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Etappe 3 - Von Moulins nach Tain-l‘Hermitage
Reporterglück

Von der ersten Idee bis zum Reisebeginn sind viele Wochen vergangen, in denen Anne Raith und Andreas Noll Karten studiert, Themen recherchiert und Gesprächspartner angefragt haben. Planung ist wichtig - aber was dann wirklich vor Ort passiert, ist oft eine Frage des Glücks.

Von Anne Raith und Andreas Noll | 29.03.2017
    Tippgeber Gilbert Bouchet, Bürgermeister von Tain-l'Hermitage an der Nationalstraße 7, die er kulturell und wirtschaftlich wiederbeleben will.
    Tippgeber Gilbert Bouchet, Bürgermeister von Tain-l'Hermitage an der Nationalstraße 7, die er kulturell und wirtschaftlich wiederbeleben will. (Deutschlandradio / Andreas Noll)
    So eine Reise hat ja einen langen Vorlauf. Von der Idee bis zur Abfahrt sind viele Wochen vergangen, in denen wir, über die Frankreichkarte gebeugt, die Route studiert und Themen durchgesprochen haben. Was beschäftigt die Franzosen vor der Wahl? Und was interessiert unsere Hörer? Dann haben wir begonnen, Gesprächspartner anzufragen. Manche von ihnen haben sehr schnell geantwortet, wie zum Beispiel der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Tain-l’Hermitage an der Rhône. Anderen mussten wir ein bisschen hinterhertelefonieren, von wieder anderen haben wir nie wieder etwas gehört.
    Mit einem groben Gerüst und ein paar Telefonnummern im Gepäck sind wir also aufgebrochen, gespannt, ob alles klappt. Planung ist wichtig. Aber nur das eine. Das andere ist: Reporterglück.
    Als wir am frühen Nachmittag in Tain-l’Hermitage ankommen, regnet es. Bürgermeister Gilbert Bouchet hat zwar wie verabredet Zeit für uns, aber nur eine halbe Stunde. Ihn für die Reportage bei einem Spaziergang zu begleiten, können wir bei dem Wetter vergessen. Also sprechen wir im Rathaus in einem Büro, das noch nicht einmal seines ist, da alles umgebaut wird, über die Nationalstraße 7. Und wo eigentlich noch einer der alten rot-weißen Kilometersteine zu finden ist. "Bei Michel Chabran im Garten", weiß Bouchet zu berichten. Wir sollten da ruhig mal vorbeigehen und einen schönen Gruß bestellen. Als Bouchet die Fragezeichen in unseren Gesichtern sieht, schiebt er hinterher: Chabran ist ein bekannter Sternekoch und hat sein Restaurant an der N7.
    Sternekoch Michel Chabran wurde von unseren Reportern überrascht, hat ihnen aber gerne den alten Kilometerstein der N7 in seinem Garten gezeigt.
    Sternekoch Michel Chabran wurde von unseren Reportern überrascht, hat ihnen aber gerne den alten Kilometerstein der N7 in seinem Garten gezeigt. (Deutschlandradio / Andreas Noll)
    Eine Viertelstunde später stehen wir also am Empfangstresen und erklären etwas umständlich, wie wir ebendort gelandet sind. "Herr Chabran ist gerade im Gespräch, ich frage mal", sagt die Dame und verschwindet. Ehrlicherweise rechnen wir nicht damit, dass sie so schnell wiederkommt. Tut sie aber, mit einem Herrn in schwarzer Steppweste und graumeliertem Haar, der uns nicht nur den Kilometerstein und sein Restaurant zeigt, sondern auch aus dem Nähkästchen plaudert. Er, der sie alle bekocht hat und als Geschäftsmann alle liebt: Chirac ("Ein Genießer!"), Sarkozy ("Ein super Typ!"), Hollande ("Ein feiner Kerl!"). Und natürlich auch den kommenden Präsidenten. "Der wird gewinnen", sagt er und zeigt uns ein Foto auf seinem Handy. Wer das ist, verraten wir Ihnen hier.