
Der Kommissionsvorsitzende Müller sagte im Deutschlandfunk, man habe sich in den 20 Jahren des Afghanistan-Einsatzes zu sehr auf die großen Städte konzentriert und dabei weite Teile des Landes und der Bevölkerung nicht erreicht. Schon jetzt sei klar, dass Deutschland sich vor Beginn des Einsatzes nicht hinreichend mit der Kultur und Geschichte des Landes auseinandergesetzt habe. Außerdem sei wichtig, auch mögliche Fehler in der Kommunikation zwischen Bundeswehr und politischen Entscheidungsträgern zu evaluieren, so der SPD-Politiker.
In der Enquete-Kommission sitzen neben Bundestagsabgeordneten auch externe Sachverständige - darunter Wissenschaftler und Verantwortliche der Bundeswehr. Zudem soll es Anhörungen geben, bei denen auch ehemalige afghanische Ortskräfte gehört werden.
Gleichzeitig beschäftigt sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit dem überstürzten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan im Sommer 2021.
Bisher größter Auslandseinsatz der Bundeswehr
Der Bundeswehreinsatz am Hindukusch dauerte fast zwei Jahrzehnte. 59 deutsche Soldaten verloren dabei ihr Leben. Insgesamt mehr als 90.000 Soldatinnen und Soldaten waren in Afghanistan stationiert. Die Bundeswehr hatte Afghanistan im Juni 2021 schneller als ursprünglich geplant verlassen. Sie folgte damit zeitlichen Vorgaben der USA.
Im August, als die Taliban Kabul einnahmen, beteiligte sich Deutschland an einem internationalen militärischen Evakuierungseinsatz. Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt spielten sich dramatische Szenen ab, als zigtausende Menschen das Land verlassen wollten. Viele afghanische Ortskräfte wurden zunächst zurückgelassen.
Diese Nachricht wurde am 19.09.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.