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Meldungen aus der Wissenschaft

Zwei Drittel aller Flüsse sind künstlich in ihrem Lauf behindert +++ Forscher finden einen neuen Wasserkreislauf auf dem Mars +++ Stadtbäume leben kürzer als Bäume im Wald +++ Ein kleiner Dinosaurier flog ähnlich wie Fledermäuse +++ Der Darm reguliert bei Fliegen den Schlaf +++ Wenn Löwe und Stachelschwein streiten, gewinnt meist das Stachelschwein

Von Magdalena Schmude | 09.05.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Zwei Drittel aller Flüsse sind künstlich in ihrem Lauf behindert
Das ist das Ergebnis einer globalen Studie von Forschern der kanadischen McGill Universität und dem World Wildlife Fund WWF. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature" schreiben, sind 63 Prozent der 242 längsten Flüsse der Erde durch Dämme, Talsperren oder Begradigungen in ihrem natürlichen Lauf gestört. Bei Flüssen über 1.000 Kilometer Länge sind es sogar 76 Prozent, die keine direkte Verbindung mehr von der Quelle zur Mündung haben.
Weil der freie Fluss des Wassers eingeschränkt ist, können die Gewässer ihre ökologische Funktion nur noch zum Teil erfüllen - etwa als Lebensraum für Fische oder beim Transport von Sedimenten in die Mündungsdeltas, die für den Küstenschutz wichtig sind.
Quelle: Nature

Forscher finden einen neuen Wasserkreislauf auf dem Mars
In den Geophysical Research Letters beschreiben die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung ihre Entdeckung. In Computersimulationen konnten sie zeigen, wie der bisher unbekannte Wasserkreislauf dazu beigetragen haben könnte, dass der Mars bis heute mindestens 80 Prozent seiner ursprünglichen Wasservorräte verloren hat. Wenn auf der Südhalbkugel des Planeten Sommer herrscht, kann aufsteigender Wasserdampf kalte Luftschichten in der mittleren Atmosphäre überwinden und in die obere Atmosphäre gelangen. Dort wird der Wasserdampf zum Nordpol transportiert, wo ein Teil wieder zur Erde absinkt. Der Rest zerfällt durch ultraviolette Strahlung in molekularen Wasserstoff und Hydroxylradikale und entweicht ins All.
Quelle: Geophysical Research Letters

Stadtbäume leben kürzer als Bäume im Wald
Zwar wachsen die Bäume in der Stadt bis zu vier Mal schneller, weil ihr Kohlenstoff-Stoffwechsel beschleunigt ist, dafür sterben pro Jahr aber auch doppelt so viele Bäume ab wie in ländlichen Gegenden. Das haben Umweltwissenschaftler aus Boston herausgefunden. Insgesamt beeinträchtigt die verkürzte Lebensdauer die Kohlenstoff-Bilanz der Stadtbäume negativ, schreiben die Forscher im Fachjournal PLOS One. Denn Aufzucht, Pflanzung und Pflege verursachen zunächst Kohlenstoff-Emissionen, die die Bäume durch ihre Funktion als Kohlenstoff-Speicher wieder ausgleichen müssen. Erst danach bringen sie einen echten Vorteil für den Klimaschutz. Sterben sie vorher, ist die Gesamtbilanz negativ.
Die Forscher empfehlen deshalb, verstärkt auf die Gesunderhaltung größerer und älterer Bäume zu setzen, statt mehr junge Bäume nachzupflanzen.
Quelle: PLOS One

Ein kleiner Dinosaurier flog ähnlich wie Fledermäuse
Das Fossil des Tieres wurde im Nordosten Chinas gefunden und ist rund 163 Millionen Jahre alt. Das Skelett des Krähen-großen Dinosauriers ist komplett erhalten und besitzt zwischen Körper und Armknochen je einen flächigen Hautlappen, der durch Knorpel verstärkt wird. Damit könnte das Tier ähnlich wie Fledermäuse geflogen sein, schreiben chinesische Paläontologen in der Fachzeitschrift "Nature".
Der Saurier besaß zwar vermutlich auch Federn, diese waren aber wohl zu kurz zum Fliegen und dienten eher als Fell. Das Tier könnte damit wie ein fliegendes Eichhörnchen ausgesehen haben, vermuten die Forscher.
Auch sein Mageninhalt ist erhalten. Neben kleinen Knochenstücken hatte es sogenannte Gastrolithe im Bauch. Harte Objekte, die beim Zermahlen von pflanzlicher Nahrung helfen. Der Kleine war also vermutlich Allesfresser.
Quelle: Nature

Der Darm reguliert bei Fliegen den Schlaf
Schlaf wird ausschließlich durch das Zentralnervensystem kontrolliert. So lautet eine allgemeine Lehrmeinung. Chinesische Forscher haben jetzt bei Drosophila-Fliegen eine Entdeckung gemacht, die diese Annahme in Frage stellt. Zellen im Darm der Fliegen stellen die Aminosäure D-Serin her, die im Hirnstoffwechsel eine Rolle spielt. Als die Forscher das zugehörige Gen und damit die Produktion der Aminosäure in den Darmzellen abschalteten, schliefen die Fliegen nur noch halb so lange wie zuvor. Der Darm spielt so also eine Rolle bei der Schlafregulation.
Diese Erkenntnis ist interessant, weil sie auf den Menschen übertragbar sein könnte. Seit den 1990er Jahren ist bekannt, dass auch Säugetiere im Gehirn Rezeptoren für D-Serin besitzen. Ob das Molekül wie bei den Fliegen auch im Darm hergestellt wird, ist noch unklar. Die Studie ist im Fachjournal Nature Communications erschienen.
Quelle: Nature Communications

Wenn Löwe und Stachelschwein streiten, gewinnt meist das Stachelschwein
Das hat ein Wissenschaftlerteam aus Chicago herausgefunden. Die Forscher trugen Berichte über Angriffe von Löwen auf Stachelschweine seit 1960 zusammen und werteten sie aus. Dabei stießen sie auf 50 Fälle, bei denen der angreifende Löwe schwer verletzt wurde oder starb, wie die Wissenschaftler im Journal of East African Natural History berichten.
Die bis zu dreißig Zentimeter langen Stacheln des Stachelschweines können in Schnauze oder Gesicht des Löwen steckenbleiben. Anschließend entzünden sich die Wunden häufig oder behindern den Löwen beim Jagen und Fressen.
Auffällig war außerdem, dass vor allem junge männliche Tiere den Fehler machen, ein Stachelschwein anzugreifen. Auch Löwen, die in besonders trockenen und unwirtlichen Gegenden leben, versuchten am ehesten, ein Stachelschwein zu erbeuten.
Quelle: Journal of East African Natural History