"Ein Regenbogen mitten in der Nacht! Es ist das Licht des Mondes, das ihn bildet", heißt es physikalisch korrekt bei Schiller. Denn leuchtet der Mond hell genug und steht er nicht zu hoch am Firmament, so zaubert auch er mit Hilfe von Wassertropfen einen Bogen an den Himmel. "Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen. Es leben viele, die das nicht gesehen," schreibt Schiller sachkundig. Tatsächlich sind Mondregenbögen sehr viel seltener als die des Sonnenlichts.
Das liegt zum einen daran, dass die Sonne deutlich heller ist – und daher auch die Sonnenregenbögen viel intensiver leuchten. Zum anderen gibt es viele Nächte, in denen der Mond nur als dünne Sichel oder gar nicht am Himmel steht. Am Donnerstag der nächsten Woche ist Vollmond – und der jetzt immer heller werdende Mond steht die ganze Nacht hindurch tief am Himmel. Nach einem nächtlichen Regenschauer lohnt sich also der Blick auf den Bereich des Firmaments, der dem Mond genau gegenüber steht.
Ob Friedrich Schiller selbst mal einen Mondregenbogen gesehen hat, ist eher zweifelhaft. Denn später übertreibt er etwas: "Der Regenbogen ist doppelt. Seht, ein blässrer steht darüber." Im hellen Sonnenlicht sind oft zwei Bögen zu sehen. Ein sehr heller unten, über dem sich ein deutlich schwächerer wölbt. So etwas dürfte beim Mond dagegen kaum zu sehen sein.