Stefan Heinlein: Fünf Monate Wahlkampf. Fünf Monate ein Duell mit allen erlaubten demokratischen Mitteln. Nun ist die letzte Schlacht geschlagen und nun hat es tatsächlich ein Ende. Barack Obama hat sich zum Sieger der Vorwahlen erklärt. Er wird für die Demokraten als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen. Am Telefon nun Christer Garrett. Er ist Politikwissenschaftler am Institut für Amerikanistik an der Uni Leipzig. Guten Morgen Herr Garrett!
Christer Garrett: Schönen guten Morgen!
Heinlein: Barack Obama ist also Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Tatsächlich ein historischer Tag für die USA?
Garrett: Auf alle Fälle! Auf alle Fälle! Jetzt haben wir mit der amerikanischen politischen Kultur, mit der amerikanischen politischen Landschaft einfach ein neues Kapitel, wenn wir so wollen.
Heinlein: Was ist so neu an diesem Kapitel?
Garrett: Na ja, zuerst ein schwarzer Kandidat und vorher natürlich für die demokratische Partei eine Kandidatin und ein schwarzer Kandidat, der dann das Rennen gewonnen hat. Er steht als Kandidat da, der sehr seriös ist. Er hat sehr gute Chancen - nicht nur, weil die allgemeine Stimmung in den USA so schlecht ist, aber weil er so ein Naturtalent ist im Bereich Politik.
Heinlein: Welche Rolle wird seine ethnische Herkunft im Wahlkampf spielen?
Garrett: Eine sehr, sehr nuancierte komplexe Rolle. Der Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA hat gestern die Stimmen abgegeben und Obama einen klaren Sieg geschenkt. Es gibt weiße Wähler, die absolut bereit sind, für Obama zu stimmen. Die Schwarzen auch überwältigend. Unter den Latinos, die inzwischen 13 Prozent der Bevölkerung der USA vertreten, ist es deutlich geteilter. Unter Frauen ist es aufgeteilt und unter Männern ist es aufgeteilt. Einkommen spielt eine große Rolle hier. Unter 50.000 Dollar Einkommen pro Jahr ist man eher abgeneigt gegenüber Obama - darüber geneigt zu Obama.
Heinlein: Es war ein langer und sehr zäher Vorwahlkampf mit vielen persönlichen Angriffen von beiden Seiten. Gerade Hillary Clinton hat ja ihren Gegenkandidaten Obama direkt konfrontiert. Wie sehr hat dies Obama auf lange Sicht geschadet?
Garrett: Auf lange Sicht glaube ich eher nicht. Das heißt jetzt wird ein neues Momentum aufgebaut mit der ganzen Partei. Sehr viel hängt natürlich von Hillary Clinton ab. Wir haben in der Berichterstattung aus Washington gehört, dass sie nicht bereit war, heute, gestern Abend von der politischen Bühne wegzutreten. Und sie versucht offensichtlich, sich so zu positionieren, eine klare profilierte Rolle in der Wahl jetzt zu spielen. Das ist für Obama absolut problematisch, weil dadurch wird es schwieriger sein, die Partei wirklich zusammenzubringen.
Heinlein: Hat Hillary Clinton mit ihrer Weigerung, die Niederlage am heutigen Tag ganz offen einzugestehen, ihre allerletzte Chance auf einen würdigen Abgang verpasst?
Garrett: Meiner Meinung nach ja. Das ist natürlich nur eine persönliche Einschätzung. Ich denke es fehlte ihr heute einfach Souveränität. Das hört man aus der amerikanischen Presse. Die Meinungen unter den führenden Stimmen in der amerikanischen Medienlandschaft sind einstimmig. Hier hat sie so knauserig, fast kleinlich verweigert, Obama wirklich zu loben und ihn als Kandidat für die demokratische Partei wirklich anzuerkennen. Es war kein guter Tag für sie.
Heinlein: Wie glaubhaft kann sich denn Hillary Clinton überhaupt noch in den kommenden Wochen und Monaten hinter Barack Obama stellen, ihn im Wahlkampf gegen McCain unterstützen?
