Doris Simon: Wenn George Bush den Weg bis ins hinterste Vorpommern gefunden hat, dann ist das vor allem eine Geste gegenüber der Bundeskanzlerin. Angela Merkel hat dort ihren Wahlkreis, weit weg von den politischen Zentren der Bundesrepublik. In der nordostdeutschen Provinz will sich George Bush gleich zweimal mit Menschen aus der Region zum Gespräch zusammensetzen. Er will, so die offizielle Ankündigung, mit ihnen über ihr Leben heute und zu DDR-Zeiten sprechen.
Am Telefon in Stralsund ist nun John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland. Er begleitet George Bush bei seinem Besuch. Guten Morgen!
John Kornblum: Guten Morgen!
Simon: Herr Kornblum, George Bush besucht Angela Merkel in ihrem Heimatwahlkreis. Wie wichtig ist die Kanzlerin für ihn und seine Politik?
Kornblum: Die Kanzlerin ist für ihn jetzt sehr wichtig geworden, und Sie brauchen nur sozusagen die politische Landschaft zu betrachten, um das zu verstehen. Erstens, er mag sie sehr gerne, das hat man sofort gesehen. Und ich glaube, da ist tatsächlich eine echte Verständigung zwischen den beiden. Aber genauso wichtig ist die Tatsache, dass die Welt (Anmerk. der Red.: Wort wie gehört) wirklich sehr kompetent geworden ist, wie wir auch heute morgen hören können. Und wenn man die politische Landschaft in Europa betrachtet, stehen Deutschland und Bundeskanzlerin Merkel als sozusagen fester Punkt für gute Beziehungen, aber auch für konkrete Zusammenarbeit da.
Simon: Herr Kornblum, Sie sagen, sie ist es geworden, Angela Merkel. Heißt das auch, dass George Bush wie zuletzt beim Konflikt mit dem Iran auch bei anderen internationalen Themen in Zukunft stärker auf die Deutschen, auf die Europäer hören wird?
Kornblum: Würde ich sagen, ja. Sie sehen, wie er schon auch gewisse Dinge geändert hat, wie zum Beispiel, der Konvent soll jetzt auch ausgestreckt werden auf die Leute in Guantanamo. Er hat tatsächlich auf Europa und vor allem auf Frau Merkel gehört, und es hat auch natürlich ein innenpolitisches Element, das sehr wichtig ist. Aber im Endeffekt muss er auch etwas im Ausland schaffen, und da braucht er gute Partner. Ich glaube das versteht er jetzt, dass er gute Partner braucht. Und Frau Merkel steht da als einer der wichtigsten Partner für ihn.
Simon: Das klingt so bei Ihnen, als ob das politische Verhältnis zwischen Berlin und Washington wieder komplett in Ordnung sei.
Kornblum: Na ja, ich meine immer solche Ausdrücke zu benutzen: Ein Verhältnis zwischen zwei Ländern wie Deutschland und Amerika, gerade mit der engen Geschichte, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg haben, ist nie komplett in Ordnung und nie komplett kaputt. Die Frage ist, wie stark sind die Gemeinsamkeiten, wie erfolgreich arbeitet man zusammen? Vor drei, vier Jahren haben wir nicht sehr erfolgreich miteinander zusammengearbeitet, zumindest in Fragen der militärischen Sicherheit. Jetzt, ich glaube, ist die Übereinstimmung nicht hundertprozentig, aber man hat auch ein Fundament für eine konkrete Zusammenarbeit. Man hat schon gesehen, im Iran zum Beispiel sehr stark, aber auch in anderen Gebieten. So ich glaube, wir können optimistisch sein, dass die beiden Länder wirklich konkret etwas miteinander machen können.
Simon: Herr Kornblum, wir haben jetzt von der politischen Ebene gesprochen. Was bei diesem Besuch auffällt, das ist die sehr negativ gefärbte öffentliche Debatte über den Besuch von Präsident Bush. Haben Sie mit soviel Ablehnung gerechnet?
