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Entdeckung mit IceCube
Geisterhafte Neutrinos vom Schwarzen Loch

Jede Sekunde rasen etwa hundert Milliarden Neutrinos durch jeden Quadratzentimeter auf der Erdoberfläche. Diese Elementarteilchen laufen völlig ungehindert durch unseren Körper, durch Betonmauern – sogar durch die ganze Erde.

Von Dirk Lorenzen | 09.10.2018
    Das beobachtete Neutrino stammt wohl von einem fernen Schwarzen Loch (Animation)
    Das beobachtete Neutrino stammt wohl von einem fernen Schwarzen Loch (Animation) (NASA/Sonoma)
    Nur extrem selten reagiert mal ein Neutrino mit anderer Materie, etwa einem Wassermolekül. Dann werden Teilchen erzeugt, die charakteristische Strahlung aussenden und so das Neutrino verraten.
    Das größte Messinstrument für Neutrinos ist IceCube, eine Anlage im Eispanzer des Südpols. Im September 2017 hat es ein energiereiches Neutrino registriert, bei dem sich der Ursprungsort am Himmel errechnen ließ. Sofort wurden die Astronomen in aller Welt gebeten, an jener Stelle nachzusehen.
    Tatsächlich hat der Fermi-Satellit der NASA dort eine aktive Galaxie mit einem supermassiven Schwarzen Loch entdeckt, die zudem gerade einen Strahlungsausbruch erlebte.

    Nach langwieriger Auswertung sind sich die Forscher nun sicher: Sie haben erstmals eine ferne Galaxie mit Hilfe eines Neutrinos beobachtet.
    Ein Polarlicht über dem IceCube-Eisfeld am Südpol
    Ein Polarlicht über dem IceCube-Eisfeld am Südpol (IceCube / NSF)
    Viele schwärmen schon vom Anfang der Neutrino-Astronomie. Tatsächlich können Neutrinos viel über Supernova-Explosionen und Schwarze Löcher verraten – denn sie strömen auch dort noch massenhaft ab, wo Licht oder andere Strahlung nicht durch kommt.
    Doch um mit Neutrinos wirklich viel über den Kosmos zu erfahren, brauchen die Forscher viel empfindlichere Messgeräte. Zwar erreichen laufend Neutrinos von Supernovae und Schwarzen Löchern die Erde – doch fast alle huschen unbemerkt hindurch.