
Die Staatssekretärin für Umwelt, Nahrung und Landwirtschaft, Coffey, kündigte diesen Schritt gegenüber BBC News an. Geplant sei, dass das Verbot von Tüchern auf Kunststoffbasis im kommenden Jahr in Kraft trete, sagte die konservative Politikerin. Erst vor wenigen Tagen hatte die oppositionelle Labour-Partei auf die enorme Wasserverschmutzung insbesondere in Küstengemeinden des Landes hingewiesen.
Nach Angaben der britischen Wasserindustrie verursachen Feuchttücher, die in Toiletten gespült werden, 93 Prozent der Kanalverstopfungen. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden beziffert Water UK mit rund 100 Millionen Pfund im Jahr, das sind umgerechnet knapp 114 Millionen Euro. Feuchttücher seien auch an der Entstehung von Fettbergen beteiligt. Ein besonders großer Fettklumpen sorgte 2019 in Sidmouth an der Ärmelkanalküste für Aufsehen, er war 64 Meter lang und verstopfte einen Abwasserkanal. Die Ursache derartiger Fettberge ist die Entsorgung von Feuchttüchern, Windeln, Fetten, Ölen und Speiseresten durch die Toilette oder den Ausguss.
Feuchte Tücher gibt es mit und ohne Plastik, wobei die plastikhaltigen laut BBC in Großbritannien einen Marktanteil von rund 90 Prozent haben. Die enthaltenen Kunststoffe zersetzten sich nicht. Ein Großteil der Menschen unterstützt laut BBC ein Verbot. Große Discounter wie Tesco hätten bereits reagiert und Kunststoff-Feuchttücher aus ihrem Angebot genommen.
Deutsche Kläranlagen klagen über Feuchttücher
Auch hierzulande ist das Problem seit Jahren bekannt. So hat die Großkläranlage in Köln-Stammheim, die größte in Nordrhein-Westfalen, beispielsweise 2018 in eine bessere Technik investiert, um die Vliesstoffe, aus denen die feuchten Tücher sind, aus den Abwässern zu holen, bevor diese geklärt werden. Andernorts müssen Entstörungsteams der örtlichen Wasserbetriebe Abwasserpumpen von Verstopfungen befreien.
Diese Nachricht wurde am 10.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.