Garrett: Das ist natürlich die große Frage, die Gretchenfrage. Sie muss als A und O als erstes den Satz über die Lippe kommen lassen "ich habe verloren". Bisher hat sie das nicht getan und das muss passieren, damit sie dann wirklich glaubhaft und konstruktiv mit Obama arbeiten kann. Ich warte gespannt, ob dieser Satz tatsächlich überhaupt aus dem Clinton-Lager zum Ausdruck kommt. Das bezweifle ich fast.
Heinlein: Wie erfolgversprechend, Herr Garrett, wäre denn ein gemischtes Doppel Obama/Clinton? Würde dies die Chancen gegen John McCain erhöhen?
Garrett: Nein. Das wird oft behauptet oder die Idee kolportiert. Das ist natürlich eine logische Idee. Aber ich denke diese Strategie würde nicht aufgehen, weil Hillary Clinton polarisiert sehr stark die amerikanischen Wählerschaft und ganz wesentlich die so genannten unabhängigen Wähler. Und polarisieren heißt mobilisieren und sie würde eine bestimmte politische Klientel gegen Obama mobilisieren. Das würde natürlich schaden. Was Obama braucht ist, denke ich mir, eine Vizepräsidentin, um die so genannte Frauenfrage wirklich zu neutralisieren, eine moderate Frau und eine Frau, die die Arbeiterklasse in den USA ansprechen kann. Und es gibt Möglichkeiten! Es gibt gute Kandidaten, die genau diese Rolle erfüllen können.
Heinlein: Polarisiert ist ja auch das Lager der Demokraten. Wie sehr hat sich denn die Partei in zwei Lager aufgespalten, Obama und Clinton? Wie groß ist die Chance, dass man bis November zur Einheit zurück findet?
Garrett: Die Möglichkeiten sind da. Obama hat sehr viel durch diesen Wahlprozess gelernt. Als er zum Beispiel Hillary Clinton in seiner Rede gestern Abend gelobt hatte, hat er gesagt "ich bin jetzt ein besserer Kandidat". Und das stimmt auch! Er müsste ein bisschen weg von Show, von TV-Star und viel mehr in die wenn wir so wollen Gemeindepolitik und mit Leuten reden. Das kann er durchaus besser, aber dazu muss er diese Arbeiterschicht der demokratischen Partei anziehen. Da wird seine Wahl für den Vizepräsidenten eine entscheidende Rolle spielen.
Heinlein: Vielen Dank! - Christer Garrett von der Universität Leipzig.
Christer Garrett: Schönen guten Morgen!
Heinlein: Barack Obama ist also Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Tatsächlich ein historischer Tag für die USA?
Garrett: Auf alle Fälle! Auf alle Fälle! Jetzt haben wir mit der amerikanischen politischen Kultur, mit der amerikanischen politischen Landschaft einfach ein neues Kapitel, wenn wir so wollen.
Heinlein: Was ist so neu an diesem Kapitel?
Garrett: Na ja, zuerst ein schwarzer Kandidat und vorher natürlich für die demokratische Partei eine Kandidatin und ein schwarzer Kandidat, der dann das Rennen gewonnen hat. Er steht als Kandidat da, der sehr seriös ist. Er hat sehr gute Chancen - nicht nur, weil die allgemeine Stimmung in den USA so schlecht ist, aber weil er so ein Naturtalent ist im Bereich Politik.
Heinlein: Welche Rolle wird seine ethnische Herkunft im Wahlkampf spielen?
Garrett: Eine sehr, sehr nuancierte komplexe Rolle. Der Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA hat gestern die Stimmen abgegeben und Obama einen klaren Sieg geschenkt. Es gibt weiße Wähler, die absolut bereit sind, für Obama zu stimmen. Die Schwarzen auch überwältigend. Unter den Latinos, die inzwischen 13 Prozent der Bevölkerung der USA vertreten, ist es deutlich geteilter. Unter Frauen ist es aufgeteilt und unter Männern ist es aufgeteilt. Einkommen spielt eine große Rolle hier. Unter 50.000 Dollar Einkommen pro Jahr ist man eher abgeneigt gegenüber Obama - darüber geneigt zu Obama.
Heinlein: Es war ein langer und sehr zäher Vorwahlkampf mit vielen persönlichen Angriffen von beiden Seiten. Gerade Hillary Clinton hat ja ihren Gegenkandidaten Obama direkt konfrontiert. Wie sehr hat dies Obama auf lange Sicht geschadet?