Kornblum: Ich glaube, das spielt keine große Rolle. Erstens, Bush ist bestimmt an kritische Empfänge im Ausland gewöhnt. Und zweitens, hier in diesem Teil von Deutschland gibt es sehr viel kritische Stimmung, die, wie ich persönlich immer gemeint habe, sehr wenig mit den Vereinigten Staaten zu tun hat, sondern viel mehr mit den Schwierigkeiten, die die östlichen Länder haben, sich in die Bundesrepublik einzufügen.
Simon: Das heißt, Sie empfinden es nicht so, dass sich insgesamt das Verhältnis der deutschen Bevölkerung, das ja früher doch sehr von Dank geprägt war, verändert hat.
Kornblum: Nein, überhaupt nicht. Ich reise sehr viel in Deutschland herum, und ich höre immer sehr positive Stimmungen. Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen der politischen Stimmung, die durch Eliten, durch Medien und so bestimmt ist, und das, was normale Menschen denken. Man sagt immer, dass in diesem Teil von Deutschland, in den neuen Ländern, dass die Grundstimmung gegen Amerika sehr stark ist. Ich habe das ein paar Mal in Vorträgen erwähnt, und die Leute sind dann immer zu mir gekommen und haben gesagt: "Sie unterschätzen die Lage hier, wir sind nicht so, wie viele meinen." Im Endeffekt ist das nicht der Hauptpunkt für einen solchen Besuch.
Simon: !Herr Kornblum, ich sagte es eingangs, Präsident Bush wird zweimal mit Bürgern zusammentreffen, unter anderem bei dem Grillabend heute Abend. Offiziell wurde angekündigt, er wollte mit den Menschen über ihr Leben früher sprechen. Wie neugierig ist der Präsident auf die Erfahrungen der früheren DDR-Bürger?
Kornblum: Ich glaube, sehr neugierig, das ist mein Eindruck zumindest. Ich glaube, für ihn ist sehr wichtig zu verstehen, genau die Punkte die wir eben angesprochen haben: Wie kommt man aus einer solchen Lage? Welche sind die Erfahrungen, die nachher auf das Verhalten, die Meinungen abfärben? Wie organisiert man sich denn nachher in einem freien System? Und ich glaube, er wird sich sehr interessieren zu hören, was die Bürger zu sagen haben.
Simon: Das war John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland, der heute Präsident Bush bei seinem Besuch in Stralsund und Umgebung begleitet. Herr Kornblum, vielen Dank für das Gespräch.
Kornblum: Herzlichen Dank.
Am Telefon in Stralsund ist nun John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland. Er begleitet George Bush bei seinem Besuch. Guten Morgen!
John Kornblum: Guten Morgen!
Simon: Herr Kornblum, George Bush besucht Angela Merkel in ihrem Heimatwahlkreis. Wie wichtig ist die Kanzlerin für ihn und seine Politik?
Kornblum: Die Kanzlerin ist für ihn jetzt sehr wichtig geworden, und Sie brauchen nur sozusagen die politische Landschaft zu betrachten, um das zu verstehen. Erstens, er mag sie sehr gerne, das hat man sofort gesehen. Und ich glaube, da ist tatsächlich eine echte Verständigung zwischen den beiden. Aber genauso wichtig ist die Tatsache, dass die Welt (Anmerk. der Red.: Wort wie gehört) wirklich sehr kompetent geworden ist, wie wir auch heute morgen hören können. Und wenn man die politische Landschaft in Europa betrachtet, stehen Deutschland und Bundeskanzlerin Merkel als sozusagen fester Punkt für gute Beziehungen, aber auch für konkrete Zusammenarbeit da.
Simon: Herr Kornblum, Sie sagen, sie ist es geworden, Angela Merkel. Heißt das auch, dass George Bush wie zuletzt beim Konflikt mit dem Iran auch bei anderen internationalen Themen in Zukunft stärker auf die Deutschen, auf die Europäer hören wird?
Kornblum: Würde ich sagen, ja. Sie sehen, wie er schon auch gewisse Dinge geändert hat, wie zum Beispiel, der Konvent soll jetzt auch ausgestreckt werden auf die Leute in Guantanamo. Er hat tatsächlich auf Europa und vor allem auf Frau Merkel gehört, und es hat auch natürlich ein innenpolitisches Element, das sehr wichtig ist. Aber im Endeffekt muss er auch etwas im Ausland schaffen, und da braucht er gute Partner. Ich glaube das versteht er jetzt, dass er gute Partner braucht. Und Frau Merkel steht da als einer der wichtigsten Partner für ihn.
