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Energielabel-Reform
Effizient heißt nicht immer sparsam

Sie kleben auf Kühlschränken, Waschmaschinen oder Glühbirne: Durch die bunten Energielabel sollen Verbraucher erkennen, welches Gerät besonders sparsam im Stromverbrauch ist. Eine wirkliche Orientierung geben sie laut Verbraucherschützern aber nicht.

Von Dieter Nürnberger | 12.03.2015
    Aus Sicht des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (VZBV) sind die Energielabel, die ja über die jeweilige Energieeffizienz eines Elektrogerätes informieren sollen, leider ein Beispiel dafür, wie aus einer guten Idee im Laufe der Zeit ein durchaus fragwürdiges Etikett werden kann, welches Verbraucher teilweise sogar in die Irre führt. Weil nämlich viele Haushaltsgeräte in der Vergangenheit immer effizienter geworden sind, wurden auch die Skalen immer wieder verändert. Die Energieeffizienzklasse A galt ja einmal als die beste, heute gibt es A-plus, A-Doppel-Plus bis hin zu A-Triple-Plus. Und generell deuten viele Verbraucher diese Angaben dann falsch, sagt Elke Dünnhoff von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz:
    "Wenn Sie heute in ein Geschäft gehen, sehen Sie vielleicht einen Fernseher der Klasse A und die Skala geht von A bis G. Dann denken Sie, okay, das ist ja das sparsamste Produkt in dieser Klasse. Alles prima. Wenn Sie sich aber nicht weiter umschauen, dann registrieren Sie wohl gar nicht, dass es längst auch A- Doppel-Plus-Modelle gibt. Doch bei den Kilowattstunden kann dies viel ausmachen: Ein A-Doppel-Plus-Gerät verbraucht gegenüber einem einfachen A-Gerät ungefähr nur die Hälfte an Strom. Konkret: Man verschenkt hier möglicherweise ziemliche Einsparungen."
    Verwirrung beim Verbraucher
    Die Verbraucherzentralen zitierten auch eine Forsa-Umfrage, wonach knapp 80 Prozent glauben, dass ein A-Plus-Gerät ein sehr energiesparendes Modell sei. Um die Verwirrung aber noch komplett zu machen: Bei Staubsaugern beispielsweise bedeutet A-Plus in der Tat die derzeit beste Effizienzkategorie, aber eben längst nicht mehr bei Waschmaschinen, da ist es bereits die schlechteste Einordnung.
    Bleiben wir beim Thema Waschmaschinen - auch das dürften viele Verbraucher nicht wissen: Als Maßstab für die Einordnung wird hier immer das Öko-Sparprogramm einer Maschine angegeben. Auch dies führe oft zu falschen Schlussfolgerungen, so Elke Dünnhoff.
    "Das steht auf dem Energielabel aber nicht drauf. Wenn Sie aber das Energiesparprogramm nicht nutzen, dann haben Sie auch nicht den Spareffekt, welches das Label suggeriert. Diese Sparprogramme dauern heute ja bis zu drei Stunden, sie verbrauchen deshalb weniger Strom, weil es die Wäsche länger einweicht."
    Somit sollten sich Verbraucher zwar weiterhin die farbige Skala des Energie-Effizienzlabels durchaus anschauen, so die Experten der Verbraucherzentralen, als alleiniges Kriterium taugt sie aber nur bedingt. Wichtig seien auch Informationen über den jeweiligen Kilowattstundenverbrauch des Modells.
    Und man sollte sich zudem fragen, ob das Gerät, auch wenn es eine gute Effizienz hat, überhaupt zum eigenen Verbrauchsverhalten passt, rät die Expertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Stichwort Waschmaschine:
    "Vor zehn oder 15 Jahren war das Standardmaß bei Waschmaschinen für rund fünf Kilo Wäsche konzipiert. Heute haben wir viele größere Maschinen im Markt, der Durchschnitt liegt bei sieben Kilo. Gleichzeitig geht der Trend aber in Richtung Single-Haushalte. Die brauchen aber nicht unbedingt eine solch große Maschine. Wenn aber jetzt die guten und effizienten Geräte vor allem in diesen Größenklassen zu finden sind, dann sind die Geräte zwar effizienter, aber nicht per se sparsamer."
    EU überarbeitet Rahmenrichtlinien
    Als Konsequenz aus dieser festgestellten Verwirrung beim Verbraucher hinsichtlich des Energielabels fordert Klaus Müller vom Vorstand des VZBV nun eine radikale Vereinfachung. Sozusagen zurück zum Ursprung - zu einer allgemeingültigen und einfach verständlichen Skala.
    "Für Staubsauger und Dunstabzugshauben kennen wir eine Skala von A bis G; beim Fernseher von A-Doppel-Plus bis D, beziehungsweise von A-plus bis F. Waschmaschinen, Gefrier- und Kühlgeräte und andere Elektrogeräte gehen längst bis Triple-Plus. Dieser Wirrwarr sollte aufhören. Wir brauchen eine einheitliche Skala für alle Produkte von A bis G."
    Und die Chancen, dass diese Forderung auch weiterentwickelt wird, stehen gar nicht so schlecht. In der EU wird derzeit die entsprechende Rahmenrichtlinie überarbeitet.