Garrett: Auf lange Sicht glaube ich eher nicht. Das heißt jetzt wird ein neues Momentum aufgebaut mit der ganzen Partei. Sehr viel hängt natürlich von Hillary Clinton ab. Wir haben in der Berichterstattung aus Washington gehört, dass sie nicht bereit war, heute, gestern Abend von der politischen Bühne wegzutreten. Und sie versucht offensichtlich, sich so zu positionieren, eine klare profilierte Rolle in der Wahl jetzt zu spielen. Das ist für Obama absolut problematisch, weil dadurch wird es schwieriger sein, die Partei wirklich zusammenzubringen.
Heinlein: Hat Hillary Clinton mit ihrer Weigerung, die Niederlage am heutigen Tag ganz offen einzugestehen, ihre allerletzte Chance auf einen würdigen Abgang verpasst?
Garrett: Meiner Meinung nach ja. Das ist natürlich nur eine persönliche Einschätzung. Ich denke es fehlte ihr heute einfach Souveränität. Das hört man aus der amerikanischen Presse. Die Meinungen unter den führenden Stimmen in der amerikanischen Medienlandschaft sind einstimmig. Hier hat sie so knauserig, fast kleinlich verweigert, Obama wirklich zu loben und ihn als Kandidat für die demokratische Partei wirklich anzuerkennen. Es war kein guter Tag für sie.
Heinlein: Wie glaubhaft kann sich denn Hillary Clinton überhaupt noch in den kommenden Wochen und Monaten hinter Barack Obama stellen, ihn im Wahlkampf gegen McCain unterstützen?
Garrett: Das ist natürlich die große Frage, die Gretchenfrage. Sie muss als A und O als erstes den Satz über die Lippe kommen lassen "ich habe verloren". Bisher hat sie das nicht getan und das muss passieren, damit sie dann wirklich glaubhaft und konstruktiv mit Obama arbeiten kann. Ich warte gespannt, ob dieser Satz tatsächlich überhaupt aus dem Clinton-Lager zum Ausdruck kommt. Das bezweifle ich fast.
Heinlein: Wie erfolgversprechend, Herr Garrett, wäre denn ein gemischtes Doppel Obama/Clinton? Würde dies die Chancen gegen John McCain erhöhen?
Garrett: Nein. Das wird oft behauptet oder die Idee kolportiert. Das ist natürlich eine logische Idee. Aber ich denke diese Strategie würde nicht aufgehen, weil Hillary Clinton polarisiert sehr stark die amerikanischen Wählerschaft und ganz wesentlich die so genannten unabhängigen Wähler. Und polarisieren heißt mobilisieren und sie würde eine bestimmte politische Klientel gegen Obama mobilisieren. Das würde natürlich schaden. Was Obama braucht ist, denke ich mir, eine Vizepräsidentin, um die so genannte Frauenfrage wirklich zu neutralisieren, eine moderate Frau und eine Frau, die die Arbeiterklasse in den USA ansprechen kann. Und es gibt Möglichkeiten! Es gibt gute Kandidaten, die genau diese Rolle erfüllen können.
Heinlein: Polarisiert ist ja auch das Lager der Demokraten. Wie sehr hat sich denn die Partei in zwei Lager aufgespalten, Obama und Clinton? Wie groß ist die Chance, dass man bis November zur Einheit zurück findet?
Garrett: Die Möglichkeiten sind da. Obama hat sehr viel durch diesen Wahlprozess gelernt. Als er zum Beispiel Hillary Clinton in seiner Rede gestern Abend gelobt hatte, hat er gesagt "ich bin jetzt ein besserer Kandidat". Und das stimmt auch! Er müsste ein bisschen weg von Show, von TV-Star und viel mehr in die wenn wir so wollen Gemeindepolitik und mit Leuten reden. Das kann er durchaus besser, aber dazu muss er diese Arbeiterschicht der demokratischen Partei anziehen. Da wird seine Wahl für den Vizepräsidenten eine entscheidende Rolle spielen.
Heinlein: Vielen Dank! - Christer Garrett von der Universität Leipzig.