Friedbert Meurer: Die Grünen liegen im Moment hoch im Kurs. Letzte Umfragen sehen sie bundesweit Kopf an Kopf mit der SPD bei 24 Prozent. Aber nicht alle stehen im Moment auf die Grünen. Während einer Podiumsdiskussion in Hannover zur Atomkraft wurde Fraktionschef Jürgen Trittin gestern Abend von einem unbekannten Aktivisten mit einer Torte beworfen. Oder jedenfalls mit etwas, das so aussah wie eine Torte. Das Ganze erinnert an den Farbbeutelwurf gegen Joschka Fischer in Bielefeld 1999. Damals ging es ja um den Krieg im Kosovo. Das Ganze lief in etwa so ab: Eine Mitdiskutantin fand Minuten später den Tortenwurf gar nicht so schlecht.
O-Ton Hanna Pottig: Ich finde die Aktion nicht schlecht.
O-Ton Jürgen Trittin: Das ist für mich keine Basis, auf der ich eine Diskussion führe, dass ich hier körperlicher Gewalt ausgesetzt werde.
Meurer: Also Jürgen Trittin zog die Konsequenz, stand auf und verließ das Podium. – Das alles hat beobachtet, unter anderem neben vielen anderen Zuschauern, die Landesvorsitzende der Bündnis-Grünen in Niedersachsen, Anja Piel. Und sie habe ich vor der Sendung gefragt, wie sie das Ganze erlebt hat.
Anja Piel: Ja, sehr überraschend. Wir saßen da mit einem sehr netten Publikum im Wallhof, haben uns nett unterhalten, haben auf diese Diskussion gewartet, die war anmoderiert. Und dann stürzte plötzlich dieser maskierte Mensch auf die Bühne und ich habe es auch leider nicht ganz genau erkennen können. Er warf irgendwas und dann war Herr Trittin mit irgendeiner weißen Masse, die wir ja noch nicht identifizieren konnten, bekleckert. Das war wirklich eine Überraschung. In diesem Klima, was da an dem Abend war, war das sehr eigenartig.
Meurer: Das Klima war also ganz friedlich gewesen bei der Debatte?
Piel. Ja! Ja, sicher! Natürlich! Es saßen viele Leute aus der Antiatombewegung, viele Grüne auch mit uns im Publikum, die sich da auf eine spannende Debatte gefreut hatten und die natürlich sehr überrascht waren über diesen Zwischenfall.
Meurer: Es war also nicht so, dass es im Publikum eine etwas feindselige Stimmung gegen Jürgen Trittin gab, oder gegen die Grünen, dass man gesagt hat, ihr habt schon mit der ersten Laufzeitverlängerung einen Fehler begangen?
Piel: Die Zeiten sind, glaube ich, vorbei, Herr Meurer. Herr Trittin hat ja auch vorher noch mit einzelnen Menschen im Publikum diskutiert und gesprochen und sich dazwischengesetzt und es war eigentlich wie immer bei solchen Geschichten, wie auch übrigens bei unserer Demonstration am vergangenen Wochenende, eine sehr friedliche, eine sehr entspannte, eine sehr nette Gesprächssituation.
Meurer: Diese ganze Geschichte ging ja dann weiter. Jürgen Trittin blieb dann erst mal noch sitzen. Es hat dann ein bisschen gedauert. Wie war die Szene, als eine Mitdiskutantin sagte, ich finde das gut, was gerade passiert ist?
Piel: Ja, das war tatsächlich das eigentlich Erschütternde und das hat dann auch ziemlich Ärger im Publikum ausgelöst, weil es unbegreiflich war als Reaktion, wenn man mit einem Diskussionspartner am Tisch sitzt, der wird beworfen und man heißt diese Situation gut, anstatt erst mal aus sozialen Gründen zu fragen, wie es ihm damit geht, oder wie die Stimmung ist. Dass man gleich diese Rechtfertigung dieses Vorfalls bringt, das war sehr überraschend, glaube ich.
Meurer: Die Dame, die das gesagt hat, heißt Hanna Pottig. Sie kennen sie, glaube ich. Wer ist das, die diese Attacke gegen Trittin gut gefunden hat?
Piel: Ja. Sie nennt sich selber "Vollzeitaktivistin" und ich hatte gestern den Eindruck bei dieser Äußerung, die sie da tat, sie sei in der Wirklichkeit noch nicht so ganz angekommen. Ich fand das eher eine sehr spätpubertäre Reaktion auf diesen Anschlag. Ich war überrascht.