Simon: Das klingt so bei Ihnen, als ob das politische Verhältnis zwischen Berlin und Washington wieder komplett in Ordnung sei.
Kornblum: Na ja, ich meine immer solche Ausdrücke zu benutzen: Ein Verhältnis zwischen zwei Ländern wie Deutschland und Amerika, gerade mit der engen Geschichte, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg haben, ist nie komplett in Ordnung und nie komplett kaputt. Die Frage ist, wie stark sind die Gemeinsamkeiten, wie erfolgreich arbeitet man zusammen? Vor drei, vier Jahren haben wir nicht sehr erfolgreich miteinander zusammengearbeitet, zumindest in Fragen der militärischen Sicherheit. Jetzt, ich glaube, ist die Übereinstimmung nicht hundertprozentig, aber man hat auch ein Fundament für eine konkrete Zusammenarbeit. Man hat schon gesehen, im Iran zum Beispiel sehr stark, aber auch in anderen Gebieten. So ich glaube, wir können optimistisch sein, dass die beiden Länder wirklich konkret etwas miteinander machen können.
Simon: Herr Kornblum, wir haben jetzt von der politischen Ebene gesprochen. Was bei diesem Besuch auffällt, das ist die sehr negativ gefärbte öffentliche Debatte über den Besuch von Präsident Bush. Haben Sie mit soviel Ablehnung gerechnet?
Kornblum: Ich glaube, das spielt keine große Rolle. Erstens, Bush ist bestimmt an kritische Empfänge im Ausland gewöhnt. Und zweitens, hier in diesem Teil von Deutschland gibt es sehr viel kritische Stimmung, die, wie ich persönlich immer gemeint habe, sehr wenig mit den Vereinigten Staaten zu tun hat, sondern viel mehr mit den Schwierigkeiten, die die östlichen Länder haben, sich in die Bundesrepublik einzufügen.
Simon: Das heißt, Sie empfinden es nicht so, dass sich insgesamt das Verhältnis der deutschen Bevölkerung, das ja früher doch sehr von Dank geprägt war, verändert hat.
Kornblum: Nein, überhaupt nicht. Ich reise sehr viel in Deutschland herum, und ich höre immer sehr positive Stimmungen. Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen der politischen Stimmung, die durch Eliten, durch Medien und so bestimmt ist, und das, was normale Menschen denken. Man sagt immer, dass in diesem Teil von Deutschland, in den neuen Ländern, dass die Grundstimmung gegen Amerika sehr stark ist. Ich habe das ein paar Mal in Vorträgen erwähnt, und die Leute sind dann immer zu mir gekommen und haben gesagt: "Sie unterschätzen die Lage hier, wir sind nicht so, wie viele meinen." Im Endeffekt ist das nicht der Hauptpunkt für einen solchen Besuch.
Simon: !Herr Kornblum, ich sagte es eingangs, Präsident Bush wird zweimal mit Bürgern zusammentreffen, unter anderem bei dem Grillabend heute Abend. Offiziell wurde angekündigt, er wollte mit den Menschen über ihr Leben früher sprechen. Wie neugierig ist der Präsident auf die Erfahrungen der früheren DDR-Bürger?
Kornblum: Ich glaube, sehr neugierig, das ist mein Eindruck zumindest. Ich glaube, für ihn ist sehr wichtig zu verstehen, genau die Punkte die wir eben angesprochen haben: Wie kommt man aus einer solchen Lage? Welche sind die Erfahrungen, die nachher auf das Verhalten, die Meinungen abfärben? Wie organisiert man sich denn nachher in einem freien System? Und ich glaube, er wird sich sehr interessieren zu hören, was die Bürger zu sagen haben.
Simon: Das war John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland, der heute Präsident Bush bei seinem Besuch in Stralsund und Umgebung begleitet. Herr Kornblum, vielen Dank für das Gespräch.
Kornblum: Herzlichen Dank.