Heuer: Was darf man sich denn vorstellen unter einem Preis-Wert-Forum? Kann ich jetzt als Verbraucher, wenn ich feststelle, ich habe in einem Restaurant zu teuer gegessen, mich bei Ihnen melden, und Sie tragen den Namen des Restaurants in dieses Internetforum ein?
Ehlers: Soweit das gestern rübergekommen ist, es war ja eigentlich ein Schnellschuss, der da geboren wurde in dieser Runde, im Wesentlichen durch Frau Künast, gibt es ein nordrhein-westfälisches Modell. Dort kann man sich direkt hinwenden, und dort sitzen dann sozusagen die Experten der jeweiligen Branchen, die dann bestimmte Preissteigerungen erklären können. Es ist ein Gemisch aus Erklärung- und Beschwerdeforum.
Heuer: Wenn ich jetzt einen ganz konkreten Fall habe, was passiert dann, wenn ich mich bei dieser Stelle melde?
Ehlers: Im Grunde genommen vom Ergebnis bezogen auf das Unternehmen gar nichts. Das hat damit zu tun, dass die Unternehmen ja letztlich bei der Festsetzung ihrer Preise frei sind, und der Verbraucher frei entscheiden kann, was er dafür bezahlt. Es wird die Chance zur Aufklärung sein, mehr auch nicht.
Heuer: Da werden sich die schwarzen Schafe ängstigen nach dem Anti-Teuro-Gipfel.
Ehlers: Bestimmt nicht. Ich denke mal, die schwarzen Schafe, um die es wirklich geht, das sind die, die vielleicht eins zu eins umgerechnet haben, oder die ihre Preise exorbitant erhöht haben, beispielsweise Pizza Margarita von zehn Mark auf sieben Euro, die, das habe ich gestern auch Frau Künast gesagt, die werden wir mit einem solchen Preis-Wert-Forum sowieso nicht fassen. Was aber möglich ist, ist, dass normale Preiserhöhungen, schauen Sie in unserer Branche haben wir statistisch festgestellt im Vergleich zum Vorjahr eine Preiserhöhung von 3,7 Prozent im Verhältnis zur allgemeinen Preiserhöhung von 1,6 Prozent, solche Dinge lassen sich sicher dort erklären. Aber das ist in der Regel nicht das, was die Gemüter der Verbraucher bewegt.
Heuer: Aber die Gemüter der Verbraucher erregt es, wenn die Preise plötzlich doppelt so hoch sind, oder 50 Prozent aufgeschlagen werden. Wenn wir jetzt von schwarzen Schafen immer hören und sprechen: Haben Sie aus Ihrem Verband heraus Schätzungen, wie viele dieser Preistreiber sich in Deutschland tummeln in der Gastronomie?
Ehlers: Also, Schätzungen haben wir nicht, aber wir können so viel sagen: Wir hatten noch nie so viele Beschwerden und so viele konkrete Beschwerden über das, was sich draußen vollzieht. Deswegen glaube ich auch, dass das, was beispielsweise in der nächsten Woche von der Bildzeitung versucht wird, dass dort Aufkleber ausgegeben werden, die die Unternehmen sich nach außen dranhängen können und sagen können: Ich habe faire Preise. Dass das vielleicht eher dazu führt, dass man diejenigen aufspürt, die jetzt das ganze Konsumklima verderben. Denn Fakt ist: Verbraucher, die sich so abgezockt fühlen, die werden sich in ihrem Konsumverhalten weiter zurück halten, und das Konsumverhalten ist schon schlecht genug.
Heuer: Das ist schön, dass die Bild-Zeitung Ihnen hilft. Vor der Umstellung auf den Euro hatte der Handel sich verpflichtet, die Preise nicht zu erhöhen. Die Gastronomie hat es nicht getan. Wollen Sie jetzt nachlegen?
Ehlers: Nein, aus gutem Grund. Das Ergebnis beim Handel kennen Sie ja. Der Handel steht genauso in der Diskussion wie die Gastronomie auch. Wir waren uns von vorneherein darüber klar, dass es sehr zweifelhaft ist, wie man solche Selbstverpflichtungen, die Verbände eingehen, im Wettbewerb der Unternehmen hinterher durchsetzen kann. Die Unternehmen sind auch, wenn Verbände so etwas vereinbaren, letztendlich frei. Da haben wir keine größeren Chancen gesehen. Das einzig Positive von gestern ist, dass wir davon ausgehen können, dass es keine gesetzlichen Maßnahmen gibt, insbesondere keine Rückkehr zur alten doppelten Preisauszeichnung. Denn dann hätten wir das Problem gehabt, dass die Leute überhaupt nicht gelernt hätten, mit den Euro umzugehen.
Heuer: Nach dem Anti-Teuro-Gipfel. Wir sprachen mit Christian Ehlers, dem Hauptgeschäftsführer beim deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Vielen Dank, Herr Ehlers!
Ehlers: Bitteschön, Frau Heuer!