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EU-Förderprogramme
Deutsch-britische Forschung vor ungewisser Zukunft

Reisen per Hologramm, ein Miniaturauto für die Erste Hilfe und Prostatakrebs-Prävention: Deutsch-britische Wissenschaftsteams arbeiten erfolgreich an den unterschiedlichsten Projekten. Finanziert werden sie durch Fördergelder der EU. Doch deren Zukunft ist durch den drohenden Brexit ungewiss.

Von Christoph Schäfer |
Britische und deutsche Flaggen sind während des Besuchs des britischen Prinzen Charles in Leipzig zu sehen.
Viele britische Unis erwägen, in Deutschland einen Ableger zu gründen - um weiter Zugang zu EU-Fördergeldern zu erhalten (picture alliance / Hendrik Schmidt)
Eine junge Frau, posiert vor Christopher Szkoda in verschiedenen Outfits. Aber nur der Mediendesigner sieht unter all den Besuchern in der britischen Botschaft das Model - über eine Brille, die nur ihm ihr kleines pixeliges Hologramm, also ein digitales 3D-Abbild, erzeugt. Der Mediendesigner entwickelt sein Projekt an der Ravensbourne Universität in London.
Forschung dank des Horizon-2020-Programms
Das Projekt funktioniert mithilfe von Wi-Fi und einer Spielkonsole, vor der der knapp zwei Meter große Szkoda sitzt. Deren Kamera scannt seinen Körper und projiziert auch ihn als kleines holografisches Abbild an die Brille eines Empfängers in London. Christopher kam die Idee durch einen Filmklassiker.
"Die Inspiration für diese ganze Hologramm-Idee kommt von Star Wars, wo Prinzessin Leia als Hologramm durch R2D2 projiziert wird."
Und Christopher hofft, dass seine Technologie irgendwann Flugreisen überflüssig macht. Und damit die Umwelt viel schneller sauber gehalten wird. Seine Forschung finanziert er seit mehreren Jahren mit dem EU-Förderprogramm Horizon 2020.
Unsichere Zukunft von EU-Fördergeldern
Mit ihm zusammen arbeitet auch eine deutsche Designerin, Sabine Roth. Sie entwirft Camouflage-Mode in London. Mit dieser kann sich die Trägerin oder der Träger vor einer Kameralinse verstecken, damit kein holografisches Abbild möglich ist. Denn neue Technologie erfordere auch neuen Datenschutz. Im Zuge des Brexits merke sie aber, dass es schwieriger werde, an EU-Fördergelder zu kommen.
"Es ist einfach eine unglaubliche Ungewissheit, aber das ist ja schon seit Jahren so. Angenehm ist es natürlich nicht."
Mehrere Forschungs-Projekte, die in der britischen Botschaft ausgestellt sind, werden mit EU-Geldern finanziert. Unter anderem gibt es Infos und Fotos zu einem Erste-Hilfe--Mini-Auto und zur Prostata-Krebs-Prävention.
Für Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich werden auch in Zukunft- nach dem Brexit- EU-Fördergelder zugänglich sein, ist sich zumindest Frances Wood von der britischen Botschaft sicher. Sie unterstützt den deutsch-britischen Wissenschaftsaustausch.
"Die britische Regierung will in jedem Fall, dass wir auch in Zukunft bei EU-Förderprogrammen dabei sind. Wir haben bereits gesehen, dass das in der Vergangenheit möglich ist – bei Horizon 2020 gibt es auch Drittstaaten, Länder wie Israel oder Südkorea."
Aber so ein Drittstaaten-Abkommen muss erst verhandelt werden. Die deutsch-britische Zusammenarbeit beschreibt sie übrigens mit einem Wort: "excellent."
Britische Unis gründen Ableger in der EU
Ähnlich hoffnungsvoll ist Martin Bickl, Vorsitzender der "Deutschen Assoziation für internationalen Bildungsaustausch" - kurz DAIA. Trotz Brexit sei das gegenseitige Interesse zwischen Deutschen und Briten ungebrochen. Auch wenn es der britischen Seite dabei unter anderem ums Geld gehen dürfte.
"Viele britische Universitäten erwägen derzeit in Deutschland oder anderen europäischen Staaten einen Ableger mit eigener Rechtspersönlichkeit zu gründen, um eben Zugang zu diesen Forschungsgeldern der EU zu erhalten."