Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

EU-Außenministertreffen
Boris Johnsons Suche nach Verbündeten gegen Russland

Das Verhältnis zwischen Großbritannien und Russland ist nach dem Giftgasanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal erkaltet. Heute reist Außenminister Boris Johnson zum EU-Treffen nach Brüssel, um Verbündete für einen harten Kurs gegen Russland zu finden.

Von Jens-Peter Marquardt | 19.03.2018
    Boris Johnson am Sonntag (18.3.2018) vor Medienvertretern in London.
    Großbritanniens Außenminister Boris Johnson über Russland: "Ein Land, dass sich in die falsche Richtung entwickelt" (imago / i Images)
    Wenn der britische Außenminister heute seine EU-Kollegen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg trifft, dann ist er zuversichtlich, dass sie sein Land in der Auseinandersetzung mit Russland nicht allein lassen werden.
    "Die Menschen, egal ob in Amerika, in Deutschland, Frankreich, gar nicht zu sprechen von den baltischen Ländern, sie alle haben ihre Erfahrungen gemacht, mit russischer Einmischung, mit böswilligem, Unruhe stiftendem russischen Verhalten in den vergangenen Jahren. Sie sehen ein Land, das sich in die falsche Richtung entwickelt. Deshalb sind sie jetzt nicht mehr geneigt, Russland den Vorteil des Zweifels zu gewähren, sondern Schulter an Schulter an der Seite Großbritanniens zu stehen."
    23 britische Diplomaten verlassen Moskau
    Am Wochenende hatte Moskau auf erste britische Sanktionen mit eigenen Maßnahmen geantwortet. Unter anderem müssen jetzt auch 23 britische Diplomaten Moskau verlassen. London wird darauf voraussichtlich mit weiteren Sanktionen antworten – heute wird es in Brüssel auch darum gehen, wie die internationalen Sanktionen gegen Russland jetzt möglicherweise nach dem Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury verschärft werden könnten.
    Heute werden auch Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen aus Den Haag in das britische Forschungslabor nach Porton Down kommen. Johnson sagte, den Experten würden Proben des Giftes vom Typ Nowitschok zur Verfügung gestellt, mit dem nach den Erkenntnissen der britischen Ermittler die Skripals vergiftet wurden. Diese Proben könnten dann anschließend von renommierten internationalen Laboren untersucht werden:
    Spur nach Porton Down
    Gestern hatte der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow in einem BBC-Interview die These vertreten, dass die Spur zum Fall Skripal möglicherweise nach Porton Down führe. Das Untersuchungsgslabor des britischen Verteidigungsministeriums liege ja nur zwölf Kilometer von Salisbury entfernt.
    Der russische EU-Botschafter beteuerte erneut, Russland besitze keine Chemiewaffen und habe alle Bestände aus sowjetischen Zeiten vernichtet. Dagegen erklärte der britische Außenminister, man habe Beweise, dass die Russen nicht nur den Einsatz von Nervengift bei Anschlägen untersucht hätten, sondern das Nervengift Nowitschok in den vergangenen zehn Jahren auch hergestellt und eingelagert hätten.