Meurer: Steht sie damit wirklich ganz alleine? Ich meine, nicht jeder wirft eine Torte auf Jürgen Trittin oder was Ähnliches. Steht sie mit ihrer Meinung alleine, dass da Kritik herrscht?
Piel: Die Sympathien im Publikum waren eindeutig bei meinem Fraktionsvorsitzenden. Das war auch zu merken. Wir haben auch hinterher, als wir dann da noch standen, ganz viele Leute gehabt, die ihm gesagt haben, wie unangenehm sie es fanden. Was auch viel Anerkennung verdiente: Er wollte die Diskussion ja auch trotz des Anschlages erst fortsetzen. Die Reaktion zu sagen, ich breche das jetzt hier ab, kam erst, nachdem Frau Pottig sich geäußert hatte, dass sie das in Ordnung findet.
Meurer: Jürgen Trittin sagt, das war körperliche Gewalt. War das körperliche Gewalt?
Piel: Ja, das finde ich schon. In dem Moment, wo jemand auf einen zustürzt, um einen mit was auch immer zu bewerfen, ist das schon körperliche Gewalt. So was kann ja auch schiefgehen. Wir wissen ja auch von Sachen, die anders geplant waren und wo dann Verletzungen in der Folge entstanden sind. Also, das denke ich schon!
Meurer: Nun muss man nicht unbedingt über die Kunst der Prophezeiung verfügen, Frau Piel, aber man kann wohl davon ausgehen, dass in den nächsten Tagen viele Fotos und im Internet einiger Spott über Jürgen Trittin noch ausgegossen wird, oder?
Piel: Das glaube ich eigentlich weniger. Die Sympathien waren gestern sehr auf seiner Seite und ich erlebe das also auch – ich bin am vergangenen Wochenende mit ihm gemeinsam auch zur großen Antiatomdemo in Berlin unterwegs gewesen -, da schlägt ihm eigentlich unglaublich viel Sympathie entgegen und es ist zu merken, dass also auch die Atombewegung selber gerade jetzt in dieser Debatte um längere Laufzeiten begriffen hat, wer die eigentlichen Gegner in dieser Debatte sind. Und dass ein Jürgen Trittin, der den Atomkonsens mit ausgehandelt hat, nicht zu den Gegnern gehört. Deswegen sage ich, Frau Pottig ist an der Stelle auch spätpubertär und einfach in der Wirklichkeit noch nicht angekommen.
Meurer: Anja Piel, die Landesvorsitzende der Bündnis-Grünen in Niedersachsen, zum Tortenangriff gestern Abend auf Jürgen Trittin in Hannover.
O-Ton Hanna Pottig: Ich finde die Aktion nicht schlecht.
O-Ton Jürgen Trittin: Das ist für mich keine Basis, auf der ich eine Diskussion führe, dass ich hier körperlicher Gewalt ausgesetzt werde.
Meurer: Also Jürgen Trittin zog die Konsequenz, stand auf und verließ das Podium. – Das alles hat beobachtet, unter anderem neben vielen anderen Zuschauern, die Landesvorsitzende der Bündnis-Grünen in Niedersachsen, Anja Piel. Und sie habe ich vor der Sendung gefragt, wie sie das Ganze erlebt hat.
Anja Piel: Ja, sehr überraschend. Wir saßen da mit einem sehr netten Publikum im Wallhof, haben uns nett unterhalten, haben auf diese Diskussion gewartet, die war anmoderiert. Und dann stürzte plötzlich dieser maskierte Mensch auf die Bühne und ich habe es auch leider nicht ganz genau erkennen können. Er warf irgendwas und dann war Herr Trittin mit irgendeiner weißen Masse, die wir ja noch nicht identifizieren konnten, bekleckert. Das war wirklich eine Überraschung. In diesem Klima, was da an dem Abend war, war das sehr eigenartig.
Meurer: Das Klima war also ganz friedlich gewesen bei der Debatte?
Piel. Ja! Ja, sicher! Natürlich! Es saßen viele Leute aus der Antiatombewegung, viele Grüne auch mit uns im Publikum, die sich da auf eine spannende Debatte gefreut hatten und die natürlich sehr überrascht waren über diesen Zwischenfall.
Meurer: Es war also nicht so, dass es im Publikum eine etwas feindselige Stimmung gegen Jürgen Trittin gab, oder gegen die Grünen, dass man gesagt hat, ihr habt schon mit der ersten Laufzeitverlängerung einen Fehler begangen?
