt
Haben Computer das Kino verbessert?

Von Anfang an hat das Kino versucht, mit Tricks auch Bilder zu erzeugen, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Seit Ende der 1970er-Jahren werden dafür Computer eingesetzt. Sie sind heute aus der Filmproduktion nicht mehr wegzudenken. Hat das den Filmen aber gut getan?

Von Katja Nicodemus | 01.04.2020
Das Star Trek-Flaggschiff, die USS Enterprise
Unendliche Weiten: Die Möglichkeiten der Tricktechnik scheinen im Film inzwischen unbegrenzt (dpa/ picture-alliance)
Tricktechnik gab schon immer im Kino. Man denke nur an den 1902 entstandenen Film "Reise zum Mond" von Georges Meliès. Oder an "King Kong und die weiße Frau" von 1933. Diese Effekte haben bis heute Bestand und wirken nicht lächerlich. 1977 tauchte dann aber zum ersten Mal eine neue Tricktechnik im Kino auf, die das Medium revolutionieren sollte: der Computereffekt. In jenem Jahr wurde der Todesstern in "Star Wars" von George Lucas als reine Animation mit Hilfe eines Computers erzeugt.
Auf einem aufgeschlagenen Kunstlexikon liegt eine Brille
Endlich mal erklärt - Ein Blick hinter die Profisprache der Kultur
Postdramatik? Nie gehört. Dystopie? Keine Ahnung. Jede Szene pflegt ihre Fachausdrücke, weil sie praktisch sind, griffig und zutreffend. Spezialsprachen verbinden die Wissenden und schließen den Rest aus. Wir erklären endlich mal die Kernbegriffe der Kultur-Spezialsprachen. Denn Arroganz war gestern.
Der erste Film, an den ich mich selbst erinnere, war "Terminator II" von James Cameron: Da war 1991 etwas Atemberaubendes zu sehen, das man vorher noch nie gesehen hatte. Ein nächster bahnbrechender Schritt waren zwei Jahre später die computeranimierten "lebensechten" Dinosaurier in Steven Spielbergs Film "Jurassic Park". Hier wurden zum ersten Mal Fabelwesen in einer realen Welt überzeugend simuliert.
Der Mix macht's
Heute sind diese Effekte aus dem Kino, zumal dem Action- und Superheldenkino, nicht mehr wegzudenken. Kaum eine Verfolgungsjagd findet noch mit echten quietschenden Gummireifen und real heulenden Motoren statt. Die Erfahrung zeigt aber, dass der Computer die Effekte nicht immer verbessert. Die griechische Schiffsflotte in Wolfgang Petersens "Troja"-Film von 2004 zum Beispiel wirkt heute eher lächerlich; all zu deutlich ist zu sehen, dass sie nicht echt ist.
Der Technik eine Seele einhauchen
Dass das zum Beispiel bei "Jurassic Park" nicht der Fall ist, liegt auch daran, dass Regisseur Steven Spielberg die Computeranimationen mit realen Darstellern regelrecht zusammenkomponiert hat. Nur wenige Filmemacher wissen die Technik wirklich überzeugend zu nutzen – und oft sind jene Effekte am Überzeugendsten, bei denen reale, physische Materialität und Computerbilder kombiniert werden. Der Regisseur, die Regisseurin muss der Technik eine Seele einhauchen.