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Erhalt auf Kosten der Maya

Durch die Abholzung der Regenwälder wird auch der Lebensraum für den Jaguar kleiner. Aus vielen Gebieten ist die Großkatze bereits völlig verschwunden. In einem Schutzgebiet im südlichen Belize, können sich die Wildkatzen noch wohl fühlen, allerdings auf Kosten der früher dort ansässigen Menschen.

Von Yvonne Unger | 24.02.2006
    Einbruch der Dunkelheit im Dschungel des Cockscomb Basin. Für den Jaguar ist das genau die richtige Zeit, um auf die Jagd zu gehen. Die goldgelbe Großkatze mit der auffälligen schwarz-gefleckten Maserung hat die besten Bedingungen. Fast 400 qkm Regenwald stehen im Cockscomb Becken unter Naturschutz. Deshalb hat sich die Population der Jaguare gut entwickelt. Rund 200 dieser Wildkatzen leben hier. Kein anderes Gebiet auf der Welt ist so dicht vom Jaguar besiedelt. Dem Mensch geht er lieber aus dem Weg, sagt Rebecca Foster. Die US-amerikanische Studentin lebt zeitweise in einer Hütte im Dschungel und widmet sich voll und ganz der Großkatze:
    ''Ich habe noch nicht ein einziges Mal davon gehört, dass ein Mensch von einem Jaguar angegriffen wurde. Wenn sie in Dörfer kommen, dann scheint es wie ein letzter Ausweg zu sein. Oft ist die Katze dann verletzt, ist alt, krank - irgend so etwas eben.''

    Die Wildkatze findet im Naturschutzgebiet genügend Nahrung. Denn auch andere Tierarten entwickeln sich im Reservat prächtig. Affen, Schildkröten, Wildschweine, Tapire - das alles schmeckt dem Jaguar - allerdings auch dem Puma. Wie die beiden Konkurrenten miteinander umgehen erforscht Bud Harmson. Der Student aus den USA hat deshalb jede Menge Kameras im Dschungel aufgestellt:

    "Wenn du eine Kamera-Falle hast, da ist es immer so: Wo Jaguars sind, sind auch Pumas, weil beide dieselbe Art von Nahrung fressen. Jaguars sind allerdings mehr mit Wasser verbunden. Sie schwimmen gern und Pumas sind gar nicht scharf auf Wasser oder Schwimmen. Sie machen das, wenn sie müssen, aber sie sind viel besser darin, in große Höhen zu steigen - Jaguars gehen nicht gern in die Berge."

    Das Cockscomb Becken ist von allen Seiten durch Gebirgsketten geschützt. Dadurch hat sich hier eine Artenvielfalt gebildet, wie in kaum einem anderen Regenwald. Neben Jaguar und Puma leben im Cockscomb noch drei weitere Katzenarten und über 600 Vogelarten. Das ist ein Schatz für die Menschheit meint auch der Chef der Cockscomb Basin Wildlife Sanctury Nickasa Cock:

    "Das wichtigste ist, das Ökosystem zu schützen, weil die Hälfte der Wasserversorgung des Landes - die Flüsse - vom Cockscomb Basin kommen. Es ist ein Erholungsgebiet. Die Belizianer werden sich dessen mehr bewusst - und es ist außerdem Forschungsgebiet. Es gibt so viele Gründe für den Schutz dieses Gebiets."

    Aus diesem Grund wurden vor 20 Jahren die Bauern aus dem Gebiet ausgesiedelt. Acht Maya-Familien mussten hier wegziehen. Dem 61jährigen Igenacio Pop war der Umzug zunächst gar nicht recht - und das obwohl er schon damals als Ortskundiger für den Wissenschaftler Alan Rabinowitz arbeitete. Rabinowitz kam 1984 nach Belize, um das Leben des Jaguars zu erforschen. Er hatte die Idee für das Schutzgebiet in Belize. Der größte Teil des Dschungel ist im Cockscomb Basin für Menschen undurchdringbar. Nur einige Bauern machten sich ein Stückchen der fruchtbaren Erde urbar. So gutes Land fanden die Maya nach der Aussiedlung nie wieder, sagt Igenacio Pop:

    "Es ist wahr, als sie diesen Ort hier verlassen haben, ließen sie alles zurück. Einer oder zwei haben ihre Häuser abgebaut und mitgenommen. Aber ich habe mein Haus nicht abgebaut. Ich ließ es hier zurück. Ich habe im Maya-Zentrum ein Neues gebaut. Es geht nicht nur um die Häuser, sondern um die Felder. Die Felder haben wir zurück gelassen – die ganzen Plantagen. Ich glaube, die Tiere haben das alles gefressen."

    Inzwischen ist Igenacio Pop klar, dass die Umsiedlung zum Schutz von Tieren und Pflanzen wichtig war. Zwar hat die Regierung den Bauern für den Umzug nichts gezahlt, aber vor den Toren des Wildreservats, gab sie ihnen ein Stück Land zum Leben. Dort ist das Maya-Zentrum entstanden - eine neue Heimat für die Bauern aus dem Schutzgebiet. Die Frauen widmen sich inzwischen dem Kunsthandwerk und bieten vor allem Schnitzereien an. Auch dabei dreht es sich oft um den König des Dschungel: den Jaguar.