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Energiekonzern
RWE verkauft DEA an russischen Investor

Der Energiekonzern RWE veräußert seine Tochterfirma DEA an einen russischen Investor. Nachdem das Unternehmen bereits die DEA-Tankstellen verkauft hatte, ist es nun auch die Öl- und Gasförderung los. Allerdings hat die britische Regierung aufgrund der Ukraine-Krise Bedenken - DEA ist auch in der britischen Nordsee aktiv.

Von Michael Braun | 02.03.2015
    Das Logo von Deutschlands zweitgrößtem Energiekonzern RWE auf einem Schild, dahinter das Gebäude des Firmensitzes in Hamburg.
    RWE DEA fördert unter anderem in der britischen Nordsee Öl. (picture alliance / dpa/ Angelika Warmuth)
    Die DEA-Tankstellen sind schon seit mehr als zehn Jahren an Shell verkauft, nun wird RWE auch die Öl- und Gasförderung los. Wer aktuell Strom aus Kohle produziert und künftig Windenergie ernten will, braucht die Öl- und Gasförderung nicht mehr. Zumal sie nach Analystenmeinung zu klein war:
    "Und das hat dazu geführt, dass RWE in den vergangenen Jahren kaum mehr verdient hat in dem Geschäft als die Investitionserfordernisse dann gleich wieder aufgefressen haben. Unterm Strich blieb da fast nichts übrig. Und auch deshalb hat der Verkauf unterm Strich definitiv Sinn gemacht für RWE", sagt Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler.
    Der Verkauf von DEA kommt RWE auch noch aus einem anderen Grund zupass: RWE hat derzeit mehr als 30 Milliarden Euro Schulden. Die Bonität liegt knapp über Ramsch-Niveau. Die gut fünf Milliarden Euro, die der Essener Konzern für DEA erlöst, kann er zur Schuldentilgung also gut gebrauchen.
    Verkauf an einen russischen Investor
    Diesen Nutzen könnte die politische Großwetterlage aber noch mindern. Denn RWE verkauft DEA an einen russischen Investor. Und sollten von heute an binnen eines Jahres Sanktionen gegen russische Unternehmen verhängt werden mit der Folge, dass die russifizierte DEA die Öl- und Gasförderung im britischen Teil der Nordsee einstellen müsste, muss RWE diesen Teil zurückkaufen. Dann müsste RWE wohl bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen und hätte, so Analyst Hoymann, einen Klotz am Bein, der weiterverkauft werden müsste:
    "Das wäre sicherlich erforderlich, weil dieser Teil des Geschäfts natürlich dann noch kleiner wäre und es noch weniger Sinn macht, ihn alleinestehend zu betreiben, würde dann sicherlich den RWE-Konzern in die Lage zwingen, möglichst, schnell zu verkaufen, was sich auf den Weiterverkaufspreis voraussichtlich eher negativ auswirken würde."
    Die britische Regierung befürchtet große Gesundheits- und Umweltrisiken, wenn eine russische DEA die Förderung wegen Sanktionen Knall auf Fall einstellen müsste. Diese Gefahr scheint zumindest für ein Jahr gebannt.
    Keine Bedenken vonseiten der Bundesregierung
    Die Bundesregierung hat gegen das Geschäft keine Bedenken geäußert. Und auch Peter Terium, der RWE-Chef, ist voll des Lobes über seinen russischen Geschäftspartner, den Oligarchen Michail Fridman:
    "Wir haben in den letzten Monaten, in denen wir verhandelt haben mit Michail Fridman - das ist der Investor hinter LetterOne - ihn kennengelernt als einen sehr zuverlässigen Geschäftspartner. Er hat immer sein Wort gehalten. Auf der Basis sind wir zu diesem Deal gekommen. Natürlich sehe ich auch, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird und wie gerade auch die Politik sich zu diesem Thema meldet. Aber es ist ja nicht unsere Rolle, um Politik zu betreiben im Unternehmen. Wir haben die unternehmerisch beste Lösung für RWE und DEA gesucht und gefunden. So haben wir die auch abgeschlossen."
    Abgeschlossen mit der Luxemburger Investmentgesellschaft namens LetterOne. Die nutzt Michail Fridman, um sich vor allem im Energie- und Telekommunikationssektor zu engagieren.