
"Wir haben weder Zeit für sinnlose Debatten zu verschwenden, noch Unmengen an Geld, mit denen wir leichtfertig umgehen können", sagte Erdogan in einer Ansprache in Ankara und sprach von "Theatralik der Opposition". Die Ziele der oppositionellen Republikanischen Volkspartei seien nicht die Themen des Landes, sondern die Themen einer Handvoll Opportunisten in ihrem Hauptquartier.
Der festgenommene Imamoglu verlangte nach seiner Festnahme hingegen eine Reaktion der türkischen Justiz. Staatsanwälte und Richter müssten handeln und sich um eine Handvoll ihrer Kollegen kümmern, die die Justiz ruinierten und die Türkei in der ganzen Welt in Verruf brächten, hieß es auf seinem Profil auf der Plattform X. Die Justiz könne und dürfe nicht schweigen. Imamoglu rief außerdem die Bevölkerung zum Ungehorsam auf. Es sei an der Zeit, die Stimme zu erheben. Der CHP-Vorsitzende Özel nannte die Festnahme seines Parteifreundes einen "zivilen Putsch".
Landesweite Proteste - weitere Festnahmen
Unterdessen gingen die Proteste gegen das Vorgehen der türkischen Justiz weiter. Die türkische Polizei ging mit Gummigeschossen und Tränengas gegen Anhänger Imamoglus vor. Trotz eines Demonstrationsverbots versammelten sich tausende Menschen vor dem Rathaus von Istanbul.
Auch Studierende verschiedener Universitäten waren auf die Straßen gegangen und forderten den Rücktritt Erdogans. Nach der Verhaftung Imamoglus wurden weitere 37 Menschen wegen angeblich provokanter Beiträge in sozialen Medien festgenommen. Innenminister Yerlikaya betonte, die Behörden hätten mehr als 260 Konten mit Beiträgen identifiziert, die nach seiner Darstellung zu Straftaten und Hass aufstachelten.
Mittlerweile haben weitere Städte ein Demostrationsverbot verhängt. In der Hauptstadt Ankara und der Metropole Izmir gilt für fünf Tage eine Demonstrations- und Versammlungssperre, wie das Gouverneursamt mitteilte.
Ermittlungen wegen Korruption und Unterstützung einer Terrorgruppe
Imamoglu war am Mittwoch festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation, Korruption und Unterstützung der verbotenen kurdischen PKK vor. Inzwischen wurde Imamoglus Bauunternehmen beschlagnahmt. Die Kontrolle über "Imamoglu Construction" sei basierend auf Untersuchungsberichten zu Finanzkriminalität von einem Strafgericht übernommen worden, hieß es.
Imamoglus Sieg bei der Bürgermeisterwahl 2019 in Istanbul, der bevölkerungsreichsten Stadt und Provinz, gilt als bis dahin größte Niederlage der Partei Erdogans. Seine islamisch-konservative AKP hatte die Metropole bis dahin regiert. Bei den Kommunalwahlen 2024 gewann Imamoglu in Istanbul ein weiteres Mal.
Diese Nachricht wurde am 21.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.