Gazastreifen
Erleichterung nach Freilassung aller verbliebenen Geiseln

Nach 738 Tagen hat die Hamas heute alle noch lebenden Geiseln freigelassen. Die Hamas bestätigte außerdem die Übergabe von zunächst zwei der 28 toten Verschleppten. Die Reaktionen in Israel und weltweit reichen von Freude bis Trauer.

    Menschen schwenken israelische Flaggen und versprühen Schaum nach der Ankunft der befreiten Geiseln im Beilinson-Krankenhaus in Petah Tikva.
    Zehntausende in Israel feierten die Rückkehr der israelischen Geiseln. (Francisco Seco/AP/dpa)
    Bundeskanzler Merz schrieb auf X, zwei Jahre Angst, Schmerz und Hoffnung lägen hinter den Geiseln. Auch die ermordeten Geiseln müssten heimkehren, damit ihre Familien in Würde Abschied nehmen könnten. Merz bezeichnete den heutigen Tag als "Beginn von Heilung und ein Schritt auf dem Weg zu Frieden im Nahen Osten".
    Ähnlich äußerte sich Bundespräsident Steinmeier. Er dankte den Verhandlern aus den USA, Katar, Ägypten und der Türkei für ihren Einsatz. In einem Brief an die Geiseln schrieb Steinmeier, er hoffe, dass sie die Folgen der erlittenen Gewalt nach und nach hinter sich lassen könnten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sprach vom Beginn eines Heilungsprozesses.
    Der deutsche Botschafter in Israel, Seibert, wandte sich auf X direkt an die vier Geiseln mit deutscher Staatsbürgerschaft: "Euch frei und auf den Beinen zu sehen, macht diesen Tag zu einem der glücklichsten seit langem."

    EU-Kommissionspräsidentin: "Moment purer Freude"

    Als "Moment purer Freude" für die Familien der Geiseln und "Moment der Erleichterung für die ganze Welt" bezeichnete EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen die Freilassung. Europa unterstütze den ausgehandelten Friedensplan uneingeschränkt. Das Abkommen sei ein "historischer Meilenstein".
    Die EU-Außenbeauftragte Kallas dankte auf X US-Präsident Trump, der diesen Durchbruch ermöglicht habe. Der Friedensplan erfordere nun starke internationale Unterstützung. Die EU leiste diese etwa dadurch, dass am Mittwoch die zivile Mission zur Überwachung des Grenzübergangs zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wiederaufgenommen werde. Auch schnelle humanitäre Hilfe sagten die EU und auch die Bundesregierung zu.

    Sorge um körperliche und mentale Gesundheit

    In Israel selbst feierten Zehntausende die Freilassung der Geiseln, beispielsweise auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv. Im Internet kursieren zahlreiche emotionale Videos von Menschen, die ihre lange vermissten Angehörigen in die Arme nehmen. Die Entführten werden nun in Krankenhäuser gebracht. Experten warnten beispielweise vor Überernährung der Geiseln, die sehr lange unter Hunger gelitten hätten. Auch die mentalen Folgen dürften schwerwiegend sein.
    Unter die Sorge um die Lebenden mischt sich Trauer um die Verstorbenen. Angehörige der toten Geiseln, die noch nicht übergeben worden sind, kündigten an, dass sie weiter protestieren wollen - so lange, bis auch die letzten Leichen nach Israel zurückkehren. Die Angehörigen fürchten, dass die sterblichen Überreste in den Trümmern des weitgehend zerstörten Gazastreifens nie gefunden werden. In diesem Fall soll ein internationaler Suchtrupp Suche und Bergung übernehmen.

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    Diese Nachricht wurde am 13.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.