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Erste Konzerte unter Abstandsregeln
„Die erste Probe war eine harte Herausforderung“

Das Kölner Kammerorchester gibt wieder erste Konzerte. Ein ambivalentes Gefühl für alle Beteiligten, sagte Dirigent Christoph Poppen im Dlf. Musizieren unter Corona-Abstandsregelungen erfordere eine neue Form der Sensibilität. Dadurch entstehe jedoch auch ein unglaublicher Lernprozess.

Christoph Poppen im Gespräch mit Jochen Hubmacher |
    Ein Mann im Halbporträt steht mit erhobenem Taktstock vor einem schwarzen Hintergrund.
    Nur 20 Musiker auf der Bühne - für Kammerorchester sei diese Regelung einzuhalten, dennoch ergebe sich dadurch viel Neues, so Christoph Poppen. (picture alliance / Hermann Josef Wöstermann)
    Endlich wieder Musikmachen – das ist ein "ambivalentes Gefühl", sagte der Dirigent Christoph Poppen, Principal Conductor des Kölner Kammerorchesters, im Deutschlandfunk. Einerseits hätten sich alle Musiker und Musikerinnen wahnsinnig gefreut, wieder gemeinsam musizieren zu dürfen. Aber: "Jetzt sind die Konditionen so, dass wir nicht mehr als 20 Musiker auf die Bühne bringen dürfen und diese 20 Musiker müssen so sitzen, dass zwischen jedem 1,50 Meter Abstand ist, und zwischen mir und den nächst sitzenden Musikern müssen jeweils drei Meter Abstand sein. Das ist schon sehr eigenartig."
    Abstände erfordern "neue Form der Sensibilität"
    Psychologisch und akustisch ergebe sich eine vollkommen neue Situation. Doch gleichzeitig entstehe dadurch ein unglaublicher Lernprozess, der Musiker und Musikerinnen über sich hinauswachsen lasse: "Die Schwierigkeit ist, dass zwischen den Musikern so viel Abstand besteht, dass sich da eine neue Form der Sensibilität heranbilden muss." Auch zum Dirigieren sei es eine andere Situation: "Man muss ganz anders Zeichen geben, um die hinteren Pulte gleichermaßen bei sich zu behalten."
    Noch viel "Verunsicherung" beim Publikum
    Eigentlich sei die Situation – die Begrenzung auf 20 Musiker auf der Bühne - für Kammerorchester sehr viel leichter als für Sinfonieorchester: "Auf die Dauer sehe ich eher das Problem, dass die ganzen Sinfonieorchester gezwungen sind, auch Kammerorchester-Programm zu machen." Dadurch werde insgesamt in der Musikwelt das Spektrum für Programmgestaltung sehr viel kleiner. Doch könnten nun Werke für kleine Besetzungen auftauchen, die sonst im Schatten geblieben wären.
    Beim Publikum bestünde zurzeit noch Verunsicherung und sogar Verwirrung über die Modalitäten zum Besuch von Konzerten: "Viele Leute wissen einfach nicht, welche Konzerte finden denn jetzt statt und welche nicht." Gerade ältere Musikliebhaber seien wohl auch noch sehr vorsichtig, wenn es darum gehe, das Haus zu verlassen. Er glaube und hoffe jedoch, dass sich das in den nächsten Monaten normalisieren werde.
    Spendenbereitschaft der Abonnenten "schönes Symbol"
    Auch für die Künstler sei einiges nicht nachvollziehbar: "Ich bin jetzt wieder geflogen, da sieht man, dass es im Flugzeug rappelvoll ist und jeder sitzt neben dem anderen. Und auch wenn jeder Maske trägt, ist das doch sehr dicht. Und im Konzertsaal müssen sie dann Meter Abstand halten." Da gebe es Ungereimtheiten auch von der politischen Seite her, die hoffentlich bald ausgeglichen würden.
    Rote Stühlen stehen in Reihen in einem leeren Saal.
    Freie Musiker in der Coronakrise "nicht vor dem Nichts stehen lassen"
    Die Coronakrise stürze freischaffende Musiker in eine katastrophale Situation, sagte Tobias Rempe, Vorsitzender von Freie Ensembles und Orchester e.V.. im Dlf. Unterstützung müsse schnell organisiert werden.
    Wie sich die wirtschaftliche Situation von freien Ensembles in der kommenden Zeit stabilisieren könne - das wisse zurzeit niemand. "Es ist aber eine sehr schöne Erfahrung, dass bei uns das Abonnement-Publikum eine große Spendenbereitschaft gezeigt hat, im Hinblick darauf, sich nicht die Ticket-Preise erstatten zu lassen, für Konzerte, die nicht stattgefunden haben. Das war ein sehr schönes Symbol."