Piel: Die Zeiten sind, glaube ich, vorbei, Herr Meurer. Herr Trittin hat ja auch vorher noch mit einzelnen Menschen im Publikum diskutiert und gesprochen und sich dazwischengesetzt und es war eigentlich wie immer bei solchen Geschichten, wie auch übrigens bei unserer Demonstration am vergangenen Wochenende, eine sehr friedliche, eine sehr entspannte, eine sehr nette Gesprächssituation.
Meurer: Diese ganze Geschichte ging ja dann weiter. Jürgen Trittin blieb dann erst mal noch sitzen. Es hat dann ein bisschen gedauert. Wie war die Szene, als eine Mitdiskutantin sagte, ich finde das gut, was gerade passiert ist?
Piel: Ja, das war tatsächlich das eigentlich Erschütternde und das hat dann auch ziemlich Ärger im Publikum ausgelöst, weil es unbegreiflich war als Reaktion, wenn man mit einem Diskussionspartner am Tisch sitzt, der wird beworfen und man heißt diese Situation gut, anstatt erst mal aus sozialen Gründen zu fragen, wie es ihm damit geht, oder wie die Stimmung ist. Dass man gleich diese Rechtfertigung dieses Vorfalls bringt, das war sehr überraschend, glaube ich.
Meurer: Die Dame, die das gesagt hat, heißt Hanna Pottig. Sie kennen sie, glaube ich. Wer ist das, die diese Attacke gegen Trittin gut gefunden hat?
Piel: Ja. Sie nennt sich selber "Vollzeitaktivistin" und ich hatte gestern den Eindruck bei dieser Äußerung, die sie da tat, sie sei in der Wirklichkeit noch nicht so ganz angekommen. Ich fand das eher eine sehr spätpubertäre Reaktion auf diesen Anschlag. Ich war überrascht.
Meurer: Steht sie damit wirklich ganz alleine? Ich meine, nicht jeder wirft eine Torte auf Jürgen Trittin oder was Ähnliches. Steht sie mit ihrer Meinung alleine, dass da Kritik herrscht?
Piel: Die Sympathien im Publikum waren eindeutig bei meinem Fraktionsvorsitzenden. Das war auch zu merken. Wir haben auch hinterher, als wir dann da noch standen, ganz viele Leute gehabt, die ihm gesagt haben, wie unangenehm sie es fanden. Was auch viel Anerkennung verdiente: Er wollte die Diskussion ja auch trotz des Anschlages erst fortsetzen. Die Reaktion zu sagen, ich breche das jetzt hier ab, kam erst, nachdem Frau Pottig sich geäußert hatte, dass sie das in Ordnung findet.
Meurer: Jürgen Trittin sagt, das war körperliche Gewalt. War das körperliche Gewalt?
Piel: Ja, das finde ich schon. In dem Moment, wo jemand auf einen zustürzt, um einen mit was auch immer zu bewerfen, ist das schon körperliche Gewalt. So was kann ja auch schiefgehen. Wir wissen ja auch von Sachen, die anders geplant waren und wo dann Verletzungen in der Folge entstanden sind. Also, das denke ich schon!
Meurer: Nun muss man nicht unbedingt über die Kunst der Prophezeiung verfügen, Frau Piel, aber man kann wohl davon ausgehen, dass in den nächsten Tagen viele Fotos und im Internet einiger Spott über Jürgen Trittin noch ausgegossen wird, oder?
Piel: Das glaube ich eigentlich weniger. Die Sympathien waren gestern sehr auf seiner Seite und ich erlebe das also auch – ich bin am vergangenen Wochenende mit ihm gemeinsam auch zur großen Antiatomdemo in Berlin unterwegs gewesen -, da schlägt ihm eigentlich unglaublich viel Sympathie entgegen und es ist zu merken, dass also auch die Atombewegung selber gerade jetzt in dieser Debatte um längere Laufzeiten begriffen hat, wer die eigentlichen Gegner in dieser Debatte sind. Und dass ein Jürgen Trittin, der den Atomkonsens mit ausgehandelt hat, nicht zu den Gegnern gehört. Deswegen sage ich, Frau Pottig ist an der Stelle auch spätpubertär und einfach in der Wirklichkeit noch nicht angekommen.
Meurer: Anja Piel, die Landesvorsitzende der Bündnis-Grünen in Niedersachsen, zum Tortenangriff gestern Abend auf Jürgen Trittin in Hannover.